Luca Schad klingt am Telefon immer noch benommen. Der 23-jährige Mann aus Marl liegt in der Paracelsus-Klinik. Ein aggressiver Autofahrer hat ihn am späten Montagnachmittag in Alt-Marl so schwer verletzt, dass er noch zwei Tage später unter den Folgen des Angriffs leidet.
Luca Schad war am Montagnachmittag gegen 17 Uhr im Bereich Brassert/Alt-Marl mit dem Rad unterwegs. Vom Haus Büning auf der Schillerstraße fuhr er zur Kreuzung Hervester Straße, um diese zu queren und weiter auf der Schillerstraße Richtung Pizzeria La Scala zu fahren. Weil er grün hatte, fuhr er über die Ampel. Dann sei ein Auto von der Schillerstraße gekommen und wollte schnell links in die Hervester Straße abbiegen. „Der Fahrer hat mich nicht gesehen, konnte aber noch rechtzeitig bremsen. Ich hab dann zu ihm gerufen ,Du Spinner, guck doch!‘ und bin weiter gefahren“, erzählt Luca Schad.
Fahrer stellt sich mit Auto quer und versperrt Weg
Der Mann habe sein Fenster runtergefahren und habe auch etwas gerufen. „Er ist dann sofort und sehr schnell umgedreht und ist mir hinterher gefahren. Ich gab Gas auf dem Rad“, erinnert sich der 23-Jährige. Er selbst sei schnell in die nächste Querstraße - die Bruchstraße - eingebogen. Der Fahrer bremste stark, bog ebenfalls ab und stellte sich auf der Straße quer. Luca Schad versuchte sich mit dem Rad über den Bürgersteig zu retten. Der Fahrer stieg aus, lief auf ihn zu und stoppte ihn. Er selbst habe noch gerufen, dass er die Polizei rufen wolle. „Das schaffst du nicht mehr“, habe der Fahrer ganz aggressiv geantwortet und ihm mit der Faust aufs linke Auge geschlagen.
Tochter schrie aus dem Auto
„Ich konnte zum Glück noch die Hände vors Gesicht reißen und es schützen“, sagt der 23-Jährige. Aus dem Auto hörte er ein Kind schreien. „Die kleine Tochter rief: ‚Papa, Papa hör auf, Papa bitte!‘“, berichtet Luca Schad. Als der Autofahrer wieder ins Auto stieg, wollte der 23-Jährige eigentlich sofort die Polizei anrufen, besann sich aber und fotografierte im letzten Moment, bevor der Mann davon raste, lieber das Kennzeichen.
Weil Nase und Lippe bluteten, klingelte Luca Schad direkt am Haus, vor dem alles passiert war. Der Mann, der ihm öffnete, rief sofort die Polizei. Die Frau habe die quietschenden Reifen auch noch gehört. Kurz darauf trafen Beamte und ein Krankenwagen ein. „Ich wollte aber erst einmal nach Hause. Ich war geschockt. Der Mann war so aggressiv“, sagt Luca Schad. Er habe der Polizei alles geschildert und den Wagen - einen grau-silberfarbenen-metallic Kia Seed - beschrieben. Den Fahrer stufte er zwischen 30 und 40 Jahren ein.
Gehirnerschütterung im Krankenhaus festgestellt
Da es ihm am Dienstagmorgen aber schlecht ging und er sich übergeben musste, suchte er seinen Hausarzt auf. „Der wiederum schickte mich gleich in die Paracelsus-Klinik. Verdacht auf Gehirnerschütterung“, so Luca Schad. Die Ärzte im Krankenhaus bestätigten das nach einer Untersuchung. „Mir geht es immer noch nicht gut. Kopf und Hals tun weh, mir ist immer noch übel“, erzählt Luca Schad. Mindestens genauso schlimm sind die Bilder, die er im Kopf hat. „Wie kann man so reagieren? Und dann noch ein Kind im Auto haben?“, fragt sich der junge Mann.
Polizei hat einen Tatverdächtigen
Dass er mit dem Rad nach dem Schlag noch gestürzt ist und dabei auch eine teure Uhr kaputt gegangen ist, sei ihm erst zuhause wieder eingefallen. Das ärgert ihn zusätzlich. Er will sich auf jeden Fall einen Anwalt nehmen und den Täter verklagen. Wann er aus dem Krankenhaus entlassen wird, steht noch nicht fest. „Heute sicherlich nicht, so gut fühle ich mich noch nicht“, meint Luca Schadt am Dienstagvormittag.
Die Polizei bestätigt den Vorfall. Weil Luca Schad das Kennzeichen fotografiert hat, gib es sogar schon einen Tatverdächtigen. „Die Ermittlungen laufen, wir müssen klären, ob der Halter auch der Fahrer war“, sagt Polizeisprecherin Annette Achenbach auf Nachfrage.

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