Beigeordneter Uwe Liedtke ist, wie er sagt, mit dem Rad durch die sogenannte THS-Siedlung an der Hans-Böckler-Straße gefahren. Ihm ist aufgefallen, wie viel Liebe die dortigen Bewohner in ihre Häuser gesteckt haben. „Die Anwohner haben sich durchaus Gedanken gemacht und Mühe gegeben“, lobt er.
Doch dabei sind nicht immer die Bestimmungen der geltenden Gestaltungssatzung eingehalten worden. Beispielsweise bei der Farbe der alten Zechenhäusern. Die Gelbtöne entsprechen nicht dem siedlungstypischen Gelb, das eigentlich vorgeschrieben ist.
Die Stadt Kamen ändert die Regeln
Deswegen ändert die Stadt Kamen nun die Regeln. Die Eigentümer sind nicht nur freier bei der Wahl der Farbe für ihre äußeren vier Wände. „Denn das ist ja auch Geschmackssache“, wie Liedtke sagt. Sie können nun auch Solaranlagen auf das Dach setzen. „Und das ist zeitgemäß“, wie er vor Kamens Politikern im jüngsten Stadtrat äußerte. „So haben die Anwohner die Möglichkeit, sich mit regenerativer Energie zu versorgen.“
Die bisherige Gestaltungssatzung hat das ausgeschlossen. Liedtke ist überzeugt, dass die historische Bergarbeitersiedlung trotzdem ihren Charme erhält. „Viele haben da jetzt schon viel richtig gemacht.“

Siedlung mit einer weitgehend einheitlichen Charakteristik
Die Siedlung ist in den 50er-Jahren zur Versorgung der Bergarbeiter mit Wohnraum entstanden. Trotz teilweiser Privatisierung besitze sie, wie die Stadt in ihrer Beschlussvorlage für die Politiker schrieb, „noch eine weitgehend einheitliche Charakteristik“. Grundsätzlich sei das Erscheinungsbild der Siedlung durch Beachtung der Gestaltungssatzung durch die einheitlichen Putzfassaden sowie der Festsetzung der straßenseitigen Fenster- und Türformate gewahrt geblieben.
Insbesondere die Kleinteiligkeit der bisherigen Gestaltungssatzung habe zu vielen, zumeist unbeabsichtigten Verstößen während der Sanierungs- und Renovierungsarbeiten nach Privatisierung geführt. „Der Erhalt der Klinkersockel sowie der Türeinfassungen war vor allem im Zuge des Anbringens von Wärmeisolierungen technisch kaum lösbar und wurde daher selten beachtet“, heißt es.
Zustimmung auch aus Reihen der Politik
Die Erleichterungen für die dortigen Bürger, die ab sofort gilt, stößt auch in der Politik auf Zustimmung. „Modernes Wohnen war in der Siedlung bisher nicht möglich“, so Ralf Eisenhardt, Fraktionschef der CDU. Die Wohnungen seien nur etwa 60 Quadratmeter groß und die Wände schlecht zu isolieren. „Man wohnt wie in den 50er-Jahren.“ Die CDU sei zwar nicht ganz glücklich mit den neuen Regelungen, weil nun auch andere Farben als Gelb zugelassen sind. „Aber viele Anwohner haben das bisher dort richtig gut gemacht.“