Die neue Wärmepumpe schnurrt leise hinter dem gepflegten Haus. Hans-Uwe Wilhelm aus Methler (82) hat sie teuer bezahlt.
Eigentlich hat er sie sogar zweimal bezahlt. Einmal 22.000 Euro als Anzahlung für jenes Gerät, das der nun wegen Betrugs angeklagte Handwerker aus Kamen nicht lieferte. Das andere Gerät, etwa 35.000 Euro teuer, schloss eine seriöse Firma nun an. „Das sind fast 57.000 Euro – ein Haufen Geld“, sagt der Rentner, der sich von der 21 Jahre alten Gasheizung trennte, bedrückt.
Drama um nicht gelieferte Wärmepumpe plastisch vor Augen
Wenn Wilhelm dem gleichmäßigen Rauschen der Wärmpumpe lauscht, hat er das Drama um die nicht gelieferte Wärmepumpe gleich wieder vor Augen. Dass er so leichtgläubig war und eine so große Summer als Anzahlung anwies, ärgerte ihn so sehr, dass er selbst recherchierte und unermüdlich nach Spuren suchte: Um dem Mann, der jetzt angeklagt wurde, ausfindig zu machen. Um diesem Handwerker buchstäblich das Handwerk zu legen.
Der 82-Jährige fand in Hamm ein unscheinbares Betriebsgelände, auf dem der Firmenwagen des Handwerkers stand. Die weitere Suche führte allerdings ins Nichts. Der Gesuchte hatte offenbar versucht, seine Spuren zu verwischen.

Polizei war dem Handwerker längst auf der Spur
Vergeblich. Denn die Polizei war ihm da ebenfalls längst auf der Spur. Fünf ähnliche Fälle mit einer Schadensumme von ca. 100.000 Euro lagen den Kriminalbeamten vor. An diesem Dienstag kam es zur Anklage. Der Prozess wurde allerdings vertagt.
Zur Enttäuschung von Wilhelm, der die öffentliche Verhandlung besuchte und dabei einen Leidensgenossen kennenlernte, ebenso aus Methler, ebenso um 22.000 Euro erleichtert. Wilhelm: „Der Handwerker hat auch andere nach Strich und Faden ausgenommen. Er sollte nicht noch einmal die Möglichkeit bekommen, andere zu betrügen.“
Auf die Seriosität der Firma achten
Man sollte sich aber auch nicht betrügen lassen, so Wilhelms Lehre aus dem Ganzen. Jene, die eine derlei kostspieligen Anschaffung planen, sollten auf die Seriosität der Firma achten und niemals eine so hohe Anzahlung leisten. „Ich würde auch nach Firmen gucken, die schon Erfahrung haben, Wärmepumpen zu installieren“, betont er.
Ob sich die Investition rechnet? „Das kann ich noch nicht sagen. Da muss man erst einmal ein Jahr abwarten.“
Kaum noch Hoffnung, das Geld wiederzusehen
Rechnen wird sich die Anschaffung erst einmal tatsächlich nicht. Wilhelm hat die Hoffnung fast schon aufgegeben, dass er die 22.000 Euro irgendwann noch einmal wiedersehen wird. Trotz des Rückschlags ist er hartnäckig geblieben bei dem Vorhaben, sein Haus unabhängig von Öl und Erdgas zu machen. Als Technik-Freak, wie er sich selbst bezeichnet, bestellte er die zweite Wärmepumpe: „Jetzt bin ich gut für die Zukunft aufgestellt“, sagt er zufrieden. Seit 1977 lebt er gemeinsam mit seiner Ehefrau Bärbel in dem Häuschen mitten in einem idyllischen Wohngebiet in Methler.
Mit der neuartigen Technik in seinem Haus ist Wilhelm bisher absolut zufrieden. „Die Wärme kommt gleichmäßiger an als mit der Gasheizung“, berichtet er. Den Strom bezieht er teilweise aus einer kleinen Solaranlage, die er auf dem Dach hat. Doch die liefert natürlich nicht zu jeder Tageszeit. Wilhelm denkt deswegen darüber nach, jetzt noch einen Batteriespeicher anzuschaffen, um noch unabhängiger von steigenden Energiepreisen zu werden. Das verschiebt er aber noch ein bisschen. „Erst einmal muss ich mein Schulden zahlen.“
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