Ich oute mich an dieser Stelle: Ich bin begeisterte Winter-Vogel-Ernährerin. Vor dem Vogelfutter-Angebot im Tierbedarf stehe ich wirklich lange und überlege hin und her, was ich den hungrigen Tierchen am besten anbieten kann. Nicht auszudenken, wenn sie zum Nachbarn abwandern würden.
In meiner Familie führt das zu spöttischen Bemerkungen, zumal ich die Küche als einen fiesen Umweg betrachte und das Kochen für die Familie als mehr oder minder notwendiges Übel, was ich nicht müde werde zu betonen. Aber das Vogelhäuschen frühmorgens bei Eis, Schnee, Sturm und Regen zu füllen, das ist eines der ersten To-dos jeden Morgen.
Das führt so weit, dass ich an freien Tagen schon ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich „erst“ gegen 8.30 Uhr frisches Futter bereitstelle. Dann sitzen allerdings auch die Vögel schon in Wartestellung auf dem Haselnussbaum im Garten und schauen vorwurfsvoll durchs Fenster – so zumindest meine subjektive Wahrnehmung. Diese wird dadurch gestützt, dass meine Schützlinge, sobald ich den Rückzug angetreten habe, in sorgfältig choreografierter Abfolge das Vogelhaus anfliegen.
Dieses Jahr habe ich das Futterhaus für meine gefiederten Freunde im Eilverfahren vom Dachboden geholt. Außerdem bekommen die armen Piepmätze in den ersten Tagen Futter aus dem Discounter, was sie vermutlich ablehnen werden, da sie verwöhnt sind und somit sehr wählerisch. Aber ich konnte die auf dem Balkongeländer wartende und fragend schauende Amsel unmöglich länger vertrösten. So habe ich es zumindest interpretiert.