Nach Plagiatsvorwürfen Uni prüft Doktorarbeit der Berliner Verkehrssenatorin

Nach Plagiatsvorwürfen: Berliner Senatorin lässt Arbeit prüfen
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Nach Plagiatsvorwürfen will die Universität Rostock die Doktorarbeit von Berlins Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) prüfen und dem Täuschungsvorwurf nachgehen. Das teilte die Hochschule am Montag mit. „Die Zuständigkeit zur Überprüfung der Promotion obliegt der Juristischen Fakultät.“ Schreiner habe die Universität um schnellstmögliche Prüfung des Vorwurfs gebeten.

Die Senatsverwaltung für Verkehr, Umwelt und Klimaschutz teilte mit, die Universität sei am Montagmorgen per Mail um die Prüfung der Doktorarbeit gebeten worden. Sie sei an die Rektorin und den Dekan der Juristischen Fakultät geschickt worden.

Die Sprecherin des Senats, Christine Richter, teilte auf Anfrage mit, der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) werde sich vorerst nicht zu dem Thema äußern. „Wir warten das Verfahren und das Ergebnis der Prüfung ab“, sagte Richter. „Das wird sicher einige Zeit dauern.“

Schreiner, seit Ende April für das Ressort Verkehr, Umwelt und Klimaschutz im neuen schwarz-roten Senat verantwortlich, will den Doktortitel nach Angaben ihrer Sprecherin bis zur Klärung der Vorwürfe nicht mehr führen.

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Manja Schreiner kündigte bereits am Sonntag an, ihre Doktorarbeit prüfen zu lassen

Die CDU-Politikerin hatte bereits am Sonntag mitgeteilt, dass sie ihre Doktorarbeit überprüfen lassen wolle. Zuvor hatte es Berichte über mutmaßliche Unregelmäßigkeiten in ihrer Arbeit zum Thema „Arbeitnehmerberücksichtigung im Übernahmerecht“ aus dem Jahr 2007 gegeben.

Demzufolge haben Ehrenamtliche auf dem Portal VroniPlag Wiki die Arbeit analysiert und nach eigenen Angaben mehrere Dutzend Textstellen gefunden, die zu beanstanden seien. Öffentlich geworden war der Fall laut „Bild am Sonntag“ durch einen Fachartikel in der „Neuen Juristischen Wochenschrift“.

Dort hat der Frankfurter Rechtsprofessor Roland Schimmel über sogenannte „Bauernopfer“ in akademischen Arbeiten berichtet und in diesem Zuge Schreiners Arbeit als Beispiel genannt. Unter dem Begriff verstehen Plagiatsjäger unsauber markierte Textübernahmen aus anderen Arbeiten.

Schreiner hat von 1996 bis 2001 Rechtswissenschaften an der Universität Rostock studiert. Nach dem Referendariat schloss sie ein Masterstudium in Internationalem und Europäischem Wirtschaftsrecht an. Von 2005 bis 2007 promovierte sie in Rostock.

Danach arbeitete sie beim Kreuzfahrtunternehmen Aida Cruises unter anderem als Justiziarin, als Rechtsreferentin beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), als Leiterin der Rechtsabteilung beim Zentralverband des Deutschen Handwerks und zuletzt als Hauptgeschäftsführerin bei der Fachgemeinschaft Bau Berlin und Brandenburg. Schreiner ist seit 2019 stellvertretende Landesvorsitzende der Berliner CDU.

Sebastian Walter und Tobias Schulze begrüßen das Vorgehen von Manja Schreiner

Der Parlamentarische Geschäftsführer der Berliner Grünen-Fraktion, Sebastian Walter, begrüßte das Vorhaben Schreiners, die Arbeit untersuchen zu lassen. „Die Vorwürfe im Raum scheinen substanziell“, sagte er dem „Tagesspiegel“. Schreiner müsse dazu beitragen, dass die Vorwürfe vollständig aufgeklärt würden.

Der wissenschaftspolitische Sprecher der Linke-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Tobias Schulze, sagte der Zeitung, es sei gut, dass die Senatorin von sich aus die Überprüfung beauftrage. „Die Universität Rostock sollte nun nach transparenten wissenschaftsbasierten Verfahren zu einer Einschätzung kommen.“

Die jetzige Wirtschaftssenatorin und frühere Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey sah sich ebenfalls mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert. Die Hauptstadt-SPD wählte sie zusammen mit Raed Saleh Ende 2020 an die Spitze der Landespartei. Ein halbes Jahr später wurde Giffey ihr Doktortitel in Politikwissenschaft wegen Täuschung bei der Übernahme fremder Inhalte in ihrer Doktorarbeit aberkannt. Kurz zuvor hatte sie im Zuge der Plagiatsaffäre ihr Amt als Bundesministerin aufgegeben.

dpa