Zu zweit eine 80 Kilo schwere Dummy-Puppe aus einem Raum voller Rauch heraustragen und das mit 18 Kilo Ausrüstung - das ist nur eine von vielen Übung in der Brandmeister-Ausbildung bei der Feuerwehr Wuppertal. „Es ist auf jeden Fall eine Herausforderung, aber die Übungen machen auch Spaß", sagt der 22-jährige Auszubildende Ben Bartnik. „Wenn ich durch den Rauch kaum etwas sehe, muss ich ruhig bleiben, um gut durch die Situation zu kommen."
Die Übungen sollen so realitätsnah wie möglich sein, damit die Auszubildenden bestmöglich auf die realen Einsätze vorbereitet werden. Dabei trägt Ben dann einen Anzug, Helm, Sauerstoffflaschen auf dem Rücken und eine Atemmaske. Ein anderer Azubi überwacht per Funk, ob die Einsatzkräfte im Übungsraum noch genug Sauerstoff haben, um den Rückweg anzutreten. „Atemschutzüberwachung" nennt sich das.
Brände bekämpfen und Menschen retten: Das sind zwei wichtige Aufgaben der Feuerwehr. Später in der Ausbildung gibt es eine „Realbrandausbildung". Das heißt die Azubis müssen in eine nachgebaute Wohnung, in der ein echtes Feuer brennt und dort den Brand löschen.
Die Realbrandausbildung findet auf einem Trainingsplatz in Weeze statt oder auch in einem sogenannten „Brandcontainer". Das sind mehrere Überseecontainer, in denen eine Wohnung nachgebaut wurde. Der Einsatz unter Hitze wird dort geübt. Es wird aber niemand bewusst gefährdet, erklärt Brandoberinspektoranwärter Tobias Pack.

Ausbildung bei der Feuerwehr: Theorie und Praxis
Die Ausbildung zum Brandmeister verbindet Theorie und Praxis. „Wir müssen auch manchmal Traktorreifen flippen", erzählt Ben. Beim Krafttraining gibt es solche Übungen, denn Sport ist ein wesentlicher Teil der Ausbildung. Für die Einsätze müssen die Feuerwehrleute körperlich und geistig fit sein.
Ben und die anderen 17 Azubis der Feuerwehr Wuppertal machen im Dienst drei Mal die Woche Sport: Krafttraining oder Zirkeltraining, Schwimmen und Leichtathletik stehen auf dem Plan. Außerdem lernen sie viel Theorie: Die Azubis werden zu sogenannten „Maschinisten" ausgebildet. Das bedeutet sie lernen, wie alle Geräte im Einsatzfahrzeug richtig zu bedienen sind. „Teilweise ist das schon viel auswendig lernen", erklärt Ben, „aber das sind ja auch alles Dinge, die wirklich wichtig sind bei Einsätzen."
Ein interessanter Fakt: Vollbärte sind bei der Feuerwehr verboten, weil so der Atemschutz in der Maske nicht gewährleistet werden kann. Die Atemschutzmaske muss das Gesicht abdecken, ohne dass Luft hinausweichen kann. Allein Schnäuzer sind erlaubt, weil sie von der Maske vollständig bedeckt werden können.
Brandmeister: Voraussetzungen für die Ausbildung
Es gibt viele unterschiedliche Prüfungen, die man als Azubi bestehen muss, bevor man Brandmeister oder Brandmeisterin wird. Ben macht eine Stufenausbildung bei der Feuerwehr. Das heißt, er hat die handwerkliche Ausbildung eineinhalb Jahre in Düsseldorf gemacht und zurzeit ist er in der eineinhalb jährigen Brandmeister Ausbildung bei der Feuerwehr Wuppertal.
Einstellungsvoraussetzungen für die Ausbildung sind ein Sporttest, ein Intelligenztest und ein Vorstellungsgespräch. In der Ausbildung macht man dann das silberne Sportabzeichen und den Rettungsschwimmer.
Als Frau bei der Feuerwehr
„Es sollten eigentlich mehr Frauen zur Feuerwehr", sagt Fabienne Hürter. Sie ist 23 Jahre alt und wie Ben in der Ausbildung bei der Feuerwehr Wuppertal. Allerdings macht sie keine dreijährige Stufenausbildung, sondern nur die eineinhalb jährige Ausbildung zur Brandmeisterin. Vorher hat sie schon die Ausbildung zur Notfallsanitäterin absolviert.
„Für den Job muss man auf jeden Fall fit sein, aber das schafft man auch als Frau", erklärt Fabienne. „Aber klar, eine 80 Kilo Dummy-Puppe zu zweit zu bewegen ist echt eine Herausforderung." In ihrer Freizeit geht Fabienne gerne zum Reitstall und ins Fitnessstudio.
Fabienne ist sozusagen mit der Feuerwehr groß geworden, denn schon mit 12 Jahren engagierte sie sich bei der Jugendfeuerwehr und mit 18 Jahren dann bei der freiwilligen Feuerwehr.
In ihrem Azubi-Jahrgang in Wuppertal ist Fabienne zurzeit die einzige Frau. An der Ausbildung mag sie bisher besonders die Verbindung von Theorie und Praxis und die Teamarbeit. „Es ist wichtig alles richtig zu können, weil später im Einsatz hängen dann eventuell auch Menschenleben davon ab."
Frauen bei der Feuerwehr sind in der Minderheit
Bei der Feuerwehr sind Frauen immer noch in der Minderheit. Der Frauenanteil in den freiwilligen Feuerwehren liegt, laut Birgit Kill, bundesweite Leiterin des Fachbereichs Frauen des Deutschen Feuerverbandes, deutschlandweit bei rund zehn Prozent. Bei den Berufsfeuerwehren liegt der Frauenanteil sogar unter zwei Prozent. Kill fordert ein Umdenken, das Ablegen von Vorurteilen und will das Thema bei einer neuen Fachmesse in Dortmund sichtbarer machen.
Bei der Feuerwehr- und Rettungsmesse „112 Rescue“ in Dortmund, die ab Mittwoch (14. Juni) zum ersten Mal stattfindet, werden Kill und weitere Repräsentantinnen der Branche für diese Sichtbarkeit eintreten. Die neue Messe legt mit mehreren Vorträgen und Diskussionsrunden den Fokus auf das Thema „Women in Rescue“.
Laut Messesprecher Robin Uhlenbruch und Feuerwehrfrau Kill sei das eine Premiere. Sonst gehe es bei Messen und Fachkongressen hauptsächlich um Feuerwehrtechnik, erklärt Kill.
Transparenz-Hinweis
Ben Bartnik ist der jüngere Bruder unserer Autorin Nina Bartnik. Über ihn ist der Kontakt zu Feuerwehr in Wuppertal entstanden.
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