Der deutliche Schwund bei der privaten Bautätigkeit ist bekannt: Steigende Kreditzinsen und Preise haben seit 2022 auch im Kreis Unna die Stimmung stark eingetrübt – die Zahl der Baugenehmigungen brach ein.
Für das vergangene Jahr melden die zehn kreisangehörigen Kommunen nun unterm Strich einen leichten Zuwachs von 768 auf 777 erteilte Baugenehmigungen für Wohnungen, entweder in ebenfalls neu errichteten Wohngebäuden oder im Zuge eines Aus- oder Umbaus von Altbauten.
Fast 1000 Wohnungen pro Jahr vor Zinswende
Zum Vergleich: In den Jahren 2020 und 2021, also vor der Zinswende, lag die Zahl der genehmigten Wohnungen jeweils bei annähernd eintausend Stück (2020: 976; 2021: 980).
Dass der Zuwachs um eine homöopathische Dosis von gerade einmal 1,2 Prozent auf dazu noch niedrigem Niveau in den Rathäusern sowie im Kreishaus dennoch äußerst positiv aufgenommen werden kann, liegt in der völlig gegenläufigen Gesamtentwicklung begründet.
Denn NRW-weit gab es 2023 einen Rückgang um rund 26 Prozent, im Regierungsbezirk Arnsberg sogar von gut 41 Prozent. So ist denn auch in sämtlichen Nachbarkommunen des Kreises Unna die Zahl der Baugenehmigungen massiv gesunken.
Mehr Wohnungen in Mehrfamilienhäusern
In Dortmund brach die Zahl um 44,7 Prozent ein, in Hamm um 50,8 Prozent und in Hagen sogar um 68,9 Prozent. Auch im Kreis Coesfeld und im Kreis Soest ist der Rückgang um 45,9 Prozent bzw. 45,7 Prozent sehr hoch. Etwas weniger stark sank die Zahl der Baugenehmigungen im Märkischen Kreis mit 29,8 Prozent.
Erklärungsansätze für das dagegen stabile Ergebnis in den Kommunen im Kreis Unna gibt es kaum. Das Plus geht vor allem auf einen Zuwachs neuer Wohnungen in Mehrfamilienhäusern zurück; bei Einfamilienhäusern ging die Genehmigungszahl leicht, bei Zweifamilienhäusern stark zurück.
Die Bauaufsicht beim Kreis Unna, die Baugenehmigungsbehörde für Fröndenberg, Holzwickede und Bönen ist, muss die positive Entwicklung vielmehr sogar einschränken.
So spiegele sich der erfreuliche Gesamttrend im Kreisgebiet in diesen drei Kommunen leider nicht wider. Zwar könnten keine Zahlen zu einzelnen Wohnungen ausgewertet werden. „Aber es kann eine Aussage zu genehmigten Gebäuden mit Wohnungen getroffen werden: Gegenüber dem Jahr 2022 ist ein deutlicher Rückgang um ca. 30 Prozent zu verzeichnen. In der ersten Jahreshälfte 2024 sieht es ähnlich aus“, heißt es bei der Kreisbauverwaltung.
UKBS hat 70 Wohnungen fertiggestellt
Auch die kommunale Unnaer Kreis-Bau- und Siedlungsgesellschaft (UKBS) hat nicht zu dem Ergebnis 2023 beigetragen. „Wir haben in 2023 70 Wohnungen, in Unna und in Selm, fertiggestellt, jedoch keine Baugenehmigung erhalten“, erläutert UKBS-Geschäftsführer Matthias Fischer.
Im laufenden Jahr habe die UKBS bereits eine Baugenehmigung für 61 Wohnungen in Selm erhalten. In Fröndenberg, Holzwickede und Bönen wiederum hat die UKBS 2023 keine Baugenehmigung erhalten und werde auch 2024 keine Baugenehmigung bekommen.
Zur ganzen Wahrheit gehört auch die Quote an Baugenehmigungen gemessen an der Bevölkerungszahl. Hier schneidet der Kreis Unna eher mäßig ab: Auf rund 19 Baugenehmigungen auf 10.000 Einwohner kamen die zehn Kommunen zuletzt. Landesweit sind es 24 Genehmigungen; in Dortmund sind es gut 24, im Kreis Soest rund 20 und im Kreis Coesfeld sogar fast 30.