Bahngewerkschaft geht auf Schlichtung ein Urabstimmung geht weiter

Bahn schlägt EVG Schlichtung vor: Nach langem Tarifstreit
Lesezeit

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) will im laufenden Tarifkonflikt Schlichtungsgespräche mit der Deutschen Bahn aufnehmen - an einer Urabstimmung zu unbefristeten Streiks hält sie aber fest. Warnstreiks seien aber erst einmal vom Tisch, verlautete aus Gewerkschaftskreisen am Donnerstag. „Wir haben nach dem Scheitern der Verhandlungen erklärt, uns gegen ein solches Verfahren nicht zu verwehren - jetzt halten wir Wort", teilte Verhandlungsführer Kristian Loroch am Donnerstag mit Blick auf das von der Bahn vorgeschlagene Schlichtungsverfahren mit.

Gleichwohl halte die Gewerkschaft an der angekündigten Urabstimmung fest. „Unsere stimmberechtigten Mitglieder bei der DB AG würden so über das Ergebnis der Schlichtung und damit auch über die Möglichkeit unbefristeter Arbeitskämpfe abstimmen. Überzeugt das Ergebnis nicht, werden unbefristete Streiks die Folge sein", hieß es. Bis zum Beginn der Schlichtung will die EVG eigenen Angaben zufolge aber keine weiteren Warnstreiks ausführen.

Ursprünglich wollte der EVG-Vorstand auf seiner Sitzung am Donnerstag über den nächsten Arbeitskampf entscheiden. Am Mittwoch hatte die Deutsche Bahn dann vorgeschlagen, in dem festgefahrenen Konflikt extern vermitteln zu lassen. Dazu hatte sich die EVG zuletzt prinzipiell offen geäußert. „Damit soll der Tarifkonflikt ohne weitere Streiks in der Ferienzeit beigelegt werden", teilte die Deutsche Bahn am Mittwoch mit. „Eine Lösung am Tisch ist im Sinne der Mitarbeitenden und der Fahrgäste."

Der Tarifstreit dauert bereits seit Ende Februar an. Die EVG hatte die Verhandlungen mit der Bahn vergangene Woche für gescheitert erklärt und eine Urabstimmung über unbefristete Streiks angekündigt.

Die EVG fordert 650 Euro mehr pro Monat für 180 000 DB-Beschäftigte. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll nach Gewerkschaftsvorstellung bei zwölf Monaten liegen. Zudem wurden einige strukturelle Anpassungen im komplexen Tarifwerk bei der DB gefordert. Die Bahn zeigte sich zuletzt bereit, den Beschäftigten ab Dezember 200 Euro mehr zu zahlen, ab August dann weitere 200 Euro mehr. Außerdem stellte der Konzern 2850 Euro Inflationsausgleichsprämie in Aussicht. Die Laufzeit des Tarifvertrags sollte bei 27 Monaten liegen. Die Gewerkschaft lehnte dieses Paket ab, vor allem die lange Laufzeit gilt als entscheidendes Problem auf dem Weg zu einem Deal.

Eine allzu schnelle Lösung ist per Schlichtung nicht zu erwarten. Zunächst müssten Schlichter gefunden werden. Nach der Festlegung auf einen oder mehrere Schlichter brauchen diese aber absehbar auch einige Tage Einarbeitungszeit. Das Tarifwerk bei der Bahn gilt als äußerst komplex. Aus den bisherigen Verhandlungen gibt es bereits 140 Seiten Tariftext.

dpa

Urabstimmung über unbefristete Streiks bei der Bahn: Nach gescheiterten Tarifverhandlungen

Tarifverhandlungen bei der Bahn gescheitert: Unbefristeter Streik droht

Deutsche Bahn missbraucht Marktmacht: Bahntickets möglichweise bald bei anderen Anbietern