Alina Kabajewa (r.) soll seit 2008 an der Seite von Wladimir Putin sein und gemeinsam mit ihm Kinder haben.

Alina Kabajewa (r.) soll seit 2008 an der Seite von Wladimir Putin sein und gemeinsam mit ihm Kinder haben. © picture-alliance/ dpa

Alina Kabajewa: Wo ist Wladimir Putins angebliche Geliebte?

rnRusslands Geheime First Lady

Zu Kriegsbeginn soll sich Putins Geliebte Alina Kabajewa in der Schweiz aufgehalten zu haben. Nun soll sie mit den gemeinsamen Söhnen in Russland sein. Die EU will sie mit Sanktionen belegen.

von Miriam Keilbach

09.05.2022, 09:00 Uhr / Lesedauer: 5 min

Alina Kabajewa war einst eine Frau für das große Rampenlicht. Olympiasiegerin von Athen, Bronzemedaille in Sydney, Weltmeisterin, Europameisterin, Fackelläuferin bei der Eröffnung der Olympischen Spiele in Sotschi 2014. Die „gelenkigste Frau Russlands“, wie sie wieder genannt wurde, stand auf den großen Sportbühnen, holte Ruhm und Siege für Russland.

Doch das ist Jahre her. Seither steht die heute 38-Jährige für etwas anderes. Sie soll die geheime First Lady Russlands sein, die Geliebte von Wladimir Putin und Mutter einiger seiner Kinder. Nicht nur Medien spekulieren, auch Regierungen und Geheimdienste glauben an eine Beziehung.

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Alina Kabajewa: erster Auftritt in Moskau seit Kriegsbeginn

Schon vor Jahren, als die Indizien immer stärker wurden, verschwand die Usbekin komplett aus der Öffentlichkeit. Kurz vor Kriegsbeginn soll sie, wie in den vergangenen Jahren häufiger, in die Schweiz gereist sein. Aber ist Alina Kabajewa überhaupt noch in der Schweiz? Und wo sind die Kinder, wenn es sie gibt?

Nur einmal ward sie seit Kriegsbeginn gesehen. Am 25. April postete Ekaterina Sirotina, Trainerin der Junioren-Nationalmannschaft in rhythmischer Sportgymnastik, Fotos von Proben zum „Alina-Festival“ in der VTB-Arena in Moskau. Bilder zeigen Kabajewa umgeben von Kindern bei der Aufzeichnung der Benefizveranstaltung, die an diesem Wochenende im Fernsehen zu sehen sein wird. Auch offizielle Fotos sind entstanden.

Sirotina schreibt in einem Kommentar, dass „die Energie von Alina die Menschen um sie herum entzündet“ und durch ihre Liebe zu rhythmischer Sportgymnastik andere begeistern würde. „Alina Kabajewa ist die Sonne des russischen Turnens! Ihre selbstlose Liebe und Hingabe zum Turnen ist Inspiration und Motivation für Teilnehmer des Festivals und alle Beteiligten unseres wunderbaren Sports!“ Beim nach Kabajewa benannten Festival „Alina“ treten Nachwuchssportlerinnen und -sportler an, um die Veteranen des Zweiten Weltkrieges durch eine Show zu ehren und den Sieg über Nazi-Deutschland zu feiern.

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Alina Kabajewa: das Turnwunder und der Dopingskandal

Ob sich Kabajewa dauerhaft in Moskau aufhält, ist unbekannt. Wie so vieles unbekannt ist. Zumindest gibt es kaum offizielle Informationen über ihr Leben nach der rhythmischen Sportgymnastik. Doch es gibt Gerüchte und Indizien, gesammelt von Geheimdiensten und Journalistinnen und Journalisten.

Alina Kabajewa ist im Mai 1983 in Taschkent in Usbekistan geboren worden. Sie wuchs mit ihrer Schwester zusammen bei der Mutter, einer früheren Profibasketballerin, in Moskau auf. Von dort startete sie ihre eigene Sportkarriere, die auch ein Dopingskandal, der ein Jahr Sperre und die Aberkennung eines WM-Titels zur Folge hatte, nicht beendete.

Vom Sport in die Politik – Alina Kabajewa gefördert durch Wladimir Putin

2007 hörte sie mit der rhythmischen Sportgymnastik auf, wurde Politikerin. Von Wladimir Putin selbst wurde sie in die Gesellschaftliche Kammer befördert, saß später für seine Partei Einiges Russland in der Duma. Sie soll den Politiker 2001 mit 18 Jahren kennengelernt haben – aus diesem Jahr stammt das erste gemeinsame Foto. 2014 übernahm sie den Verwaltungsrat der Nationalen Mediengruppe, kassierte wohl 10 Millionen Euro jährlich. Doch nach Kriegsbeginn verschwand ihr Name aus dem Impressum.

2008, kurz vor ihrem Wechsel in die Politik, soll sie mit Wladimir Putin, damals noch verheiratet mit Ehefrau Ljudmila Alexandrowna Otscheretnaja, angebandelt haben. Eine Bestätigung gab es nie, seit Jahren wird eine Beziehung dementiert – auch nach der Scheidung Putins 2013. Als ein russisches Medienhaus über die angebliche Liaison berichtete, musste es wenige Tage später schließen, offiziell aus finanziellen Gründen.

Babygerüchte um Alina Kabajewa – dann verschwand sie in die Schweiz

2013 sprach Kabajewa von einer Person, die sie „sehr liebe“. Den Namen nannte sie nicht. Zwei Jahre später verschwand sie, nach dem Auftauchen von Babygerüchten, von der Bildfläche. Seither gibt sie nur noch im Zusammenhang mit rhythmischer Sportgymnastik Interviews, nur solche Bilder finden sich auf ihrem Instagram-Account.

Ob und wie viele gemeinsame Kinder Alina Kabajewa und Wladimir Putin haben, ist unklar. Von zwei bis vier ist die Rede. Der US-amerikanische Geheimdienst geht von drei Kindern aus: einem Jungen 2015 und Zwillingen 2019, deren Geburt auf einer Website kurz gefeiert wurde – der Eintrag wurde schnell gelöscht, schreibt „The Wall Street Journal“.

Schweiz ist ein beliebter Zufluchtsort für Russlands Machtelite

Ein Investigativteam vom Schweizer „Tagesanzeiger“ recherchierte zuletzt intensiv. Das Team fand eine russischsprachige Ärztin, eine Freundin von Putin aus Kindertagen, die 2015 besagten Sohn in der Clinica Sant‘Anna zur Welt geholt haben soll. Geheimhaltung habe höchste Priorität gehabt, weshalb Kabajewa hochschwanger in die Schweiz reiste – ohne Putin, so die Quelle, eine Vertraute der Ärztin.

Die zweite Geburt 2019 habe auf Wunsch Putins in Moskau stattgefunden. Die Quelle sagte: „Alinas Beziehung zu Putin existierte. Ihre Kinder, zwei Söhne, sind Putins Kinder. Alina hatte keine andere Beziehung. Das wäre für sie auch zu gefährlich gewesen.“ Mutter und Schwester seien bei Untersuchungen und der Geburt dabei gewesen, heißt es, aber keine Bodyguards. Bei beiden Schwangerschaften sei sie immer wieder für Untersuchungen in Lugano gewesen.

US-Geheimdienst geht von drei gemeinsamen Kindern mit Putin aus

Offenbar hielt sich Kabajewa über Jahre immer wieder und auch länger in der Schweiz auf. Kurz bevor Putin in der Ukraine einmarschieren ließ, soll sie mit ihren Kindern erneut nach Cologny am Genfer See gereist sein, wie „The Wall Street Journal“ unter Berufung auf den US-amerikanischen Geheimdienst berichtet. Demnach vermuten die Ermittler, dass Kabajewa eine Rolle beim Verstecken von Putins Geld im Ausland spiele und sich auch durch die russische Einmischung bei der US-Wahl 2016 bereichert habe.

Die Schweiz als neutraler Staat gilt als Zufluchtsort reicher Russinnen und Russen, die Unsummen an Geld auf Schweizer Banken lagern. Auch wenn sich die Schweiz an den Sanktionen gegen Russland beteiligte, ist es für Menschen wie Kabajewa immer noch sicherer als andernorts auf der Welt.

Kabajewa soll beim Oligarchen Timtschenko in der Schweiz gewohnt haben

Der „Tagesanzeiger“ geht davon aus, dass sie sich bei Putin-Freund und Oligarch Gennadi Timtschenko aufhielt. Der Oppositionelle Alexej Nawalny hatte schon vor Jahren eine Beziehung zwischen Timtschenko und der Familie von Kabajewa öffentlich gemacht.

Nachdem bekannt wurde, dass sich Kabajewa in der Schweiz aufhalten soll, unterschrieben 60.000 Menschen eine Petition, dass die Schweiz Kabajewa ausweisen solle. Auch das ukrainische Parlament forderte die Schweizer Regierung auf, Kabajewa die Einreise in die Schweiz zu verweigern und Immobilien, die sie dort besitze, zu beschlagnahmen. Die Schweizer antworteten auf den Brief, dass sie keine Kenntnisse darüber hätten, dass sich die 38-Jährige in ihrem Land aufhalte, so „The Wall Street Journal“.

„Sie wäre verrückt, sich jetzt noch in Westeuropa aufzuhalten“

Auch wenn Kabajewa zu Kriegsbeginn in der Schweiz gewesen wäre, ist sie wohl schon länger nicht mehr dort. Reporter Sylvain Besson vom „Tagesanzeiger“ sagte dem „Spiegel“, dass er bei seinen Recherchen keine Spur von Kabajewa entdeckt habe, aber: „Die Vorstellung, dass Alina Kabajewa immer noch in der Schweiz ist, ist absurd. Sie wäre absolut verrückt, sich jetzt noch in Westeuropa aufzuhalten.“

Während einige Politikerinnen und Politiker die Hoffnung hegten, Kabajewa könne Wladimir Putin zur Vernunft bringen und diesen Angriffskrieg beenden, hat sie sich klar positioniert. Bilder vom „Alina-Festival“ zeigen sie vor dem Z-Symbol, das für die Unterstützung der russischen Soldaten gilt. Auch ließ sie im März verlauten, dass der Angriff dazu diene, „Donezk und Luhansk vor den Nazis zu schützen“.

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Versteck von Putin-Geliebter Kabajewa: Lugano, Moskau oder doch Sibirien?

Nebst Lugano, Moskau und St. Petersburg werden aber auch noch weitere Verstecke in den Medien gehandelt. Von einem Bunker in Sibirien und einem Versteck in der Arktis ist die Rede. Das wäre zumindest wahrscheinlicher als ein Aufenthalt in Europa, das gerade über Sanktionen gegen Alina Kabajewa berät. Diese wurde bisher vom Westen abgelehnt, weil etwa der US-amerikanische Geheimdienst befürchtete, dass Putin dies als persönlichen Affront auffassen würden. Die US-Regierung geht fest von einer Beziehung aus.

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