Rentner Paul Mühlhaus ärgert sich über die Aktion: „Ich finde das respektlos uns Bewohnern gegenüber.“

Rentner Paul Mühlhaus ärgert sich über die Aktion: „Ich finde das respektlos uns Bewohnern gegenüber.“ © Sven Kauffelt

Ärger in Borken: „Übungshäuser“ für Schul-Graffiti-Projekt sind noch bewohnt

rnGraffiti-Aktion

An der Weseler Landstraße haben Schüler der Julia-Koppers-Gesamtschule zwei Wohnhäuser mit Graffiti besprüht. Im Rahmen eines Schulprojekts und mit Genehmigung der Stadt. Allerdings wohnen in den Häusern, die im September abgerissen werden sollen, noch Menschen.

von Sven Kauffelt

Borken

, 07.07.2022, 09:36 Uhr / Lesedauer: 1 min

Es war eine bunte Idee, die von Schulen in der Woche vor den Ferien umgesetzt wurde. In Borken, Gemen, Burlo und Weseke haben Gruppen die ansonsten grau daherkommenden Stromkästen mit Graffiti verschönert. An der Weseler Landstraße in Borken bekam die Gruppe der Julia-Koppers-Gesamtschule dafür eine besondere Übungsfläche: zwei Häuser im Eigentum der Stadt, die Mitte September abgerissen werden sollen.

Sie stehen auf der Fläche, die für den Bau einer neuen Sporthalle genutzt werden soll. Die Stadtverwaltung hat die Genehmigung für die Sprühaktion an den Wänden erteilt.

Die beiden Häuser sind ringsum mit Graffiti beschmiert.

Die beiden Häuser sind ringsum mit Graffiti beschmiert. © Sven Kauffelt

Allerdings hat man dabei wohl nicht bedacht, dass in den Häusern immer noch Menschen wohnen. Deren Hauswände sind nun mit Schmierereien übersät. Teilweise sind sogar Fenster zugesprüht worden. „Das war eine unglückliche Aktion“, sagt der Technische Beigeordnete Jürgen Kuhlmann. „Wir sind bei der Umsetzung der Aktion von einem höheren Niveau ausgegangen. Da waren Sprüche dabei, die ich aber als wenig sinnvoll bezeichnen würde.“

Künstler hat Projekt begleitet

„Wir wussten nicht, dass in den Häusern noch jemand wohnt“, sagt Künstler Stefan Demming, der das Projekt begleitet hat und bei der Stadt auch wegen der Genehmigung angefragt hatte. Es sei darum gegangen, dass die Jugendlichen den Umgang mit der Spraydose üben können, um die Stromkästen vernünftig zu gestalten. „Die Vorgabe war, dass sie nichts Beleidigendes an die Wände sprühen dürfen“, sagt Demming. Eine Fensterscheibe, die ein Jugendlicher besprüht hatte, habe man wieder gesäubert.

Stellwände decken die Graffitis mittlerweile ab.

Stellwände decken die Graffitis mittlerweile ab. © Sven Kauffelt

Paul Mühlhaus lebt in einem der Häuser, seit seine vorherige Wohnung bei einem Brand Ende März in Burlo zerstört wurde. „Ich finde das ungeheuerlich“, sagt der Rentner, „so kann man doch nicht mit Menschen umgehen.“ Im anderen Haus leben Flüchtlinge, „die waren richtiggehend geschockt, als die hier mit ihren Spraydosen angefangen haben.“

Die Stadt hat die Wände mittlerweile mit Stellwänden abgedeckt. „Wir wollen natürlich würdevoll mit den Menschen umgehen“, betont Jürgen Kuhlmann.