Der VfL Kamen, hier vor dem Anwurf gegen die SGH Unna Massen, ist durch die Niederlage am grünen Tisch noch tiefer in den Abstiegskampf gerutscht.

© Michael Neumann

Ärger beim VfL Kamen über Pleite am Grünen Tisch gegen Rauxel-Schwerin: „Keine sportliche Art!“

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Dem Handball-Landesligisten VfL Kamen unterlief beim Spiel gegen die HSG Rauxel-Schwerin ein kurioser Formfehler. Dass die Castrop-Rauxeler dagegen Einspruch einlegten und gewannen, stößt in Kamen auf Unverständnis.

von Henning Middeldorf

Kamen

, 19.03.2022, 04:55 Uhr / Lesedauer: 3 min

Steven Vogt, Spieler des Handball-Landesligisten VfL Kamen, macht seinen Ärger Luft und sagt: „Ich muss das vorsichtig ausdrücken. Wenn man ein Spiel deutlich verliert und die Aktion wirklich keinen Einfluss auf das Spielgeschehen hatte, finde ich es wirklich unsportlich, gegen die Wertung des Spiels Einspruch einzulegen.“ Die Kamener sind seit dem Vorfall Mitte Januar mächtig sauer auf die HSG Rauxel-Schwerin. Was war passiert?

Am 15. Januar trafen der VfL Kamen und die HSG Rauxel-Schwerin in der Handball-Landesliga aufeinander. Beide Teams waren zu diesem Zeitpunkt akut abstiegsbedroht, es war ein echtes Vier-Punkte-Spiel. Bereits vor der Partie gab es leichten Zoff, weil Rauxel-Schwerin einer von den Kamenern angestrebten Spielverlegung nicht zugestimmt hatte.

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Das Match gewann der VfL Kamen am Ende verdient mit 23:16. Während der Partie kam dabei unter anderem Kamens Neuzugang Carsten Römermann zum Einsatz. Der Abwehrspieler lieferte ein sehr solides Debüt, auch wenn er weder als Torschütze noch anderweitig besonders in Erscheinung trat. Doch genau das wurde dem VfL Kamen am Ende zum Verhängnis.

Denn Carsten Römermanns Name tauchte nie im Online-Spielbericht der Begegnung auf. Zwar war er grundsätzlich spielberechtigt, aber - weil er von Seiten der Kamener nicht in den Online-Spielbericht eingetragen wurde - nicht teilnahmeberechtigt für das Spiel.

Hätte Römermann ein Tor erzielt oder eine persönliche Strafe erhalten, wäre den Kamenern wohl noch während der Partie aufgefallen, dass sein Name im Online-Spielbericht fehlte. In diesem Fall hätte Römermann wahrscheinlich eine Zeitstrafe bekommen, und die Sache wäre erledigt gewesen.

Weil aber erst nach dem Spiel auffiel, dass Römermanns Name im Online-Spielbericht fehlte, entschied sich die HSG Rauxel-Schwerin, nachträglich gegen die Wertung der Partie vorzugehen.

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Dazu hinterlegten die Castrop-Rauxeler einen Einspruch beim Landesspruchausschuss, dem Gericht des Handballverbands Westfalen (HVW). Denn die Regeln sind eindeutig: Spielt ein Spieler ohne Teilnahmeberechtigung - und fällt das erst nach dem Spiel auf, wird das Spiel für die betroffene Mannschaft als 0:2-Niederlage gewertet.

Entsprechend fiel auch die Entscheidung der Sportrichter aus. Dem VfL Kamen wurde für das Spiel gegen die HSG Rauxel-Schwerin eine Niederlage zugeschrieben - trotz des eigentlich eindeutigen Sieges.

Kamens Trainer Uwe Nitsch, hier beim Spiel gegen den VfL Brambauer, steht mit seiner Mannschaft mitten im Abstiegskampf.

Kamens Trainer Uwe Nitsch, hier beim Spiel gegen den VfL Brambauer, steht mit seiner Mannschaft mitten im Abstiegskampf. © Goldstein

„Es wäre etwas anderes gewesen, wenn der Spieler, um den es geht, zehn Tore geworfen hätte. Aber wir hätten das Spiels so oder so deutlich gewonnen. Und dann einen solchen Einspruch einzulegen, das ist nicht die feine sportliche Art“, echauffiert sich Kamens Steven Vogt.

„Jeder objektive Zuschauer hat gesehen, dass wir dieses Spiel hochverdient gewonnen haben. Dass wir das dann auf so eine Art und Weise am Grünen Tisch verlieren und dadurch noch stärker in den Abstiegskampf rutschen, hat bei uns im Verein natürlich eine Menge Ärger hervorgerufen“, so Vogt weiter.

Kein Vorwurf an den Handballverband

Dem Sportgericht des Handballverbands Westfalen macht Vogt derweil keinen Vorwurf. „Die müssen ihre Entscheidungen nach bestimmten Regeln richten, das ist ja ganz klar“, sagt der Kamener.

Andreas Tiemann, Vorsitzender des Handballverbands Westfalen, verteidigte außerdem die Sinnhaftigkeit der Regel, dass Vereinen eine Niederlage zugeschrieben wird, wenn sie ihre Spieler nicht rechtzeitig im Online-Spielbericht eintragen.

„Ansonsten könnte man ja auch einfach irgendwelche Bundesliga-Spieler in der Kreisliga einsetzen, die dann 20 Tore machen“, meint der Vorsitzende. „Es ist natürlich unglücklich, wenn es jetzt Kamen getroffen hat, die da wirklich nichts von gemerkt haben. Aber am Ende des Tages sind Regeln eben da, um befolgt zu werden“, fügt Tiemann hinzu.

Der Meinung ist auch der Trainer der HSG Rauxel-Schwerin, Sebastian Clausen. Dazu, dass der VfL Kamen den Einspruch aufgrund des deutlich gewonnenen Spiels unsportlich findet, will er keine Stellung nehmen. Das Thema sei für ihn durch, lässt er verlauten.

Es bleibt abzuwarten, welche Rolle die Spielwertung für die beiden Teams im Laufe der restlichen Saison noch spielen wird. Der VfL Kamen steht zurzeit auf dem neunten Platz der Landesliga-Tabelle und würde damit gegen den Abstieg in die Bezirksliga kämpfen müssen.

Etwas umgedreht sieht die Situation bei der HSG Rauxel-Schwerin aus. Die Mannschaft ist dem Abstiegskampf - auch durch den Sieg am Grünen Tisch - erst einmal entkommen und rangiert derzeit sogar auf dem zweiten Tabellenplatz. Um den Platz in der oberen Tabellenhälfte zu halten, wird für die HSG ebenfalls jeder Punkt von Nöten sein.