Er war der beste Kumpel von Werner Lorant und Horst Hrubesch, Toptorjäger der Regionalliga und ließ sich auch von BVB-Topstars nicht aus der Ruhe bringen. Jetzt hat auch der Verband ihn augezeichnet. Auf dem DFB-Ehrenamtstag wurde Jürgen Woköck für seine Topleistungen ausgezeichnet und darf sich jetzt „Schiedsrichter des Jahres“ in der Kategorie Ü50 nennen.
„Diese Auszeichnung macht mich unheimlich stolz“, freut sich der jung gebliebene Referee über diesen „Titel“ und zeigt dabei stolz auf seine neue DFB-Uhr am Handgelenk, die ihm überreicht wurde. „Schiedsrichter des Jahres wird man nämlich nicht einfach so. Das muss man sich über Leistung holen.“
Und wenn es sich einer verdient hat, dann Woköck. Seit über 20 Jahren greift er jetzt schon zur Pfeife. „Sie werden sich gleich die Augen reiben, wenn sie ihn sehen“, kündigte Schiri-Boss Torsten Perschke den Preisträger in seiner Laudatio an. „Wenn ich ihnen dazu sage, dass er schon 75 Jahre alt ist.“
Denn nach so vielen Lenzen sieht Woköck wirklich nicht aus. Im Gegenteil. Der rüstige Rentner ist jung geblieben und deswegen auch jetzt noch immer auf Ballhöhe.
Schiedsrichter erst im hohen Alter
Schiedsrichter geworden ist er übrigens kurz nach der Jahrtausendwende. „Da war ich schon über 50“, erklärt Woköck. Für einen wie ihn ist das aber nichts besonderes. Genau so ist er auch auf dem Platz. „Die Jungs freuen sich auf ihr Spiel am Wochenende. Da muss ich doch nicht der Spielverderber sein“, machte der Schiri des SuS Lünern klar. „Ich bin kein Fan von der ewigen Kartenzeigerei. Rede mit den Leuten und sie verstehen dich.“
In seinen 21 Jahren habe er noch nicht eine einzige Spruchkammersitzung gehabt, ist er stolz auf diese Leistung. „Wer sonst kann das von sich behaupten.“ Höher als Kreisliga A hat Woköck aber nie gepfiffen. „Die Altersgrenze hat das verhindert.“ Immerhin durfte er den Spenden-Kick des SuS-Lünern gegen die BVB-Traditionsmannschaft leiten. Und hatte auch hier alles im Griff.

So, wie er als Schiedsrichter ist, ist er auch als aktiver Fußballer gewesen. Auch da hat nicht viel gefehlt zum Profi. „Ich war in den siebziger Jahren Torschützenkönig in vier verschiedenen Landesligen“, unterstreicht der ehemalige Angreifer. „Das war damals die vierte Liga.“
Und auch eine Klasse höher hatte Woköck einiges zu bieten. „Günter Luttrop hat mich damals zu Ahlen geholt in die Regionalliga.“ Das war die erste Liga unter dem Profifußball. „Dort kickten viele Spieler, die es später in die Bundesliga und sogar in die Nationalelf geschafft haben.“
Luttrop ein großer Förderer
Einer davon war Abwehrspieler Udo Horstmann. Der spielte zu dieser Zeit in Beckum und hatte seinen Vertrag bei Bayern München schon in der Tasche. „Im Hinspiel lief bei mir nicht viel, aber im Rückspiel habe ich einen gegen ihn gemacht“, erzählt Woköck die Geschichte in seiner gewohnt lockeren Art.
Am Ende der Saison standen auch hier mehr als 20 Tore auf seinem Konto. Schon wieder Torschützenkönig!
Zu einem Profivertrag hat es aber trotzdem nicht gereicht und Angebote gab es auch nie. „Was aber nicht schlimm war. Ich hätte mit Ahlen was erreichen können, aber es sollte nicht sein“, so der heutige Rentner.
Anders erging es seinen beiden besten Kumpels zu dieser Zeit: Horst Hrubesch und Werner Lorant. „Mit Lorant habe ich in Welver gewohnt und über ihn habe ich Horst kennengelernt“, erzählt Woköck. „Mit beiden habe ich vieles gemeinsam erlebt. Lorant spielte damals in Essen, Hrubesch noch bei Westünnen.“
Irgendwann wurden die Kontakte weniger, weil Werner Lorant und Horst Hrubesch erst als Spieler und dann als Trainer durchstarteten.
Woköck hingegen wurde nach Ende der Karriere Schiedsrichter. Zu „verdanken“ hat er das seiner Frau. „Sie hat mich dazu überredet, nach Heeren zum Lehrgang zu fahren“, lacht Woköck. Mehr als 20 Jahre später hat also auch sie einen großen Anteil an der zweiten Karriere ihres Gatten.
Und die kann gerne noch so weiter gehen. „Solange ich fit bin, werde ich weitermachen.“ Gibt es beim DFB eigentlich eine Ehrung zum Schiedsrichter des Jahres Ü75? Jürgen Woköck wäre sicher einer der heißesten Kandidaten dafür.
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