AfD in zwei Bundesländern stärkste Kraft Gauland zweifelt an Kanzlerkandidatur

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Die AfD in Thüringen kommt einer Umfrage des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) zufolge aktuell auf 34 Prozent. Das sind neun Prozentpunkte mehr als bei der letzten Befragung vor rund einem Jahr. Laut dem „Thüringentrend“, den Infratest dimap im Auftrag des MDR erhoben hat, kommen die Parteien der aktuellen Koalition - Linke, SPD und Grüne - zusammen auf fast die gleiche Prozentzahl wie die AfD allein.

De CDU liegt mit 21 Prozent (minus 1 Prozentpunkt) auf dem zweiten Platz - knapp vor der Linken, für die 20 Prozent der Befragten (minus 2) stimmen würden. Auch die anderen Landtagsparteien verlieren im Vergleich zur letzten Umfrage. Die SPD kommt aktuell auf zehn Prozent (minus 1). Die Grünen würden mit fünf Prozent (minus 2) knapp den Einzug in den Landtag schaffen. Die FDP wäre mit vier Prozent (minus 1) nicht mehr im Landesparlament vertreten.

Erster Landrat und Bürgermeister der AfD

Ebenfalls in Thüringen nahm der bundesweit erste AfD-Landrat Robert Sesselmann am Montag seine Arbeit auf. Er war in einer Stichwahl am 25. Juni gewählt worden, was bei den anderen Parteien teils Entsetzen auslöste. Im Nachbarbundesland Sachsen-Anhalt wurde am Sonntag erstmals ein AfD-Kandidat zum hauptamtlichen Bürgermeister gewählt. Die nächste Landtagswahl in Thüringen findet voraussichtlich im Herbst 2024 statt. Als möglicher Termin wurde zuletzt der 1. September genannt.

AfD laut Umfrage vor SPD

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow hat davor gewarnt, das Umfragehoch der AfD als ostdeutsches Phänomen zu stigmatisieren. „In vielen Bundesländern gibt es eine ähnliche Tendenz, in West und Ost“, sagte Ramelow der Deutschen Presse-Agentur. Empörung und Alarmismus würden da wenig helfen - „das führt nicht dazu, zu reflektieren, was gesellschaftlich falsch läuft“. Die Thüringer AfD zeigt nach Auffassung von Ramelow, „wie sich die AfD zu einer modernen faschistischen Partei wandelt“.

So liegt die AfD einer neuen Umfrage zufolge in Mecklenburg-Vorpommern vor den regierenden Sozialdemokraten. Wäre am Sonntag Landtagswahl, käme die Partei auf 29 Prozent und damit auf ein neues Hoch im Nordosten. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa im Auftrag der Tageszeitung „Nordkurier“ hervor. Die SPD erreicht demnach 27 Prozent. Im April kam die AfD ebenfalls laut Insa auf 25 Prozent und die SPD auf 28 Prozent.

Die CDU liegt mit 18 Prozent (-1) deutlich abgeschlagen Platz 3. Die mitregierenden Linken kommen auf 10 Prozent (-1), die Grünen unverändert auf 6 und die FDP erzielt 4 Prozent (-1). Für die Umfrage wurden 1000 Menschen über 18 Jahre teils telefonisch, teils online im Zeitraum von 26. Juni bis 3. Juli befragt. Die nächsten Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern stehen 2026 an.

Gauland zweifelt an Kanzlerkandidatur

Der AfD-Ehrenvorsitzende Alexander Gauland steht dem Plan seiner Partei, einen Kanzlerkandidaten aufzustellen, skeptisch gegenüber. „Eine Kanzlerkandidatur ist nicht realistisch“, sagte der AfD-Politiker der Zeitung „Die Zeit“. Die guten Umfragewerte seiner Partei seien mit Vorsicht zu genießen und die Zustimmung in der Bevölkerung nicht in erster Linie Verdienst der AfD.

Die Co-Parteivorsitzende Alice Weidel wies Gaulands Kritik zurück. „Ich sehe es so, dass wir in einer Situation, in der wir die Kanzlerpartei in den Umfragen überholt haben, einen Führungsanspruch formulieren müssen. Die Wähler erwarten von uns, dass wir Verantwortung übernehmen“, sagte sie der „Bild“-Zeitung.

Thüringens Regierungschef Bobo Ramelow sagte, der AfD-Umfragewert sollte Anlass sein, über Ängste und Anzeichen einer permanenten Überforderung vieler Menschen - beginnend mit der Corona-Pandemie - nachzudenken. Das gelte auch für Fehler „wie wir politisch kommunizieren“. Der Verfassungsschutz stuft die Partei bundesweit als Verdachtsfall im Bereich Rechtsextremismus ein.

dpa

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