Wie voll wird mein Zug? Verkehrsverbünde stellen Prognosen auf

Lesezeit

Fahrgäste im Regionalverkehr von Nordrhein-Westfalen sollen immer bessere Informationen über die voraussichtliche Auslastung von Zügen mit ihrem Handy abrufen können.

Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) sowie etliche Verkehrsbetriebe stellen in ihren Apps mittels Symbolen bereits Auslastungsprognosen bereit. Darin fließen laut VRR zunehmend Echtzeitdaten dank neuer Fahrzeuge mit moderner Technik ein.

Fahrgäste sollen die Möglichkeit bekommen, die Prognose etwa mit Sternchen-Symbolen zu bewerten und so eine Rückmeldung zu geben. Auch für den Nahverkehr mit Bussen und Stadtbahnen sind Fahrgastprognosen den Angaben zufolge in absehbarer Zeit möglich.

Welchen Vorteil hat das gerade mit Blick auf den Sommer?

Mit dem 49-Euro-Ticket, das auch Deutschlandticket heißt, ist seit dem 1. Mai das Nachfolgemodell für das beliebte 9-Euro-Ticket des vergangenen Sommers verfügbar. Zusätzliche Züge und Personal stehen nach Angaben der NRW-Verkehrsverbünde aber nicht zur Verfügung.

Auch wenn das Deutschlandticket bisher nicht so stark gefragt ist wie das günstigere Vorgängermodell, muss laut dem Fahrgastverband Pro Bahn NRW gerade an Wochenenden und Feiertagen im Sommer mit vollen Zügen gerechnet werden.

Die Verkehrsunternehmen hoffen, dass die Prognose oft genutzt wird und sich der Andrang besser verteilt. Auch wird auf Leihfahrräder-Angebote als Alternative zur Fahrradmitnahme verwiesen.

Welche Verkehrsverbünde bieten Prognosen an?

Der VRS hat bereits vor zwei Jahren darüber informiert, dass die eigene Fahrplanauskunft um Prognosen zur Auslastung von S-Bahnen sowie von Regionalexpress- und Regionalbahnlinien erweitert wird. Damals ging es mit dem neuen Service in der Corona-Pandemie auch darum, den Fahrgästen ein Sicherheitsgefühl zu geben.

Auch der VRR schildert, die Pandemie habe dazu geführt, dass die Entwicklung beschleunigt wird. Der VRR bündelt landesweit Daten, die VRR und VRS für ihre Prognosen nutzen. Auch in etlichen Apps der angeschlossenen Verkehrsbetriebe sind demnach die Prognosen verfügbar.

Der Aachener Verkehrsverbund (AVV) will in seiner App naveo künftig Prognosen anbieten. Er arbeitet mit dem VRS zusammen. Die WestfalenTarif-App verfügt nicht über eine solche Funktion. Das ist auch nicht geplant.

Was bedeuten die Symbole in den Apps von VRR und VRS genau?

Die Auslastungsprognose ist in den Apps von VRS und VRR als kleines Symbol bei den aufgelisteten Verbindungen zu finden. Das Grundmuster sind jeweils drei nebeneinander stehende Personen. Eine unterlegte Person steht für eine geringe Auslastung von bis zu 25 Prozent der im Zug zur Verfügung stehenden Sitzplätze. Zwei unterlegte Personen zeigt eine mittlere Auslastung von voraussichtlich 25 bis 50 Prozent aller Sitzplätze im Zug an.

Wenn alle drei Personen unterlegt sind, wird eine hohe Auslastung von mehr als 50 Prozent aller Sitzplätze im Zug prognostiziert. Der VRS unterlegt die drei Stufen mit grün, gelb und rot. Der VRR nutzt bisher dafür keine Ampelfarben in der App mit Rücksicht auf die Menschen, die das nicht so gut erkennen können.

Wie kommen die Prognosen zustande?

Lichtschranken an den Türen können die Ein- und Aussteiger an den Haltestellen zählen. Moderne Fahrzeuge sind schon in der Lage, solche Daten während der Fahrt zu übermitteln. „Einige Prognosen haben schon Echtzeitcharakter“, erklärt der Stabsstellenleiter für Informations- und Kommunikationstechnologie beim VRR, Sefa Tasdemir.

Basis der Auslastungsprognosen sind die in der Vergangenheit gesammelten Daten. Hinzu kommen Echtzeitdaten. Auch die Anfragen zu Fahrplanauskünften spielen eine Rolle. Mehr als 140 Millionen Verbindungen werden im Monat allein in der VRR-App errechnet. Die Prognosen würden letztlich immer besser.

Tests, Infos zur voraussichtlichen Auslastung auch für Busse und Stadtbahnen zu geben, könnten in absehbarer Zeit beginnen.

Was sagt der Fahrgastverband Pro Bahn NRW?

„Die Kalkulierbarkeit von Verbindungen ist im Moment noch miserabel“, schildert Landessprecher Lothar Ebbers. Aktuell sei häufig die Frage, ob der Zug überhaupt fahre oder ausfalle. Das liege am Personalmangel und einem Krankenstand, der fast wieder so hoch wie zu Spitzenzeiten des vergangenen Jahres sei. Hinzu kämen Baustellen, von denen es auch in den nächsten Jahren viele geben werde.

Besonders wichtig ist aus seiner Sicht deshalb, dass Daten für Prognosen aus mehreren Quellen und nicht nur aus einer Statistik herangezogen werden, um rasch auch auf Sondersituationen reagieren zu können. „Das ist ein langer Weg dahin, aber die ersten Schritte sind gemacht“, unterstreicht Ebbers.

dpa

Deutschlandticket wird seit 3. April verkauft: Alle Infos zum 49-Euro-Ticket im Überblick

Deutsche Bahn braucht 88 Milliarden Euro für Sanierung: So soll der Ausbau finanziert werden

Zugausfälle und Verspätungen bei der Bahn: Rechte von Bahnkunden ändern sich ab heute