Abschied vom Kreis Unna Dr. Katrin Linthorst: „Das hat wie Arsch auf Eimer gepasst“

Dr. Katrin Linthorst vor Abschied: „Das hat wie Arsch auf Eimer gepasst“
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Nach nur zwölfmonatiger Amtszeit als Gesundheits-, Bildungs- und Schuldezernentin des Kreises Unna kam der Weggang von Dr. Katrin Linthorst vor einigen Wochen überraschend. Jetzt geht die künftige Beigeordnete der Stadt Wuppertal näher auf die Hintergründe ein und betont nochmals die Wichtigkeit von Präventionspolitik.

Es habe auch ein stark weinendes Auge bei ihrer Entscheidung gegeben, versichert Linthorst, denn: „Das hat wie Arsch auf Eimer gepasst.“ Was die Expertin für Gesundheitsmanagement meint, ist der Zuschnitt ihres Dezernats im Kreishaus, der bei ihrem Amtsantritt im September 2023 auch etwas Neues war.

Prävention im Kreis weiter vorantreiben

Mit Gesundheit auf der einen und Schule und Bildung auf der anderen Seite habe sich ihr Hauptanliegen, Vorsorge und Vorbeugung über alle Generationen hinweg in alle Teile und Schichten der Gesellschaft zu tragen, in idealer Weise umsetzen lassen.

Das Thema Prävention im Gesundheitsbereich ist eine Kernforderung von Gesetzen ebenso wie der Krankenkassen, um nicht zuletzt vermeidbaren Kosten wegen Krankheiten in späteren Lebensjahren entgegenzuarbeiten.

Die am 1. Juli neu gewählten Dezernentinnen der Stadt Wuppertal Dr. Katja Linthorst (2.v.l,), Annette Berg (2.v.r.), Dezernent Gunnar Ohrndorf (l.) mit Oberbürgermeister Uwe Schneidewind.
Die am 1. Juli neu gewählten Dezernentinnen der Stadt Wuppertal Dr. Katja Linthorst (2.v.l,), Annette Berg (2.v.r.), Dezernent Gunnar Ohrndorf (l.) mit Oberbürgermeister Uwe Schneidewind. © Stadt Wuppertal

Sinnbildlich für diesen Ansatz ist der Gesundheitskiosk geworden, der bereits kurz vor Linthorsts Amtsantritt vom Kreisgesundheitsamt als niederschwelliges Angebot in sämtlichen Kommunen installiert worden war. Die dort tätigen Gesundheitlotsen hält Linthorst weiterhin für eine eminent wichtige Leistung eines Kreises.

„Wir nehmen hier keinem etwas weg“, betont die Gesundheits- und Sozialwissenschaftlerin sowie ausgebildete Krankenschwester. Sie reagiert damit auf Kritik am Gesundheitskiosk, der nicht nur aus der Politik kommt, sondern, wie sie sagt, auch von Seiten niedergelassener Ärzte.

Verteidigung des Gesundheitskiosks gegen Kritik

Denn, so auch Landrat Mario Löhr, die Klientel, die der Gesundheitskiosk anspreche und auch anlocke, werde von Haus- oder Fachärzten oftmals gar nicht erreicht. Das können, so Linthorst, neu zugewanderte Menschen ebenso sein wie von Arbeitslosigkeit betroffene, während Kinder und Jugendliche vor allem über Präventionsmaßnahmen in den Schulen erreicht würden.

Problematisch sei aber nicht nur, dass gerade Menschen aus sozial schwächer gestellten Bevölkerungsschichten den regelmäßigen Arztbesuch, ob zur Prophylaxe oder Früherkennung, scheuten. Vielmehr müsse man auch darauf schauen, wie man der schwindenden Zahl von niedergelassenen Ärzten im Kreis Unna entgegenwirke.

Kurz vor Bekanntwerden des Wechsels von Linthorst nach Wuppertal war ein schon anberaumter Termin für die wiederbelebte Kommunale Gesundheitskonferenz auf unbestimmte Zeit verschoben worden.

Sie hoffe, dass es demnächst wieder zu dem wichtigen Austausch mit allen Akteuren aus dem Gesundheitswesen komme, eben auch den Ärzten. Zumindest koordinierend könne der Kreis auch über dieses Gremium aktiv werden.

Mit Gesundheit auch in Wuppertal befasst

Dass sie nun dennoch den Kreis Unna verlasse, habe vor allem mit einer attraktiven beruflichen Herausforderung zu tun. Dass ihr künftiges Dezernat in Wuppertal aber gar nicht ausdrücklich das Ressort Gesundheit umfasse, sondern Klima- und Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Grünflächen und Recht, sei daher womöglich nur auf den ersten Blick unverständlich.

„Für mich bleibt Gesundheit der Rote Faden“, betont Linthorst. So werde zum Beispiel beim Klima-Thema immer stärker auch die Auswirkung auf die Gesundheit mitgedacht. „Es war zukunftsweisend, dass Dezernat so aufzustellen“, freut sich die in Herne lebende Linthorst auf ihre neue Aufgabe.

Mario Löhr wiederum freut, dass Linthorst zugesagt hat, ihre Nachfolgerin oder ihren Nachfolger in Unna persönlich in seine Ressorts einzuführen. Der Kontakt wird also auch nach dem 1. September nicht ganz abbrechen.

Bewerberlage für Dezernentenstelle „nicht schlecht“

„Die Bewerberlage sieht gar nicht schlecht aus“, so der Landrat zu der noch bis zum 1. September ausgeschriebenen Dezernentenstelle im Kreishaus. Er räumt ein, dass Großstädte allein wegen einer besseren finanziellen Ausstattung der Spitzenpositionen in den Rathäusern attraktiv seien.

„Mit der Beigeordnetenverfassung haben wir künftig auch andere Möglichkeiten“, spielt Löhr auf Pläne in Düsseldorf an, künftig auch von Kreistagen neben dem Kreisdirektor weitere Wahlbeamte mit einem höheren Salär bestimmen zu lassen.

Eines macht der Landrat bei der Neubesetzung des zunächst einmal verwaisten Dezernats im Kreishaus auch klar: „Um Parteibücher geht es dabei nicht – wir müssen Qualität auf diese Stelle bekommen.“

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