Glück im Unglück: Zu Beginn der auf einen Monat angelegten Abrissarbeiten ist der mehr als 40 Meter hohe Wasserturm der ehemaligen Schachtanlage Auguste Victoria 3/7 bis auf die Grundmauern eingestürzt. Am Donnerstagmittag gegen 13 Uhr sackte der Turm innerhalb weniger Sekunden mit Donner und Staubwolke in sich zusammen. Verletzt wurde bei diesem spektakulären Einsturz niemand.
Wie RAG-Projektingenieur Robert Bures im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt, hatte der erfahrene Polier vor Ort eine Rissbildung im äußeren, nicht tragenden Mauerwerk entdeckt. „In dieser Situation kann man nicht einfach nichts tun, es bestand die Gefahr, das der ganze Turm unkontrolliert zur Seite stürzt“, so Bures.

Nach kurzer Beratung wurde der 50 Meter hohe Seilbagger aus Sicherheitsgründen ein Stück vom Turm zurückgefahren. Die zwei Tonnen schwere Abrisskugel schlug nun nicht mehr seitlich, sondern von oben gegen die Turmspitze. „Schon nach zwei oder drei Schlägen stürzte der schwere Stahlbeton-Wasserbehälter an der Spitze des Turms in die Tiefe und riss das gesamte Trag- und Mauerwerk mit herab“, sagt Robert Bures.

„Offenbar war das Tragwerk des Wasserturms relativ schwach ausgelegt“, sagt der RAG-Projektingenieur, der von der Einsturz-Nachricht überrascht wurde. Ein wirkliches Problem ist durch den Einsturz nicht entstanden: „Sämtliche Gefahrenstoffe waren schon vorher aus dem Wasserturm entfernt worden“, so Bures erleichtert.
Der Abriss des Wasserturms ist Teil der Umwandlung des Geländes der ehemaligen Schachtanlage Auguste Victoria 3/7 zum künftigen Industriepark gate.ruhr. Wie Robert Bures erläutert, sollte das 40 Meter hohe Gebäude zunächst mit der Stahlkugel des Seilbaggers bearbeitet werden. „Die eigentliche Herausforderung ist der massive Stahlbetonbehälter für das Wasser an der Spitze des Turms“, so Bures: „Mit der zwei Tonnen schweren Abrisskugel werden wir den Behälter knacken und den Turm auf 25 Meter herunterbrechen, dann übernimmt der Longfront-Bagger.“ So war der ursprüngliche Plan, der nun durch den Einsturz durchkreuzt wurde.

Der Wasserturm aus den 1950er-Jahren versorgte bis zur Stilllegung der Zeche 2015 das Löschwassernetz der Schachtanlage über Tage. Aktuell arbeitet der Longfront-Bagger an den Resten von Schacht 7. Das massive Gebäude aus Stahlbeton hatte sich beim Abriss über Monate hinweg als äußerst widerstandsfähig erwiesen. Im dritten Quartal 2024 soll der Abriss des Doppelbocks von Schacht 3 mit Fördermaschinengebäude beginnen. Im Jahr 2026 soll das Gelände aus der Bergaufsicht entlassen werden. Dann können sich neue Unternehmen ansiedeln.
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