Bieterschlacht um Einfamilienhaus Familienvater (39) setzt sich in Zwangsversteigerung durch

Bieterschlacht um Einfamilienhaus
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Saal 115 im Amtsgericht war am vergangenen Freitag (27. Januar) rappelvoll: Nicht weniger als 24 Personen hatten auf den Bieterbänken bei der Zwangsversteigerung Platz genommen. Zu Gebote stand ein Reihenmittelhaus mit Garage.

Als Verkehrswert des Gebäudes aus dem Jahr 1966 war im Gutachten ein Preis von 186.300 Euro festgesetzt worden bei einer Wohn- und Nutzfläche von rund 98 Quadratmetern.

Die IngDiba-Bank hatte die Zwangsvollstreckung wegen einer auf dem Grundstück liegenden Grundschuld betrieben. Die Besonderheit lag darin, dass auf der Schuldnerseite eine Vertreterin der Bezirksregierung Arnsberg saß.

Erster Auftritt bei einer Zwangsversteigerung

Sie vertrat das Land NRW, das durch Fiskalerbschaft in das Eigentum der Immobilie gekommen war, wie Christoph Söbbeler, Sprecher der Bezirksregierung später erläuterte. Offenbar hatte es keine Erben gegeben oder die Erbschaft war ausgeschlagen worden, sodass der Staat von Gesetzes wegen eintrat.

Man versuche gerade bei Wohnimmobilien, die Objekte weiter zu veräußern, so Söbbeler. „Wenn es gut läuft, bleibt etwas zurück für das Land.“ Im Fall des Hauses am Sümberg dürfte nur wenig Geld in die Staatskasse fließen.

Beim 21. Gebot erhielt ein 39-Jähriger aus Westick den Zuschlag der Rechtspflegerin: 165.000 Euro wollte keiner der vier weiteren Mitbieter übertrumpfen. „Ich habe immer um 5000 Euro erhöht, das hat die anderen wohl verunsichert“, meinte der Familienvater später, der selbst achtmal geboten hatte.

Es sei sein allererster Auftritt bei einer Zwangsversteigerung gewesen. Das Haus habe er unbedingt haben wollen. Grundschule und Gesamtschule Fröndenberg seien unmittelbar benachbart. Sein Kind wisse er so auf einem sicheren und kurzen Schulweg. „Das ist für mich der Wert des Hauses“, so der Ersteigerer.

Vier Mitbieter auch aus Unna und Wickede/Ruhr

Der Fröndenberger hatte auch das erste Gebot abgegeben. Er begnügte sich zunächst mit dem vorgeschriebenen Mindestgebot von 93.159 Euro, fünf Zehntel des Verkehrswertes. Außerdem hatte er mit dem Gebot sofort eine Sicherheitsleistung von zehn Prozent des Verkehrswertes aufzubringen.

Fast minütlich gingen anschließend die Hände der Mitbieter nach oben: Ein junges Ehepaar aus Fröndenberg, eine 48-jährige Frau aus Unna, ein 40-Jähriger aus Fröndenberg sowie ein 42-Jähriger aus Wickede/Ruhr.

Aus dem Versteigerungserlös wird nicht nur die IngDiba befriedigt, die 115.000 Euro angemeldet hatte. Die Stadtkasse Fröndenberg machte Grundbesitzabgaben für die vergangenen drei Jahre geltend, die sich zuzüglich Säumniszuschlag auf rund 2160 Euro summiert hatten.

Wohnungsrecht erlischt mit Zuschlag

Bis zuletzt hatte eine Wohnungsberechtigte in dem Haus gelebt; dieses Wohnrecht ist nun mit dem Zuschlag bei der Zwangsversteigerung erloschen. Ihr Anwalt hatte einen Jahresbetrag von 7647 Euro als Geldrente für das erlöschende Wohnrecht geltend gemacht. Die Rechtspflegerin machte deutlich, dass diese Forderung lediglich aus einem überschießenden Versteigerungserlös befriedigt werden könnte.

Der glückliche Familienvater hatte mit all diesen Forderungen nichts mehr zu tun. Er freute sich darüber, unter dem Strich ein Schnäppchen gemacht zu haben: „Auf dem freien Markt hätte man viel mehr für das Haus bezahlen müssen.“