Dennis (Tommaso Di Cola) betrachtet interessiert die Rundungen der Nachbarin (Ileana D’Ambra).

© Amka Films

„Bad Tales“ - Die lieblose Kindheit in einer italienischen Vorstadt

rnKino 2022

„Bad Tales“ ist ein Kinodrama aus Italien, das tiefschwarz eine Kindheit ausmalt. Der Film von den Brüdern Damiano und Fabio D‘Innocenzo erzählt vom Leben in einer Vorstadt von Rom.

von Kai-Uwe Brinkmann

Dortmund

, 05.01.2022, 16:06 Uhr / Lesedauer: 1 min

Die Kinder lesen den Gästen ihre Zeugnisse vor. Alles Bestnoten. Glücklich wirken sie nicht, mehr wie dressierte Zirkuspferde, mit denen der Vater angeben kann. Der ist ein aufbrausender Tyrann, dem schnell die Hand ausrutscht.

„Bad Tales“ von den Brüdern Damiano und Fabio D‘Innocenzo erzählt von unglücklichen Kindern und frustrierten Erwachsenen in einer Vorstadt von Rom. Auf den ersten Blick scheint die bürgerliche Fassade halbwegs intakt, aber der Schein trügt. Die Luft ist seltsam vergiftet und stickig, die Beziehungen sind aufgeladen mit seelischer Grausamkeit.

Märchen und Satire

Das Szenario hat etwas Krankes und Albtraumhaftes, der Film steht zwischen Märchen, Gesellschaftssatire und tiefböser Seifenoper. Man denkt an Werke von Ulrich Seidl („Hundstage“), dessen Skizzen vom Alltag ähnlich deprimieren.

„Bad Tales“ beschreibt eine Art Vorhölle, in der jeder jeden piesackt, und die Kinder am Ende der Hackordnung stehen. Der Ton ist ordinär, gehässig, ruppig. Nur zwischen Jüngeren gibt es Solidarität und Mitgefühl, während die Alten über ihrem Welt-Hass brüten.

Sympathie für die Kinder

Die Sympathie der Filmemacher gilt den Kindern. Der etwa zwölfjährige Dennis (Tommaso Di Cola) hat einen guten Draht zu seiner Schwester Alessia. Viola (Giulia Melillo) kann gut mit dem Außenseiter Geremia. Als Dennis mit einem Mädel ein Stelldichein verabredet und die Macho-Sprüche des Vaters aufwärmt, steht auch mal Humor im Raum.

Was die allgemeine Hoffnungslosigkeit kurz aufhellt, bevor die Kinder zum Befreiungsschlag ausholen. Ein Racheakt, ein Fanal, das den Zuschauer verstört und etwas ratlos zurücklässt. Ist diese Schwarzmalerei ein Echo auf die Jugend der D‘Innocenzo-Brüder?

Verstanden als Plädoyer für Gutherzigkeit und Wärme geht der Film jedenfalls den schmerzlichen Weg. So unbequem wie mutig.

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