
In Shechters Choreografie „Clowns“ bringen sich die zehn Tänzer und Tänzerinnen spielerisch auf diverse Arten um. © MacDonald
Auf das Massaker folgen unfreiwillige Umarmungen der Zuschauer
Doppelabend „Double Murder“ bei den Ruhrfestspielen
Mit dem Doppelabend „Double Murder“ gastierte die Hofesh Shechter Company bei den Ruhrfestspielen im Recklinghäuser Festspielhaus. Nach der Pause hatten sich die Reihen etwas gelichtet.
Schon der Start lässt Schlimmes ahnen. Ein Tänzer spricht vom „Neuen Normal“, über seine Freude, endlich wieder auftreten zu können, und übt mit dem Publikum Hip-Hip-Hurra-Schreie.
Zur berühmten Can Can-Musik von Offenbach gibt das Ensemble eine ausgelassene Tanzeinlage – und das war auch schon das Beste von diesem Tanzabend.
Die Figuren hatten Spaß am Morden
Danach geht’s ans Morden. Denn in Shechters Choreografie „Clowns“ bringen sich die zehn Tänzer und Tänzerinnen spielerisch auf diverse Arten um und springen gleich weiter zu tanzen, zum Teil mit folkloristischem Einschlag, oder auch mit Hampelmännern, die auf die Bühne hopsen.
Die Dramatik entsteht durch eine raffinierte Lichtführung (Lee Curran) und die oft ohrenbetäubend laute Soundcollage, beim Einlass gibt es Ohrstöpsel, die vom Choreografen kreiert wurde.
Denn das Bewegungs- und Gestenrepertoire ist relativ redundant. Beim Applaus führt die Londoner Tanzkompanie dann noch mal diverse Tötungsarten im Schnelldurchlauf vor.
Das zweite Stück war eine kitschig-pathetische Performance
Das zweite Stück des Abends – „The Fix“ –, sollte laut Programmheft im Gegensatz zu dem wilden Treiben von „Clowns“ zarte, fragile Momente auf die Bühne zaubern. Zu sehen ist allerdings eine recht kitschig-pathetische Performance, ebenfalls mit einem nervigen Soundteppich von Shechter unterlegt.
Die Tänzer heulen wie Wölfe. Als Gitarren-Musik erklingt, schnappt sich einer von ihnen einen Stil, um darauf das Spielen zu imitieren, und die restliche Compagnie guckt ihm zu.
Die Tänzer rennen ins Publikum und umarmen die Zuschauer
Wir sehen Tänzer im Yoga-Sitz – ohne Walgesänge, dafür mit Shechters Soundgemisch. Und nicht nur auf der Bühne wird sich viel umarmt.
Zum krönenden Abschluss setzen die Tänzer Masken auf, desinfizieren sich die Hände und umarmen im Saal einzelne Zuschauer. Nur eine Tänzerin bleibt an der Rampe sitzen und schaut dem Treiben zu.