Fast jedes zweite Rezept ist nach Angaben des Apothekerverbandes Nordrhein von Lieferengpässen bei Arzneimitteln betroffen. Das sei das zentrale Ergebnis einer repräsentativen Blitzumfrage unter den Apotheken des Regionalverbandes, teilte der Verband am Montag mit. Etwa jede vierte Apotheke habe sich in der zweiten Hälfte der vergangenen Woche daran beteiligt.
Wenn eine Arzneimittelpackung auf einem Rezept von Lieferengpässen betroffen sei, müssten Apotheker zunächst überlegen, ein alternatives Präparat von einem anderen Hersteller abzugeben, erläuterte der Verbandsvorsitzende Thomas Preis. Das sei aber häufig nicht mehr möglich. In dem Fall müsse man dann auf einen anderen Wirkstoff ausweichen und dafür Rücksprache mit dem behandelnden Arzt halten. „Das spiegelt die Lage wider, wie sie seit Wochen und Monaten ist. Und wir sehen auch kein Ende der Lieferengpässe“, sagte Preis.
Für die Apothekerteams bedeute diese Situation einen enormen Mehraufwand und auch eine hohe psychische Belastung. Nach Hochrechnungen des Regionalverbandes belaufe sich der Mehraufwand pro Monat und Apotheke auf etwa 3000 Euro. Dazu kämen noch Honorareinbußen durch nicht abgegebene Packungen und ein seit 1. Februar erhöhter Kassenabschlag.
Größere Belastungen für Apotheker
Den größten zeitlichen Aufwand nähmen die Rückrufe und das erneute Vorlegen des Rezeptes in der Arztpraxis sowie die Nachfrage bei der Recherche nach noch lieferbaren Arzneimitteln bei Großhändlern und Herstellern ein. Jeweils rund 60 Prozent der Umfrageteilnehmer werteten dies als größte Belastungen. Jeder zweite Umfrageteilnehmer habe auf eine enorm gestiegene Belastung bei der Beratung der Patienten sowie bei der aufwendigen Dokumentation verwiesen.
„Das Maß ist voll! Betriebswirtschaftlich sind der nicht vergütete Mehraufwand, die Umsatzverluste, seit Februar noch verbunden mit dem erhöhten Kassenabschlag für immer mehr Apotheken nicht mehr tragbar“, sagte Preis in einer Mitteilung. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sei gefordert, rasch für Veränderungen zu sorgen.
dpa
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