Alptraum im Mehrfamilienhaus Mieter springt aus dem Fenster

Alptraum im Mehrfamilienhaus: Mieter springt aus dem Fenster
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Es müssen dramatische Szenen gewesen sein, die sich Ende 2021 in einem Gelsenkirchener Mehrfamilienhaus abgespielt haben. Am Ende sprang einer der Mieter in Todesangst aus seinem Schlafzimmerfenster auf ein darunter liegendes Garagendach und verletzte sich schwer. Seit Mittwoch beschäftigt der Fall das Essener Landgericht.

Der Angeklagte ist ein bulliger Mann, 36 Jahre alt, und möglicherweise psychisch krank. Zum Prozessauftakt war er die Ruhe selbst. Zu den Vorwürfen hat er sich noch nicht geäußert.

Lärm in der Nacht

Das Drama begann offenbar mit einer dauerhaften Ruhestörung. „Das war so, als wenn jemand in einer Tour Möbel verrückt“, sagte das spätere Opfer den Richtern. „Das ging durch Mark und Bein.“ Morgens, mittags, abends: Der 66-Jährige kam nach eigenen Angaben nicht mehr zur Ruhe. Er schaltete die Hausverwaltung ein, danach brachen angeblich alle Dämme.

Der Angeklagte soll gleich mehrfach völlig ausgerastet sein. „Er hat nachts bei mir Sturm geklingelt“, so der Zeuge. Dann habe er aus dem Fenster gesehen, wie der 36-Jährige ein brennendes Stück Zeitungspapier durch einen offenen Fensterschlitz in sein Auto geworfen haben. Später wurden auch noch hässliche Beleidigungen auf der Motorhaube entdeckt, die mit einem Schlüssel oder einem Messer dort eingeritzt waren.

„Ich bringe Dich um“

Doch auch der anschließende Polizeieinsatz brachte offenbar keine Ruhe. Laut Anklage eskalierte die Situation immer weiter. Am Ende soll der Angeklagte mit seiner Faust die Scheibe der Wohnungstür seines Nachbarn eingeschlagen haben. Begleitet von dem Ruf: „Ich bringe Dich um.“ Damals hatte der 66-Jährige gerade noch aus seiner Wohnung fliehen können, nachdem er einen Schuhschrank erst vor die Tür und dann zwischen sich und den Angeklagte geschoben habe.

Rund zwei Wochen später gelang das nicht mehr. Diesmal soll der Angeklagte die Tür mit voller Wucht eingetreten haben. „Ich habe gedacht, ich habe keine Chance“, so der Zeuge. Er sprang aus dem Fenster, brach sich dabei den Lendenwirbel.

30 Prozent schwerbehindert

Was folgte, waren zwei Operationen und ein wochenlanger Reha-Aufenthalt, bei dem der passionierte Tischtennisspieler erst einmal wieder richtig laufen lernen musste, anfangs mit einem Rollator. Die Folgen begleiten ihn bis heute. „Ich bin zu 30 Prozent schwerbehindert“, sagte der 66-Jährige den Richtern. An Tischtennis sei noch nicht wieder zu denken.

Im Prozess geht es auch um die Frage, ob der Angeklagte auf unbestimmte Zeit in der geschlossenen Psychiatrie untergebracht werden muss – zum Schutz der Allgemeinheit. Im selben Haus wohnen die beiden Männer übrigens nicht mehr. Der Angeklagte hatte nach einer Räumungsklage ausziehen müssen.

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