Autos raus? Die Zukunft der grünen Städte

Autos raus?: Die Zukunft der grünen Städte
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Mir liegt die Umwelt sehr am Herzen. Ich habe einen insektenfreundlichen Garten, esse sehr wenig Fleisch, kaufe so viel wie möglich regional und mit vertrauenswürdigen Biosiegeln, ich setze mich für Tierschutz und Tierwohl ein.

Daher folge ich auf Social Media auch vielen Tierschutz- und Umweltorganisationen. Es kommt öfter vor, dass Mobilität Thema ist. Und vom WWF kam letztens die Vision der autofreien Stadt, wo es grün und wunderbar ist und die Kinder fröhlich spielen können.

In den Kommentaren wurde viel diskutiert. Und auch ich habe mit einem Stirnrunzeln dagesessen. Wenn es um Umweltfragen geht, ist mir eine nahbare, nachvollziehbare und realistische Herangehensweise wichtig. Zukünftige Lösungen sollten auch machbar - und vor allem sinnvoll sein.

Die grüne Stadt - das klingt toll. Alle leben gemeinsam in der natürlichen Utopie, radeln durch die Gegend, fahren munter mit Bus und Bahn und alles ist gut. Wenn da nicht der böse Autofahrer wäre.

Die Bösen, das sind die anderen

Wie viele andere auch, bin ich Autofahrerin. Ich wohne ländlich und fahre fast täglich zur Arbeit in die Stadt. Unser Haus liegt weit oben auf einem Berg. Ich habe keine Kinder, aber einen größeren Hund und es kommt nicht selten vor, dass ich mal zum Baumarkt oder ins Gartencenter muss, um schwere oder unhandliche Sachen zu kaufen.

Kurzum: Das Auto ist für meine Situation die beste Lösung. Ich spare dadurch Unmengen an Zeit und Stress. Dazu kommt noch, dass ich gerne Autofahre. Für mich ist das Fahren wichtige Zeit nur für mich. Und nicht nur für mich ist das Auto die beste Lösung. Es geht vielen Menschen so. Leute, die ländlicher wohnen, können ein Lied davon singen.

Irgendein Uni-Professor XY hat mal gesagt, dass Sprit 100 Euro pro Liter kosten müsste, damit die fiesen, faulen Autofahrer ihre Karren endlich stehen lassen. Mutige Aussage von jemandem, der zugab, über 7000 Euro Netto zu verdienen, nahe an der Arbeit zu wohnen und E-Auto vor der Tür stehen zu haben. Die Lebensrealität dieses Menschen schrappt zu 99% an der der deutschen Bevölkerung vorbei.

Die Lösung liegt in einem sinnvollen Konzept

Es gibt gute Gründe für das Auto. Genauso, wie es gute Gründe für die Öffentlichen oder das Fahrrad gibt. Das hängt von der Lebenssituation jedes einzelnen ab. Aber was für mich noch viel schwerwiegender ist, ist die Realität ohne das Auto. Sicher, wir hätten mehr Platz in den Städten - zweifelsohne.

Ich schaue mir aber gerne den Zustand der Parks und Innenstädte an. In jeder Ecke liegt Müll. Die Leute spucken auf den Boden, lassen Essensreste liegen, schmeißen ihre Kippen dahin, wo sie gehen und stehen. Mal ganz abgesehen von Urin, Kot und Erbrochenem, was man vor allem gern in der Nähe von Bahnhöfen vorfindet.

Parks sind für viele schon lange No-Go-Areas. Gewalt und Drogen sind fast überall ein großes Problem. Ich als Frau gehe dort im Dunkeln (Wobei... auch im Hellen fühle ich mich nicht mehr wohl) schon lange nicht mehr her.

Und die Öffentlichen? Die Bahn ist beim aktuellen Aufkommen an Fahrgästen nicht in der Lage, für Zuverlässigkeit und Sicherheit zu sorgen. Und dann zusätzliche Millionen von Menschen, die täglich fahren möchten?

Ein weites Feld

Für mich werden Städte ohne Autos nicht automatisch lebenswerter. Dafür stimmt in diesem Land einfach viel zu vieles nicht. Aber es ist wieder typisch, dass eindimensionale Lösungen gesucht werden. Schade, dass die am Ende zu nichts führen werden.

Ich freue mich übrigens auf meinen Urlaub in Japan. Saubere Städte, großartiges Bahnnetz, kaum Kriminalität. Das wird wahrscheinlich die erste und einzige Zeit in meinem Leben sein, in der ich auf mein Auto gerne verzichten kann.