Es war die Zeit, in der man im internationalen Fußball noch die deutsche Nationalmannschaft fürchtete und sie ein starker Gegner war. Während der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien 2014 war ich im Juli gemeinsam mit Mutter, Bruder sowie Onkel und seiner Familie auf Sardinien im Urlaub. Genauer genommen in dem schönen Ort Alghero an der Nordwestküste der Italienischen Insel.
Damals war ich gerade zwölf Jahre alt geworden, hatte Haare wie Ringo Starr zu seiner besten Zeit und war auslandstechnisch bisher nur in den Niederlanden gewesen. Da man weder mit dem Auto noch der Bahn auf die Insel im Mittelmeer kommt, sind wir geflogen.
So saß ich also aufgeregt, da ich in meinem Leben noch nie geflogen bin, in dem Flieger, der in Dortmund startete. Pflichtbewusst hatte ich mein damaliges Handy sogar in den Flugmodus gestellt und genoss über schrebbelige Kopfhörer das bisschen heruntergeladene Musik in Dauerschleife, während wir über schönste Berglandschaft in den Alpen glitten.

„Two from this please“
Beim Ausstieg in Alghero fühlte ich mich, als hätte ich gerade die halbe Welt umflogen – war allerdings zu aufgeregt, um müde zu sein.
Nach einer gefühlten Ewigkeit in einem Bus zur Ferienwohnung waren wir also da. Das Haus lag unweit vom Sandstrand und vom Balkon im ersten Stock hatten wir zwischen zwei Häusern hindurch sogar Blick aufs Wasser. Voller Tatendrang wollte ich diesen Ausblick fotografisch festhalten – jedoch ließ mich die dürftige Kamera meines Motorola-Handys im Stich.
Die Wohnung hatte mein Onkel, der mich bis heute mit seinen Italienisch-Kenntnissen fasziniert, glaube ich, über einen Bekannten organisiert. Da er somit der Einzige war, der mit den Einheimischen wirklich reden konnte, mussten meine Mutter, mein Bruder und ich uns auf eigene Faust mit Englisch durchschlagen. Was teilweise schwierig war, da ich es noch nicht so gut beherrschte und auch meine Mutter seit der Schulzeit kein Englisch mehr gesprochen hatte.
Bei einem Bäcker fiel dann die heute noch als Running-Gag bei uns kursierende Bestellung meiner Mutter. „Ähh two from äh two from this please“, orderte sie, während sie auf die gewünschte Backware in der Auslage des leicht verwirrt aussehenden Italieners zeigte.
Die beste Kokosnuss meines Lebens
Das Erfrischungsgetränk „Lemon Soda“ war ein fester Begleiter in unserem Urlaub auf Sardinien. Wann immer wir in den zehn Tagen einkaufen waren, fand das Getränk stets seinen Weg in unseren Einkaufswagen. Auch heute erinnert mich der Geschmack und vor allem der Name immer wieder an den Urlaub am Mittelmeer – auch wenn ich die Zitronenlimonade nur sehr sehr selten trinke.
Eines Tages, als wir so am Strand daher vegetierten, kam einer der Händler vorbei, die mit lauter Stimme bereits aus der Ferne ihr Obstsortiment anpreisen. Ausgehungert, wie wir vom vielen Faulenzen und nichts tun waren, kauften wir uns eine Kokosnuss bei dem Mann, der uns sicherlich ordentlich abzockte. Jedoch war diese Kokosnuss die beste, die ich in meinem Leben bislang gegessen habe. Vielleicht spielt da aber auch die Nostalgie eine große Rolle in meinen Erinnerungen.

Als die Nationalelf noch gut war
Wie bereits eingangs erzählt, waren wir gerade zu der Zeit im Urlaub, als die deutsche Nationalmannschaft 2014 in Brasilien um die Weltmeisterschaft kämpfte. Damals stellte sie noch einen ernstzunehmenden Gegner dar, der es mit der ganzen Welt aufnehmen konnte. Die aktuellen Leistungen sind jedoch ein anderes Thema.
So sahen wir auch den legendären 7:1-Sieg gegen Brasilien live im Fernsehen – sogar auf Deutsch. Damals wie heute total begeistert von diesem Kantersieg, gehörte dieses Spiel mit zu den absoluten Highlights des Urlaubs. Der Strand und die historische Altstadt von Alghero waren natürlich auch nicht schlecht. Nur der obligatorische Sonnenbrand war nervig.
Die Kolumne von Linus Budde ist Teil einer unterhaltsamen Serie, in der sich unsere Autoren in loser Reihenfolge an besondere Urlaube mit der Familie erinnern.
Hunderte Euro futsch: Frankreich-Urlaub startet mit einer Katastrophe
Wuchernde Achselhaare, dominante Tante: Mein verrückter Urlaub in den USA
Intime Details und endlose Strände: Meine erste Reise ans Meer