
© Jörn Hartwich
68-Jähriger stirbt qualvoll bei Überfall neben Ehefrau – dritter Tatverdächtiger aufgespürt
Landgericht Bochum
Ein 68-jähriger Bochumer ist bei einem brutalen Überfall qualvoll direkt neben seiner Ehefrau gestorben. Zwei der Täter wurden bereits verurteilt. Jetzt wird der Fall wieder neu aufgerollt.
Es muss ein qualvoller Tod gewesen sein. Vor rund drei Jahren wurden einem 68-jährigen Mann aus Bochum bei einem Überfall Mund und Nase mit Panzerband verklebt. Er erstickte.
Zwei der Täter sind bereits verurteilt worden. Seit Montag steht ein dritter Verdächtiger vor Gericht – und schweigt.
Der Angeklagte ist 36 Jahre alt und kommt aus Polen. Er war nach der Tat in ganz Europa per Haftbefehl gesucht worden und hatte schließlich in einem polnischen Gefängnis aufgespürt werden können. Dort saß er wegen Gewaltverbrechen eine mehrjährige Haftstrafe ab.
„Ich kriege keine Luft“
Im vergangenen Oktober war er schließlich nach Deutschland ausgeliefert worden. Seitdem sitzt er in der JVA Essen.
Es war der 4. Februar 2019, als der Angeklagte mit einem seiner Mittäter am Haus des späteren Opfers aufgetaucht sein soll. Die Täter warteten im Garten, weil anfangs niemand zu Hause war.
Als der 68-Jährige, der im Schützenverein eine bekannte Persönlichkeit war, mit seiner Lebenspartnerin ankam und in die Wohnung ging, folgten die Täter ihnen durch die Eingangstür, die nicht ganz verschlossen worden war. Beide wurden zu Boden gebracht, geschlagen und gefesselt. Der 68-Jährige wurde sogar mit einem Brecheisen geschlagen – gegen den Kopf. „Ich kriege keine Luft. Ich tue doch nichts.“ Das sollen seine letzten Worte gewesen sein.
„Es sieht nicht gut aus“
Auch die Lebensgefährtin (71) wurde gefesselt, verharrte in Todesangst in der Küche. Die Täter hatten Kleidungsstücke über ihren Körper geworfen.
Das ganze Haus wurde damals nach Wertsachen durchwühlt. Große Beute wurde allerdings nicht gemacht. Ein bisschen Bargeld, Schützenorden, Dokumente und kleinere Gegenstände mit ideellem Wert. Die 71-Jährige hatte schließlich den Notruf gewählt.
Für den 68-Jährigen kam jede Hilfe zu spät. Das hatte auch einer der Söhne sofort erfasst. „Es sieht nicht gut aus“, sagte er damals zu seinem Bruder, nachdem beide am Haus des Vaters aufgetaucht waren. Als der 68-Jährige am Montag als Zeuge vor Gericht vernommen wurde, war seine Stimme noch immer voller Entsetzen und Trauer.
Bleche am Gartentor positioniert
Den Richtern sagte er, dass der der Vater ein vorsichtiger Mann gewesen sei. Damit sich niemand heimlich in den Garten schleicht, habe er extra Bleche positioniert, die beim Öffnen des Gartentores umfallen und mächtig Lärm machen. Doch diesmal konnte die Sicherheits-Maßnahme nicht greifen. Die Täter waren schon da, als das Haus noch leer war.
Einer der Haupttäter war schon in einem früheren Prozess wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Gegen den damals ebenfalls angeklagten Fahrer des Fluchtwagens waren dreieinhalb Jahre Haft verhängt worden.
Dem nun angeklagten dritten Mann droht im Falle einer Verurteilung wegen Mordes ebenfalls lebenslange Haft.
Das Bochumer Schwurgericht hat für den Prozess noch zwölf Verhandlungstage bis zum 23. Juni eingeplant.