Dass der sechsspurige Ausbau der A43 gerade für die direkten Anwohner einige Beeinträchtigungen mit sich bringen würde, liegt in der Natur der Sache. Doch Schmutz und Lärm sind vergänglich, ganz anders verhält es sich jedoch, wenn Eigentum nachhaltig beschädigt worden ist. Wir haben bereits im Juni über mehrere Hausbesitzer an der Ottostraße in Recklinghausen-Hochlarmark berichtet, die zum Teil über erhebliche Schäden an ihren Gebäuden geklagt hatten.
Die Autobahn GmbH zeigte sich als vermeintlicher Verursacher jedoch so gar nicht einsichtig. Zwar hatte ein erstes Gutachten sehr wohl Risse und Verwerfungen in den Häusern Ottostraße 49, 51 und 53 bestätigt, doch ob diese jetzt von den Bauarbeiten an der A43 verursacht worden seien oder ob sie nicht doch vielmehr dem langjährigen Bergbau unter diesem Teil der Stadt geschuldet seien, konnte dabei nicht hinreichend geklärt werden. Die Autobahn GmbH lehnte die Übernahme der Kosten zur Wiederherstellung des alten Gebäudezustands jedenfalls zunächst einmal ab.
Einsicht ins Gutachten wird verweigert
Immerhin hatte man für Juni noch ein weiteres Gutachten in Auftrag gegeben, an dem natürlich vor allem die Anwohner brennend interessiert waren – und sind. Klaus Panzlaff, der im Haus Nr. 51 ein Unternehmen für Computer-Dienstleistungen betreibt, war deshalb im stetigen Kontakt mit den Gutachtern, um zeitnah Einsicht zu erhalten. Lange tat sich nichts, doch am 22. September wurde Klaus Panzlaff per E-Mail von dem begutachtenden Büro mitgeteilt: „Der Abschlussbericht wurde der Autobahn GmbH am 19. 09. 2023 übersandt.“ Und weiter: „Von unserer Seite werden keine Auszüge verteilt werden, ggf. wird man Ihnen einen Auszug aus dem Bericht zukommen lassen.“
Klaus Panzlaff fiel aus allen Wolken: „Das haben wir so nicht vereinbart. Ich habe die Leute nur ins Haus gelassen, weil klar war, dass ich das Gutachten erhalte. Das habe ich nie infrage gestellt und ganz klar kommuniziert.“

Dass er jetzt möglicherweise nur Bruchstücke des Gutachtens zu sehen bekommt – und das auch nur eventuell, reicht völlig aus, um ihn auf die Palme zu treiben. Klaus Panzlaff hat mit dem Gutachten aber noch ein ganz anderes Problem: „Ich bin verantwortlich dafür, was von dieser Firma in die Öffentlichkeit gelangt, schließlich sind die Gutachter bis in den ,Intimbereich‘ meines Unternehmens vorgedrungen. Weiß ich, welche Personen jetzt alles auf unsere Firmeninterna, Räume, eventuell Geräte oder Informationen Zugriff erlangen? Was ist, wenn auf irgendwelchen Fotos Kundenmaschinen, Namen oder Daten vorhanden sind?“
Das alles bedeutet: Klaus Panzlaff könnte höchst unangenehme Probleme mit dem Datenschutz bekommen, und deswegen hat er umgehend die Notbremse gezogen: Nach Rücksprache mit seinem Anwalt hat er den Gutachtern die Weitergabe der vor Ort gemachten Fotos und Dokumentationen untersagt.
Beschwerde beim Landesamt für Datenschutz
Und der Hausbesitzer meint das ernst: „Ich halte alle Rechte an den Bildern und gebe nichts zur Weitergabe frei, was hier im Haus an Informationen gesammelt wurde.“ Den Gutachtern sagt er deutlich: „Sollten Sie dennoch irgendwelches Material weitergegeben haben, bitte ich um Nachweis meines schriftlichen Einverständnisses. Sofern das nicht vorliegt, machen Sie sich bei Weitergabe strafbar und wir werden juristische Schritte einleiten.“ Und eine offizielle Beschwerde beim Landesamt für Datenschutz hat Panzlaff obendrein eingereicht.
Auf Nachfrage gibt sich die Autobahn GmbH eher schweigsam – ironischerweise mit dem Hinweis auf Datenschutz. Pressesprecher Anton Kurenbach kann nicht bestätigen, dass das Gutachten bereits vorliegt, „ich kann nur erklären, dass der Vorgang läuft“.

Völlig unerklärlich ist zudem, dass Rafael Dyksa von der Nummer 53 bislang noch nicht einmal das erste Gutachten gesehen hat, was von der Autobahn GmbH damit erklärt wurde, dass besagtes Gutachten an die eigentliche Eigentümerin, die Lebensgefährtin von Rafael Dyksa, verschickt worden sei – und das schon Mitte Juni. „Das ist aber gar nicht möglich“, sagt Dyksa, „weil die Autobahn GmbH gar keine E-Mail-Adresse von ihr hat. Als ich mal nachgehört habe, wie die Adresse lauten würde, habe ich natürlich keine Antwort bekommen. Wie denn auch?“
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