Mehr als zwei Millionen Abonnenten bei YouTube „Die Leute lieben, was ich mache“

Über zwei Millionen YouTube-Abonnenten: „Die Leute lieben, was ich mache“
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Es ist erst ein paar Tage her, da hat Tracy-Polycap Anyanwu mit seinen Kurz-Videos bei YouTube eine unglaubliche Marke geknackt: Mehr als zwei Millionen Menschen abonnieren jetzt weltweit seinen Kanal.

„Natürlich habe ich mich gefreut“, sagt der junge Mann, der aus Nigeria stammt und mittlerweile in Datteln wohnt, bescheiden lächelnd – und benennt halb scherzhaft gleich das nächste Ziel: „Drei Millionen.“ Doch davon ist er insgesamt gar nicht mehr so weit entfernt, denn zu seinen YouTube-Abonnenten kommen noch 300.000 Follower bei Snapchat, 250.000 bei TikTok, 110.000 bei Instragram. Angesichts dieser Rechnung strahlt dann auch Tracy-Polycap Anyanwu, reißt die Augen weit auf. „Es läuft super. Die Leute lieben das, was ich mache.“

Und was macht Tracy-Polycap Anyanwu? „Es geht um Videos unter 60 Sekunden. Das liegt im Trend vor allem bei jungen Leuten, mit diesen Shorts bekommt man schnell mehr Aufrufe, mehr Abonnenten“, berichtet der 20-Jährige, der bis zu diesem Sommer Schüler am Recklinghäuser Gymnasium Petrinum war. Seine Shorts unter dem Account „BeastyMan“ sind „reines Entertainment, Sketches“, sagt Tracy-Polycap Anyanwu. Sie handeln von vielen verschiedenen Themen – Sport, soziale Medien, Alltag, Verhalten von Jungen und Mädchen... „Es kann um alles gehen“, so der Influencer. Wichtig sei es, die Shorts möglichst einfach zu halten, nicht zu kompliziert zu werden. „Man braucht viel Kreativität, um das richtig rüberzubringen“, betont der Recklinghäuser. Das Erfolgsrezept des Creators mit der auffälligen Flechtfrisur und breiter silberner Halskette scheint zu stimmen, wie die Zahlen in den sozialen Medien zeigen. Wie gesagt: „Die Leute lieben das.“

„Das ist Arbeit, die mir unheimlich viel Spaß macht“

Doch auch wenn die Kurz-Videos einfach gestrickt sind, steckt einige Arbeit hinter ihnen. „Ich muss die Idee haben, überlegen, wie ich sie umsetze. Dann drehe ich das Video, dabei spiele ich selbst alle unterschiedlichen Personen, die vorkommen. Ich muss passende Hintergründe einfügen, schneiden und am Ende das Short hochladen“, erläutert Tracy-Polycap Anyanwu die einzelnen Arbeitsschritte, bis ein 60-Sekunden-Werk fertig ist. „Das dauert insgesamt mindestens zwei Stunden und ich poste bis zu drei Videos am Tag. Das Ganze bedeutet sehr viel Arbeit“, sagt er mit ernstem Gesicht. Doch dann lacht er geradezu befreit, ja glücklich: „Das ist Arbeit, die mir unheimlich viel Spaß macht.“

Tracy-Polycap Anyanwu zeigt ein Bild aus einem seiner Kurz-Videos – das Short hatte 1,8 Millionen Aufrufe.
Tracy-Polycap Anyanwu zeigt ein Bild aus einem seiner Kurz-Videos – das Short kam auf 1,8 Millionen Aufrufe. © Thomas Schönert

Tracy-Polycap Anyanwu ist eine Ein-Mann-Firma. „Ich kann das alles selbst, bis zu den Kontakten zu Firmen und Sponsoren“, sagt er ein wenig stolz. „Und ich will auch keinen Manager bezahlen.“ Wie viel er mit seinen Shorts verdient, möchte der 20-Jährige nicht verraten. Seine Einnahmequellen sind Honorare von den sozialen Medien, die sich nach der Anzahl der Aufrufe richten, sowie Sponsorengelder, Werbe-Videos, Gifts von Zuschauern. Er selbst bezeichnet sich als „finanziell frei“. Und auch für Taschengeld für Geschwister und die Mutter reiche es, sagt er lächelnd.

„Hier hat man mehr Chancen, etwas zu werden“

Das war beileibe nicht immer so. „Ich bin in Nigeria geboren – dort waren wir arm“, erzählt der junge Mann mit trauriger Stimme. „Vor fünf Jahren bin ich dann als Flüchtling nach Deutschland gekommen. Hier musste ich erstmal die Sprache lernen und sehr vieles kennenlernen, die Kultur, das Essen, das Wetter“, sagt er und lacht nun wieder ansteckend: „Das Wetter – das war das Schlimmste.“ Heute lebt Tracy-Polycap Anyanwu zusammen mit seinen Eltern und drei Geschwistern in Datteln – und will noch lange in Deutschland bleiben, wie er sagt. Der 20-Jährige betont: „In Deutschland ist es viel besser als in Nigeria. Hier ist es einfacher mit dem Geld, hier hat man mehr Chancen, etwas zu werden.“

Ein überaus erfolgreicher Influencer zu werden – das ist Tracy-Polycap Anyanwu bereits im Eiltempo gelungen. Dabei ist die Resonanz auf seine englischsprachigen Shorts weltweit, die meisten Zuschauer kommen aus den USA und dem Vereinigten Königreich, gefolgt von Indien und Deutschland. Doch Tracy-Polycap Anyanwu weiß auch, dass sein derzeitiges Erfolgsrezept nicht unbedingt von Dauer ist. „Als Creator muss ich mich immer wieder entwickeln, den Content ändern, nicht das Gleiche machen. Ich muss mich den Zuschauern anpassen, dem, was sie sehen wollen. Das ist sehr wichtig, um weiter mehr Aufrufe und damit mehr Geld und Sponsoren zu bekommen.“

Ausbildung als Kfz-Mechatroniker geplant

Dass er der Arbeit auf den sozialen Medien treu bleibt, ist dabei für Tracy-Polycap Anyanwu keine Frage. Wieder reißt der junge Mann begeistert die Augen auf, sagt mit viel Überzeugung in der Stimme: „Da will ich nicht aufhören, nein. Da mache ich immer weiter.“ Dennoch – und das klingt im ersten Moment sehr überraschend – hat er den Plan, im kommenden Sommer zusätzlich eine Ausbildung zu beginnen: als Kfz-Mechatroniker. „Eigentlich muss ich da nicht arbeiten, aber es ist ein Plan B. Es geht um Sicherheit, nicht um Geld“, erklärt Tracy-Polycap Anyanwu – und sinniert dann etwas nachdenklich: „Zwei Jobs, das ist schon crazy.“

Kann er sich denn vorstellen, in 20 Jahren in einer Auto-Werkstatt zu arbeiten? Spontan schüttelt Tracy-Polycap Anyanwu den Kopf. „Nein. Aber 20 Jahre: Das ist noch viel zu weit weg. In 20 Jahren: Da möchte ich reich sein und selbstständig sein – aber als was, weiß ich noch nicht.“

Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel ist ursprünglich bereits am 4. Dezember 2024 erschienen.