Normalerweise würde er sich nicht zu Schiedsrichterleistungen äußern, sagte Manuel Stiepermann, Spielertrainer des SSV Mühlhausen II. Am Sonntag (19. März) machte er aber eine Ausnahme. Und auch Bastian Hoffmann, Trainer des Kontrahenten SV Bausenhagen, ließ seinem Schiri-Frust nach dem Abpfiff des Spiels in der Fußball-Kreisliga A2 freien Lauf. Nach dem 1:1 stand bei beiden Trainern weniger der Sportliche im Vordergrund, sondern hauptsächlich der Referee.
„Arrogant hoch zehn“ sei der Auftritt von Schiedsrichter Paul Binkowski laut dem Bausenhagen-Coach gewesen, Stiepermann und Hoffmann sprachen zudem von spielentscheidenden Fehlentscheidungen. Nur in einer Sache waren sich alle Beteiligten einig: Das Ergebnis ging am Ende in Ordnung. Einen Tag später äußerte sich der Schiedsrichter auf Anfrage zu den Vorkommnissen rund um das Spiel in Mühlhausen.
„Beide Trainer waren am Ende unzufrieden, okay“, sagte Referee Paul Binkowski. Damit könne er prinzipiell leben. Angesprochen auf eine vermeintliche Notbremse an Stiepermann, die er nicht geahndet habe, sagte er: „Für mich war es kein Foul. Der Abwehrspieler hat zuerst den Ball getroffen und dann den Spieler.“ Dem 1:0 für Bausenhagen sei laut Stiepermann eventuell eine Abseitsposition vorausgegangen. Hundertprozentig sicher sei sich der SSV-Coach aber auch nicht gewesen. Der Referee habe in der Szene sogar noch hinter Stiepermann gestanden.
„Bei den Profis brauchen die Schiedsrichter mit VAR manchmal vier Minuten, um eine Entscheidung zu treffen. Ich habe keine Videoaufnahmen und muss mich auf mein Bauchgefühl verlassen. Wie soll ich sonst entscheiden, wenn es eine Zentimeter-Entscheidung ist?“, rechtfertigt Binkowski seinen Entschluss, das Spiel laufen zu lassen. Und wie sagt man so schön im Fußball-Fachjargon: Im Zweifel für den Angreifer.
Binkowski kann mit Kritik gut leben
Der nächste Aufreger: der Strafstoß in der 89. Minute pro SSV, nachdem der mit nach vorne geeilte SSV-Keeper Fabian Vollmer gefoult worden sein soll. Laut Bausenhagen-Coach Hoffmann habe Vollmer nach dem Spiel zugegeben, dass es kein Elfer war. Binkowski schildert seine Wahrnehmung: „Der Torwart geht zum Ball und wird von hinten geschubst. So konnte er den Ball nicht mehr spielen. Für mich war es ein klarer Strafstoß?“
Binkowski habe sich nicht beim Torwart erkundigt, ob es tatsächlich ein Foul war: „Warum sollte ich ihn fragen? Das mache ich nicht. Wenn beide Mannschaften auf mich zukommen und mir sagen, dass es ein Fehler ist, dann lasse ich natürlich mit mir reden. Das ist doch menschlich.“

Dass er den Spielern keine Auskunft über die verbleibende Spiellänge gegeben hätte, wollte Binkowski so nicht stehen lassen: „Es war sehr hektisch. Die Spieler haben mich oft gefragt, wie lange noch zu spielen ist. Ich habe ihnen meistens geantwortet. Ich weiß nicht, warum er (Hoffmann, Anm. d. Red.) hinterher erwähnt, ich hätte die Zeit nicht gesagt.“
Mit Kritik könne der erfahrene Schiedsrichter generell gut umgehen. „Wenn ich Beleidigungen höre, dann reagiere ich. Wenn Spieler etwas reinrufen und reklamieren, kommt es drauf an... Wenn es mir zu viel wird, gebe ich auch schon mal Freistoß für den Gegner“, so Binkowski, der seit nunmehr 48 Jahren Fußballspiele leitet. Am kommenden Sonntag ist er wieder im Einsatz. Dann pfeift er die Partie zwischen GS Cappenberg und TuRa Bergkamen.
Uli Neuhaus, Sportlicher Leiter des SV Bausenhagen, äußerte sich im Nachgang ebenfalls zur Schiri-Kritik beider Trainer. „Es bringt nichts, ständig gegen den Schiedsrichter zu knallen. Ich rege mich grundsätzlich nicht mehr über Schiedsrichter auf. Die Entscheidungen haben wir einfach hinzunehmen, sonst brauchen wir uns nicht zu beschweren, wenn sie beim nächsten Mal gegen uns pfeifen.“
Erster Dreier der Saison: TSC Kamen jubelt dank Dogan Okumaks spätem Doppelpack gegen Oberaden
Entscheidung in letzter Minute: SV Langschede verpasst Sieg gegen TuRa Bergkamen nur knapp
Mühlhausen geht gegen Sölde erneut spät K.o.: Viel Moral aber wenig Glück