Eigentlich klingt es ganz einfach: Das Deutschlandticket soll die umweltfreundliche Mobilität in Deutschland voranbringen. Es soll einfach online bestellt werden können. Das Ticket gibt es im monatlichen Abonnement.
So weit, so (un)klar. Als Neu-ÖPNVler und bisher überzeugter Autofahrer fange ich mit der Recherche an. Es gibt viele Apps, die auf der ersten Google-Seite erscheinen. Sind die alle seriös? Mir erscheint die App des örtlichen Verkehrsunternehmens am besten geeignet.
Alles ganz einfach?
Registrierung und Bestellung ist nicht weiter ungewöhnlich. Ich bekomme eine Mail zu Bestätigung, dass mir der Barcode für das Deutschlandticket rechtzeitig zugestellt wird.
Dann passiert: Nichts. Keine Mail, nirgends. Kein Barcode. Ich schaue in der App nach: Mir wird angezeigt, dass ich das Ticket abonniert habe. Aber kein Barcode, auch nicht, als ich die App erneut herunterlade.
Kundenservice Fehlanzeige
Die nächsten Tage suche ich immer wieder verzweifelt auf meinem Handy. Aber es passiert nichts.
Die Horrornachrichten von überfüllten Kundencentern halten mich davon ab, dort nachzufragen. Eine Hotline wäre jetzt gut. Aber die gibt es nicht, nur eine "info@"-Mailadresse. Die Antwort kommt sechs Tage später: "Schauen Sie in Ihrer App nach"!
In die Höhle des Löwen
Dann eben zum Kundencenter. Dort stehe ich 20 Minuten im strömenden Regen in einer Schlange, am Eingang ein freundlicher, aber undurchdringlicher Security-Service. Gut, dass ich nicht im Regen Formulare ausfüllen muss, wie meine Leidensgenossinnen und -genossen…
Endlich darf ich in die heiligen Hallen, trete hoffnungsfroh an den Schalter. Die Dame schickt mich zurück in die „Wartezone“ (1,5 Meter weiter hinten). Sie nestelt in ihren Unterlagen, bringt zeitlupenähnlich eine Unterlage zur Ablage und erinnert mich dabei an das Faultier Flash aus dem Film „Zoomania“. Dann schaut sie auf ihre Uhr, nimmt etwas vom Tisch – und verschwindet!
Ich fühle mich in Behördengänge längst verdrängter Vergangenheit zurückversetzt, wahlweise an die Grenzübertritte in Vor-Schengen-Zeiten… Aber die Rettung naht, in Form einer Kundencenter-Mitarbeiterin, die nun frei wird. Sie wendet sich mit ausgesuchter Freundlichkeit an mich und versucht alles, um zu helfen.
Tatsächlich: Ihre Zauberhände holen das verloren geglaubte digitale Ticket in die App. Dazu gibt es noch die freundliche Empfehlung, mir doch besser parallel eine Chipkarte ausstellen zu lassen. Willkommen im digitalen Entwicklungsland!