
Im St.-Agnes-Hospital belastet Baulärm die Patienten, denn Stationen werden grundlegend saniert. © Sven Betz
Baulärm am Bocholter St.-Agnes-Hospital belastet junge Mütter massiv
Krankenhaus
Patientinnen der Mutter-Kind-Station des St.-Agnes-Hospitals leiden derzeit unter starkem Baulärm. Eigentlich war es ein schöner Anlass, den Petra Fröhlich Hessling in das Bocholter St.-Agnes-Hospital führte. Sie begleitete ihre Tochter zur Geburt ihres zweiten Enkelkindes.
Doch als die 60-jährige Bocholterin dort mit ihrer Tochter ankam, waren beide schockiert. „Was passiert denn hier?, haben wir uns gefragt“, berichtet Fröhlich Hessling. Der Baulärm sei so massiv gewesen, dass man sich auf dem Zimmer nicht einmal unterhalten konnte. Ein zur Ruhe kommen nach der Entbindung, bzw. dem Kaiserschnitt sei für Mütter und ihre Neugeborenen undenkbar, berichtet die Bocholterin.
Grund für den Baulärm sind Kernsanierungsarbeiten auf der Station 10, die sich über der Mutter-Kind-Station befindet, teilt Klinikumssprecher Tobias Rodig mit. „Wir bedauern sehr, dass die Leserin sich auf der Mutter-Kind-Station nicht wohl und durch den Baulärm gestört gefühlt hat. Wir können den Unmut verstehen“, sagt Rodig und erläutert: „Da es sich um eine Kernsanierung der Station handelt, kommt es leider auch zu Bauarbeiten, die mit einer hohen Lärmbelastung einhergehen. Leider ist es im 24/7-Krankenhausbetrieb unmöglich zu vermeiden, dass hiervon die Patienten und unsere Mitarbeitenden betroffen sind.“
Gerade um die Mitarbeiter geht es auch Fröhlich Hessling: „Ich kann mir gut vorstellen, dass die Pflegekräfte am Limit sind.“ Schon im Kreißsaal hätte man sich ihr gegenüber geäußert, dass im Zuge der Zentralisierung die Qualität der Arbeit sehr leide, berichtet die Bocholterin. Sie hat wenig Verständnis für die hohe Lärmbelastung, zumal man ihre Tochter trotz des geplanten Kaiserschnitts vorab darüber nicht informiert war.
Sanierung wird noch bis zum Jahresende andauern
Die Zimmernachbarin sei zudem eine Borkernerin, die gerne dort entbunden hätte, aber aufgrund der Schließung der Gynäkologie und Geburtshilfe im Borkener Marien-Hospital zum 1. Juni nach Bocholt geschickt wurde. Hätte man die Station nicht für die Zeit der Sanierung bestehen lassen können?, fragt sich Fröhlich Hessling. Dazu meint Rodig: „Die Konzentration der beiden geburtshilflichen Kliniken Borken und Bocholt ist aus diversen Gründen im Juni unbedingt notwendig gewesen. Dies liegt unter anderem am erwähnten Fachkräftemangel aber auch an der notwendigen Weiterentwicklung der medizinischen Versorgungsstrukturen an den Krankenhausstandorten im Klinikum Westmünsterland, die nicht nur die Gynäkologie und Geburtshilfe betreffen.“
Die Sanierung der Station 10 wird voraussichtlich noch bis zum Jahresende andauern, teilt das Klinikum mit. Aktuell würden besonders lärmintensive Baumaßnahmen laufen. Doch auch wenn die Abrissarbeiten abgeschlossen seien, „können wir nicht ausschließen, dass es zeitweise zu Lärmbelästigungen kommen kann. Wir müssen hier um das Verständnis aller bitten“, sagt Rodig. Die Arbeiten seien Teil der Modernisierungsarbeiten der Stationen, um den Patienten einen besseren Komfort und modernere Unterbringungsmöglichkeiten bieten zu können, unter anderem mit eigenen Nasszellen direkt auf den Patientenzimmern.
Fröhlich Hessling meint: „Sanierung muss sicher sein, aber ich frage mich, ob einer der Geschäftsführer des Klinikums sich mal einen Eindruck vor Ort gemacht hat.“ Sie selbst habe, weil die Pflegerinnen so wenig Zeit haben, ihre Tochter unterstützt und beispielsweise das Wickeln des Neugeborenen übernommen.