Ausströmendes Gas auf der A1 zwischen Unna und Kamen Autobahn ist wieder freigegeben

Ausströmendes Gas auf der A1: Lkw-Leck sorgt für 21 Stunden Vollsperrung
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Die Vollsperrung der A1 zwischen Unna und Kamen hat eine der wichtigsten Autobahnverbindungen in Nordrhein-Westfalen lahmgelegt. Insgesamt rund 21 Stunden war die Autobahn gesperrt. Durch einen technischen Defekt war ein gefährliches Gas aus einem Lkw geströmt. Hunderte Rettungskräfte waren im Einsatz. Zwischenzeitlich stand sogar eine Evakuierung des Umfelds im Raum.

Autobahn am Mittwoch voll gesperrt

Gegen 18.30 Uhr am Mittwochabend (10. Juli) erreichte die Feuerwehr die Einsatzmeldung. Bereits eine halbe Stunde später war die Autobahn vom Autobahnkreuz Dortmund/Unna bis zum Kamener Kreuz in beide Richtungen gesperrt. Es kam zu massiven Staus.

Eine amtliche Warnung vor austretenden Schadstoffen für die Bevölkerung in der Nähe der Einsatzstelle wurde herausgegeben. Anwohner in Teilen von Massen und Königsborn sollten Türen und Fenster geschlossen halten. Die Warnung wurde erst am Folgetag gegen 12.30 Uhr aufgehoben.

Ein Lkw steht auf dem Seitenstreifen der A1. Aus dem Tankwagen konnte
Durch ein beschädigtes Ventil konnte das Gas aus dem Lkw entweichen. © Michael Neumann

In der Zwischenzeit suchte die Feuerwehr nach einer Lösung. Der Lastwagen hatte rund 10 Tonnen Ethylen geladen. Ein defektes Ventil war offenbar ursächlich für das Austreten der hochentzündlichen und gesundheitsschädlichen Verbindung. „Das austretende Gas wird mit Wasser niedergeschlagen“, berichtete Feuerwehrsprecherin Anna Gemünd noch am Mittwochabend von der Einsatzstelle.

Ein Spezialist aus der Chemie-Branche wurde angefordert, um das weitere Vorgehen abzustimmen. „Der Einsatz wird mehrere Stunden andauern“, sagte Feuerwehrsprecherin Gemünd. Tatsächlich musste die Autobahn auch in der Nacht gesperrt bleiben.

Weiträumige Umleitungen

Der Fernverkehr sollte die A1 bei Unna großräumig umfahren, etwa ab Osnabrück über die A33 und die A44 oder ab Münster über die A43. Im Nahbereich sollte auf die A2 und die A45 ausgewichen werden. Trotzdem kam es in Unna und Kamen zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen.

Für Anwohner und Firmen in Massen schaltete die Stadt Unna am Donnerstagmorgen (11. Juli) ein Bürgertelefon frei. Die Überlegungen, wie mit dem ausströmenden Gas umgegangen wird, dauerten an.

Stau auf der A1: Ein Feuerwehrauto fährt durch die Rettungsgasse.
Der Verkehr staute sich am Mittwochabend in beide Richtungen auf der A1. © Michael Neumann

Im Raum stand die Evakuierung eines 300 Meter großen Radius um die Gefahrenstelle. Betroffen gewesen wären Teile der Straßen Zum Schanzengraben, Am Dieken, Eiligenkamp und der Königsborner Straße in Massen und Königsborn. Die Stadt Unna hatte bereits eine entsprechende Meldung veröffentlicht.

Kurz zuvor waren weitere Spezialkräfte auf der A1 eingetroffen. Dabei handelte es sich um Feuerwehrleute der Werksfeuerwehr des Chemieparks Marl. Zunächst war lediglich ein Fachberater zur Einsatzstelle beordert worden; anschließend rückte auch die Werksfeuerwehr aus.

Messgeräte der Feuerwehr schlagen an

Die Verantwortung der Marler Werksfeuerwehr endet nicht an der Grenze des Chemieparks. Sie ist Mitglied des Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystems (TUIS) der chemischen Industrie. Dieser freiwillige Dienst steht bundesweit rund um die Uhr den Feuerwehren, der Polizei und den Behörden bei Transportunfällen mit gefährlichen Gütern zur Verfügung.

Die Messgeräte der Marler Feuerwehr schlugen an. Es trat offenbar weiter Gas aus dem Lkw aus. Ein zweiter mit Ethylen beladener Lkw, der lange Zeit vor dem beschädigten Fahrzeug stand, wurde weggefahren. Die Einsatzkräfte versuchten, das Gas in flüssiger Form aus dem Fahrzeug abzulassen.

Einsatzzelt der Feuerwehr auf der A1.
Die Feuerwehr hatte Zelte auf der A1 aufgebaut, unter anderem als Einsatzzentrale und Versorgungsstelle. © Ray Heese

Um 13.14 Uhr meldete die Stadt Unna schließlich: „Das Gas-Leck im betroffenen Lkw ist verschlossen.“ Damit war auch die Evakuierung des Nahbereichs vom Tisch.

Schlussendlich entschieden sich die Spezialisten, den beschädigten Lkw ins Bayer-Werk nach Bergkamen bringen zu lassen. Dort sollte er fachgerecht abgepumpt werden, sagte Anna Gemünd. Das Pharmaunternehmen wisse, wie mit dieser Art von Gefahrstoff umgegangen werden müsse.

Autobahn nach mehr als 21 Stunden wieder frei

Die Autobahn wurde schlussendlich am frühen Donnerstagabend wieder für den Verkehr freigegeben.

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Die zum Einsatzort an der A1 gerufene Werksfeuerwehr des Chemieparks Marl verfüge über Umpumpvorrichtungen. Mit den mobilen Geräten könne das Gas in andere Behältnisse gepumpt werden. Die Alternative des Abfackelns sei im Chemiepark Marl eine ebenfalls gängige Methode, um überschüssiges Gas zu vernichten.
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