Eine Exkursion der besonderen Art erlebten 50 Naturinteressierte am Samstagabend auf Einladung der Kreisjägerschaft Unna: Sie hatten sich zur Aktion „Gemeinsam Jagd erleben“ angemeldet. Dabei konnten Teilnehmer jeden Alters gemeinsam mit Jägern auf Ansitzjagd gehen und ihre Fragen stellen.
Treffpunkt war ein Bauernhof in Bergkamen und einige der interessierten Männer, Frauen und Kinder staunten nicht schlecht, als sie ihre Jäger zur Seite gestellt bekamen: Unter den Jägern waren nämlich viele Frauen. Dass die Jagd schon lange keine „Männerdomäne“ mehr ist, bewies auch Dorit Heine.
Auf dem Weg zum Hochsitz teilt sie gerne ihren Weg zu diesem intensiven Hobby mit. Die 44-Jährige war schon als kleines Mädchen mit dem Vater zur Jagd. Schließlich bekam sie zum bestandenen Abitur von ihrem Onkel die Anmeldung zum Jagdschein geschenkt.
„Eigentlich hätte ich damals lieber den Bootsführerschein gemacht“, sagt die stellvertretende Schulleiterin lachend. Um zum Hochsitz zu fahren, geht es mit ihrem Jagdhund „Lord“ zum Auto und der Hund nimmt bereitwillig im Heck des Geländewagens Platz.

Am Ziel wird das Gewehr geschultert, das Fernglas umgehängt und dann geht es hinauf. Die Abendruhe und der Blick über das weite Feld sind beeindruckend erdend. „Ich habe ja auch Theologie studiert“, berichtet die Jägerin. In diesen Momenten, in denen sie da oben sitzt, fühle sie sich bewusst als ein Teil der Schöpfung.
Fasane sind zu sehen und plötzlich springt ein junger Rehbock durch das Feld. Sie nimmt das Gewehr, beobachtet ihn, überprüft die Entfernung und weist darauf hin, dass sie nun schießt. Nach wenigen weiteren Sprüngen fällt das Tier ins Gras. Sie atmet tief durch, holt ihren Hund und sucht den Bock.

Als sie ihn findet, ist sie sehr erleichtert: Ein glatter Blattschuss hat den Bock auf der Stelle getötet. „Es ist normal, dass die Tiere noch einige Sätze machen“, so Heine. Doch habe das Tier nicht leiden müssen. Erst erweist sie dem Bock mit dem „letzten Bissen“ auf Jäger Art die Ehre, dann beginnt sie damit ihn „aufzubrechen“, also die Innereien zu entfernen.
„Wenn man das noch nie erlebt hat, ist das schon ein gewöhnungsbedürftiger Anblick“, so Heine. Doch werde sie sich und ihrer Familie später mit dem Fleisch etwas Gutes tun. „Wer Fleisch isst, sollte das mal erleben, schon um sich bewusst zu machen, wo es herkommt“, so Heine.

Grundsätzlich sei die Jagd eine Notwendigkeit – für das biologische Gleichgewicht ebenso wie zum Schutz der Menschen. „Zuletzt hat es oft mehr Wildunfälle als Abschüsse gegeben“, so Heine. Das könne, gerade bei Motorradfahrern oder kleineren Pkw, schwere Folgen haben.
Nachdem Hund und Wild verstaut sind, geht es zurück zum Bauernhof. Dort bewahrheitet sich prompt die Wildunfall-Aussage: „Eine andere Gruppe musste ein angefahrenes Reh erlösen“, berichtet Teilnehmerin Susanne Hülsmann. Die Jäger hätten sich direkt für den nächsten Morgen verabredet, um das Kitz zu suchen, da gerade Setzzeit sei.

Diese rundum tolle Fürsorge könne sie nur empfehlen, erklärt die sichtlich beeindruckte 61-Jährige weiter. Sie habe bereits im vergangenen Jahr teilnehmen wollen, doch keinen Platz mehr bekommen. Umso spannender sei es für sie als Hobby-Fotografin gewesen, nun auch einmal mit ihrer Kamera „jagen“ zu können.
Auf dem Hof entstehen bei Wildbratwurst und kalten Getränken schnell angeregte Gespräche. Auch die vorhandene „Rollende Waldschule“ der Kreisjägerschaft lockt viele Interessierte. Dann werden alle aufgefordert, das „Verblasen“ der Strecke durch die Jagdhornbläser zu verfolgen.

Die Erklärungen des Brauchtums machten noch einmal deutlich, mit welchem Ernst und welcher Ethik die Jäger bei der Sache sind. „Wir wollten den Menschen durch solche Veranstaltungen zeigen, dass wir Jäger offen sind und uns freuen, ins Gespräch zu kommen“, sagt Yvonne Schulz-Garbe von der Kreisjägerschaft. Das kam an, wie Sascha Hunecke bewies, der extra aus dem Sauerland anreiste.
„Ich habe Forstwirt gelernt und da gab es viele Berührungspunkte mit der Jagd“, so Hunecke. Nun freue es ihn, die Kenntnisse aufzufrischen und gute Gespräche zu führen. Andere sind bereits zu echten Fans geworden: „Es ist immer wieder faszinierend, so bin ich schon zum vierten Mal dabei“, sagt Antje Rörentrop. Der 61-Jährigen fehlte leider die Zeit, selbst Jägerin zu werden.

Die Kreisjägerschaft freute sich über das Interesse und viele meldeten sich bereits für die nächste Veranstaltung an. Wer Interesse hat, kann sich bereits jetzt per E-Mail unter gemeinsam-jagd-erleben@kjs-unna.de anmelden. Die Teilnahme ist kostenlos.