Abfotografierter Bildschirm, der den Post von Carsten Hütter zeigt.

Dieser Social-Media-Post von AfD-Politiker Carsten Hütter sorgt derzeit für Aufregung bei manchen Beobachtern. © Janis Czymoch

AfD-Politiker in Sachsen will für Einheit gekämpft haben – stammt aber aus Unna

rnDeutsche Wiedervereinigung

Über Social Media gibt Carsten Hütter vor, für die Wiedervereinigung gekämpft zu haben. Der AfD-Politiker (Sachsen) ist in Unna geboren und diente von 1983 bis 1995 der Regierung. Aber nicht im Osten.

Unna

, 07.10.2022, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Bundesschatzmeister der Alternative für Deutschland (AfD), Carsten Hütter, ist Abgeordneter im Sächsischen Landtag. In einem Beitrag, der über die Sozialen Medien verbreitet wird, gibt er vor, für die Deutsche Einheit gekämpft zu haben. Der in Unna geborene Spitzenpolitiker der AfD war zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung 1990 als Zeitsoldat der westdeutschen Regierung verpflichtet.

„Wir haben nicht für die deutsche Einheit gekämpft, damit wir heute von grünen Kommunisten regiert werden!“ – steht rechts neben dem Foto von Carsten Hütter geschrieben. Den Beitrag hat der Landtagsabgeordnete der AfD in Sachsen über verschiedene Social-Media-Kanäle verbreitet. Am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit.

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Viele Kommentierende auf Twitter und Instagram verwundert bis wütend

Auf Anfrage dieser Redaktion bestätigte der AfD-Politiker, dass er 1964 in Unna geboren und von 1983 an 12 Jahre als Zeitsoldat bei der westlichen Bundeswehr angestellt war. „Ich stamme aus Unna und war während meiner Bundeswehr-Dienstzeit in Unna und Marienberg stationiert. Mit Unna verbinde ich Herkunft, Heimat und Familie, das verbindet mich auch heute noch damit“, so Carsten Hütter.

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Diese Informationen sorgten vor dem Hintergrund seines Beitrages allerdings für Verwirrung und Unverständnis bei manchen Menschen. Auf Instagram (ohne Korrektur übernommen, Anm. d. Red) fragte ein User deswegen: „Ernst gemeinte Frage, Herr Hütter: wo waren Sie im Sommer/Herbst 1989?“

Auf Twitter (ohne Korrektur übernommen, Anm. d. Red) wurde es – wahrscheinlich bezogen auf die Formulierung „Wir haben nicht für die deutsche Einheit gekämpft“ – sogar noch deutlicher: „Er ist Wessi, Himmelarschundzwirn. Außer Unna liegt bei Leipzig“ oder „Ich lass mir von einem Wessi nicht die Wende erklären!“ sind nur zwei Beispiele für viele Kommentare, die dem Posting vom 3. Oktober 2022 nichts abgewinnen können.

AfD-Politiker will mit „Wir“ alle Menschen in Deutschland gemeint haben

Dass sich vor mehr als 30 Jahren Menschen in beiden deutschen Staaten für die Wiedervereinigung einsetzten, dürfte allerdings auch klar sein. Dennoch machen die Kommentare deutlich: Viele User stört, dass sich der Landtagsabgeordnete in Sachsen mit seinem Beitrag weit aus dem Fenster lehnt.

Vor allem für einen in Westdeutschland geborenen Menschen, der zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung für die Bundeswehr arbeitete. Von der Wortwahl im Beitrag mal ganz abgesehen.

Aus Sicht des AfD-Abgeordneten ist das allerdings kein Widerspruch. „Im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten habe ich damals Familien in der DDR unterstützt. Mein persönlicher Kampf bestand u.a. aber auch darin, mich in vielen Einzelgesprächen mit Überzeugung für die Einheit Deutschlands bzw. die Wiedervereinigung einzusetzen“, teilte Carsten Hütter mit.

Bezogen auf seine Formulierung meinte er zudem: „Es bedurfte viel Kraft und Mühe auf beiden Seiten der Mauer, um Deutschland endlich wiedervereinen zu können und insbesondere die sozialistische Planwirtschaft im Ostteil Deutschlands zu überwinden. Demgemäß ist das Wort ,Wir‘ in meinem Post vom 3.10.22 selbstredend auf Menschen in Ost und West bezogen“, so Carsten Hütter.

Dass seine Worte von vielen Menschen allerdings gänzlich anders interpretiert wurden, ist im Hinblick auf sein Posting – die Aussage in Verbindung mit seinem Foto – womöglich ebenfalls selbstredend. Die Formulierung „von grünen Kommunisten regiert“ sei an dieser Stelle mal komplett außen vor gelassen.

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