1. März, 1. April, 1. Mai: Deutlich später als ursprünglich geplant soll das 49-Euro-Ticket an den Start gehen. Ob der 1. Mai aber tatsächlich offizieller Starttermin für die Nutzung des Tickets sein wird, mit dem Pendler und Reisende für 49 Euro im Monat den ÖPNV im ganzen Bundesgebiet nutzen können, ist fraglich. Als rascher Nachfolger für seinen 9-Euro-Vorgänger aus dem vergangenen Sommer ist das Verkehrsangebot jedenfalls längst zu spät dran. Etliche Probleme müssen noch bewältigt werden.
Aus Sicht des Verbands deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) ist der 1. Mai als Startdatum realistisch, allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen, bekräftigten die Verbands-Chefs am Dienstag (24. Januar). „Wir brauchen eine Übergangsphase bis Ende des Jahres mit Papierlösungen“, sagt VDV-Präsident Ingo Wortmann in Berlin. „Wir wären sonst zu Beginn nicht in der Lage, allen Menschen, die ein Ticket wollen, eines zu verkaufen“
VDV: Diese Übergangslösung wird notwendig
Damit der Start im Mai erfolgen kann, braucht es demnach eine Übergangslösung - die Papierticket-Lösung sei notwendig. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) will, dass das 49-Euro-Abo für den Regionalverkehr ausschließlich digital angeboten und auch kontrolliert wird. Chipkarten oder Handytickets sind denkbar. Doch längst nicht alle der zahlreichen Verkehrsverbünde in Deutschland können diese Möglichkeit anbieten.
„In vielen Verbundräumen kriegen Sie noch jeden Monat den Papierschnipsel“, sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann ergänzend. Und selbst Verbünde mit eigenen Apps böten oft nicht die Möglichkeit, auch ein Abo übers Handy abzuschließen. Da brauche es entsprechende Updates.
Die Übergangslösung könne auch bedeuten, dass die Kundendaten digital bei den Verbünden hinterlegt seien und die Abonnentinnen und Abonnenten vorübergehend ein Papierticket ausgestellt bekommen. Es brauche dann eine bundesweit einheitliche Lösung mit Chipkarten oder Handytickets.
Zudem ist die Genehmigung der Tarife eine Hürde: Der Verband fordert eine bundesweit einheitliche Genehmigung. Sonst drohe ein Flickenteppich. „Wir wollen auf gar keinen Fall, dass es irgendwelche Räume gibt, in denen das Ticket gar nicht gilt, oder auch nicht verkauft werden kann, weil es an der Tarifgenehmigung scheitert“, betonte Verbandspräsident Wortmann.
Droht ein Flickenteppich?
Durch die zahlreichen und unterschiedlich großen Verkehrsverbünde verkompliziert sich darüber hinaus auch die Aufteilung der Einnahmen. Der VDV geht in ersten Prognosen davon aus, dass mehr als elf Millionen ÖPNV-Abokunden ihren Tarif ändern und auf das günstige 49-Euro-Ticket wechseln werden. Daraus entstehen den Unternehmen Verluste, die im ersten Jahr der Bund ausgleichen wird.
Doch dann wird es auch um die Frage gehen, wie die ungleichen Einnahmen aus dem Verkauf des 49-Euro-Tickets unter den Unternehmen aufgeteilt werden können. Schließlich dürften große Verbünde oder die Deutsche Bahn mit gut funktionierenden digitalen Angeboten deutlich mehr Tickets verkaufen als ein kleiner Verbund ohne eigene App.
Klärung der Probleme braucht Zeit
Die Klärung all dieser Fragen kostet viel Zeit. Nicht alle werden zum Start des Tickets geklärt oder gelöst sein. Der stellvertretende Unions-Fraktionschef Ulrich Lange äußerte gar die Befürchtung, dass das Vorhaben in der geplanten Form noch gänzlich scheitern könnte. „Die Länder werden am Ende eigene Lösungen finden“, sagte er der „Augsburger Allgemeinen“. Damit rücke der Wunsch der Ampelregierung nach einem bundesweiten, bezahlbaren ÖPNV-Ticket in weite Ferne. „So wird das 49-Euro-Ticket ganz schnell zum Mogelticket“, sagte der CSU-Politiker.
Der VDV gibt sich deutlich zuversichtlicher. An den eigenen Herausforderungen arbeite die Branche mit Hochdruck, betonten die Verbands-Chefs Wolff und Wortmann. Doch auch die Bundesregierung müsse noch liefern. Es fehle neben der Zustimmung der Kommission auch noch eine Änderung des Regionalisierungsgesetzes.
dpa/iri
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