Auf diesem gestellten Foto fährt eine Frau mit ihrem Pedelec an einem Auto vorbei, das die Tür öffnet.

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Beim Pedelec fährt das Risiko mit: Unfallzahlen sind besorgniserregend

rnStraßenverkehr

Das Polizeipräsidium Recklinghausen berichtet, dass sich die Zahl der verletzten Pedelec-Fahrer innerhalb von zwei Jahren fast verdoppelt hat. Ein Experte klärt über die Gefahren auf.

von Svenja Suda

Kreis Recklinghausen

, 29.03.2022, 16:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

Und wieder ist es passiert. Auf einer Kreuzung in Gladbeck ist am Montagmorgen (28. März) eine 56-jährige Pedelec-Fahrerin mit einem Pkw kollidiert. Die Frau wurde bei dem Unfall verletzt. Gerade in Zeiten von Corona und schwindelerregenden Spritpreisen gewinnt das motorunterstützte Zweirad grundsätzlich an Beliebtheit, aber: Das erhöhte Risiko, mit solch einem Gefährt im Straßenverkehr zu Schaden zu kommen, fährt mit.

Gerade die ältere Generation zeigt großes Interesse

Die Anzahl der Pedelecs im Straßenverkehr nimmt rasant zu. Und immer wieder kommt es zu Unfällen mit diesen Zweirädern, warnt Polizeidirektor Martin Kirchner. Der Leiter der Direktion Verkehr im Polizeipräsidium Recklinghausen stellt fest: „Pedelecs, im Volksmund auch E-Bikes genannt, werden häufig unterschätzt.“ Da Pedelecs mit ihrer Motorunterstützung die Chance böten, weitere Strecken als mit dem herkömmlichen Fahrrad zurückzulegen, zeige gerade die ältere Generation großes Interesse an diesen Zweirädern. Aber: „Wenn ein älterer Mensch mit einem Pedelec stürzt, zieht er sich in der Regel größere Verletzungen zu als ein junger.“

Polizeidirektor Martin Kirchner, Leiter der Direktion Verkehr, gibt Tipps, wie Pedelec-Fahrer sicher durch den Verkehr kommen.

Polizeidirektor Martin Kirchner, Leiter der Direktion Verkehr, gibt Tipps, wie Pedelec-Fahrer sicher durch den Verkehr kommen. © Polizei RE

205 Pedelec-Fahrer verunglückten im vergangenen Jahr

Insgesamt verunglückten im Jahr 2021 im Bereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen (Kreis RE plus Bottrop) 650 Radler. Davon waren nach Angaben der Behörde 205 mit einem Pedelec unterwegs. Zum Vergleich: 2020 gab es 162 verletzte Pedelec-Fahrer, 2019 waren es lediglich 114. Hinter den Zahlen steckt also eine besorgniserregende Entwicklung.

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Das Geschwindigkeitsdurchschnittsniveau sei höher als beim Fahrrad ohne Motorunterstützung, die Folgen beim Sturz können deshalb gravierender sein. Damit nicht genug: Menschen am Lenkrad „unterschätzen gelegentlich die Geschwindigkeit der Biker“. Da Letztgenannte keine Knautschzone haben, fehlt ihnen der schützende „Puffer“. Also sollten Pedelec-Nutzer im eigenen Interesse ihre Sicherheit im Blick haben.

Experte: Anfahren, Bremsen und Abbiegen sollten geübt werden

Bei der Benutzung spielt der Zustand des Fahrzeugs eine große Rolle, so müssen Beleuchtung und Bremsen funktionieren. Martin Kirchner empfiehlt: „Bei Neuanschaffungen – ob Fahrrad mit oder ohne Motorunterstützung – sollte das Anfahren, Bremsen und Abbiegen geübt werden.“ Nicht zu vergessen die Ausrüstung derjenigen, die sich auf den Sattel schwingen. „Ein Helm kann Leben retten. Er schützt vor schweren Kopfverletzungen“, sagt Kirchner mit Nachdruck, „deshalb empfiehlt die Polizei dringend das Tragen.“ Und: Wie immer gelte die Devise: „Sicherheit durch Sichtbarkeit“! Also helle Kleidung, Leuchtwesten und Accessoires, die Aufmerksamkeit im Straßenverkehr erzielen, anziehen.

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Rotlichtverstöße und Geisterradeln sind kein Kavaliersdelikt

„Es hilft, defensiv und vorausschauend zu fahren“, rät Kirchner. Das heißt unter anderem: den Blickkontakt in Vorfahrt-Situationen suchen und mit Fehlern anderer rechnen. Den eigenen Schutz „hat ein Radfahrer ein Stück weit selbst in der Hand“, unterstreicht der Polizei-Experte. Beispielhaft führt er korrektes Verhalten an: Rotlicht beachten, Richtungsänderungen beim Abbiegen mit der Hand anzeigen, Radwege nur in der freigegebenen Richtung benutzen – „nicht geisterradeln!“ Der Polizeidirektor stellt klar: „Es ist nicht uncool, das Handy in der Tasche zu lassen.“

Die Missachtung solcher Gebote sind keineswegs Kavaliersdelikte. „Wir treffen auch repressive Maßnahmen gegen Radfahrende, wenn sie gegen Regeln verstoßen.“ Diejenigen, die die Polizei erwischt, „müssen zahlen“.

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