Jede vierte Apotheke in NRW von Schließung bedroht Rückgang trifft auf steigenden Versorgungsbedarf

Apothekerverband warnt vor Schließungen: Fachkräftemangel führt zu Mehrbelastung
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Die Apotheken in Nordrhein-Westfalen leiden unter personellen Engpässen durch den Fachkräftemangel. Besonders dringend gesucht werden Fachkräfte mit pharmazeutischem Schwerpunkt, Apotheker und Pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA). Ausgeschriebene Stellen bleiben zurzeit bis zu fünf Monate unbesetzt. Das ergab eine Blitzumfrage des Apothekerverbandes Nordrhein im ersten Quartal 2023. An der Umfrage nahmen in weniger als 48 Stunden rund 500 Apotheken aus dem Verband Nordrhein teil, also etwa 25 Prozent aller Mitgliedsapotheken.

97 Prozent der teilnehmenden Apotheken gaben an, eine berufliche Mehrbelastung durch fehlendes Personal zu haben. Besonders die Übernahme der gesetzlichen Notdienste führe zu einer Mehrbelastung für die wenigen Mitarbeiter. Jede zweite Apotheke, die an der Umfrage teilnahm, kann deshalb auch nicht mehr die vorgeschriebenen Mindestöffnungszeiten an jedem Wochentag abdecken.

Jeder vierten Apotheke droht die Schließung

Jede vierte befragte Apotheke könne personell nicht weitergeführt werden, wenn die jetzige Leitung in Rente gehe. Diesen Apotheken drohen Schließungen. Es fehlt an passenden Bewerbern für die offenen Stellen. Fast sechs Prozent der Apotheken gaben an, in den nächsten 12 Monaten aufgrund von zu wenig Fachpersonal schließen zu müssen.

Weniger Fachpersonal in Apotheken, aber steigender Versorgungsbedarf

Wenige Apotheken müssen in Zukunft mehr Menschen versorgen. Die Zahl der Bürger, die eine Apotheke statistisch versorgt, ist in den Jahren 2017 bis 2021 um 7,56 Prozent gestiegen. Nach Berechnungen des Apothekerverbandes ist bis 2045 mit einem Anstieg bei den Arzneimittelabgaben, pharmazeutischen Beratungen und Dienstleistungen von gut 30 Prozent zu rechnen. Über 70-jährige Patienten werden 70 Prozent mehr Dienstleistungen und Arzneimittel von Apotheken in Anspruch nehmen.

Die Apotheken werden aus jetziger Sicht ohne notwendige Maßnahmen jedoch nicht mehr Fachpersonal zur Verfügung haben, um den steigenden Versorgungsbedarf in der Bevölkerung abzudecken. Im Zeitraum 2017 bis 2021 ist die Zahl der Mitarbeiter in den Apotheken lediglich um 1,59 Prozent gestiegen.

„Allein die große und sehr schnelle Resonanz auf unsere Blitzumfrage zeigt die starke Betroffenheit der Apotheken beim Thema Fachkräftemangel“, betont der Chef des Apothekerverbandes Nordrhein Thomas Preis. Die öffentlichen Apotheken bräuchten sofort eine maximale politische Unterstützung, um mit ausreichend Personal und erheblichen Entlastungen die Gesundheits- und Arzneimittelversorgung der immer mehr werdenden versorgungsbedürftigen Menschen zu sichern.

Zur Entlastung der Apotheken müsse die Politik Rabatte für Arzneimittel gesetzlich verankern. „Dazu gehört an erster Stelle eine deutliche Anhebung der Vergütung der Apotheken durch die Arzneimittelpreisverordnung“, fordert Preis. „Damit Apothekenmitarbeiter besser bezahlt werden können.“

Opposition will Maßnahmen gegen Apothekenschließungen

Wie die RP berichtete, will der gesundheitspolitische Sprecher Thorsten Klute in einer Kleinen Anfrage von der Landesregierung wissen, wie diese mit den bevorstehenden Apothekenschließungen umgehen werde. Darüber hinaus will er die Anzahl und den Standort der Apotheken in NRW wissen, die von einer Schließung bedroht seien. Die Apotheken in NRW seien sehr wichtig für die Gesundheitsversorgung der Menschen.

Klute verlangt in der Kleinen Anfrage Auskunft, welche Maßnahmen die Landesregierung ergreife, um dem Fachkräftemangel in den Apotheken entgegenzuwirken und die Personalgewinnung in diesem Bereich zu stärken, so die RP.

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