Update, 13.11., 7 Uhr: Es waren dramatische Szenen in einer kleinen Gemeinde 100 Kilometer westlich von Berlin: Über 34 Stunden hat sich ein bewaffneter Mann in der Gemeinde Milower Land in einem Haus verschanzt. Einen Tag nach dem Einsatz, an dessen Ende der Mann tot auf dem Dachboden gefunden wurde, laufen die Ermittlungen zu den Hintergründen der Tat auf Hochtouren.
Vieles ist noch unklar - unter anderem, ob der Verdächtige von den Einsatzkräften erschossen wurde oder ob er sich selbst umbrachte. Die Staatsanwaltschaft Potsdam leitete deshalb ein Todesermittlungsverfahren ein. Das Ergebnis der Obduktion wird nach Aussage von Polizeisprecherin Kerstin Schröder für die kommenden Tage erwartet.
Auch die Verwandtschaftsverhältnisse zwischen den Beteiligten sind noch nicht geklärt. Zudem laufen Ermittlungen zu dem Fund einer Vielzahl an Waffen auf dem Grundstück und im Haus, auch eine Handgranate wurde dort entdeckt.
Kind wurde in Sicherheit gebracht
Der Einsatz hatte am Freitagnachmittag um 13.45 Uhr begonnen, als Polizisten in Vieritz in der Gemeinde Milower Land eintrafen, um einen Gerichtsbeschluss zu vollstrecken und ein Kind dem Jugendamt zu übergeben. Wegen möglicher Kindeswohlgefährdung waren auch Spezialeinheiten der Polizei beteiligt. Doch es gelang nicht, das Kind aus dem Haus zu holen. Zwei Männer verschanzten sich dort, auch das Kind und seine Mutter waren im Haus.
Am Freitagabend gelang es den Einsatzkräften zunächst, einen der beiden bewaffneten Mann zu überwältigen, als dieser vor die Tür des Hauses trat. Er wurde verhaftet und in die JVA Wriezen gebracht.
In der Nacht zum Samstag konnten dann auch Mutter und Kind das Haus verlassen. Das Kind wurde dem Jugendamt übergeben. Doch ein Mann hielt sich mit Waffen weiter im Haus auf, es kam zu Schusswechseln zwischen dem Verdächtigen und den Beamten.
Am Samstagabend gelang es den Einsatzkräften dann, in das Gebäude vorzurücken. Auch ein gepanzertes Fahrzeug kam zum Einsatz. Am Sonntag dann gegen 0.30 Uhr konnten Polizisten schließlich zu dem Mann vordringen, den sie leblos im Dachgeschoss des Hauses fanden. Ein Notarzt konnte nur seinen Tod feststellen.
Erstmeldung, 12.11.: Am Tag nach dem Großeinsatz wegen eines bewaffneten und nun toten Mannes in der Gemeinde Milower Land laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Unklar blieb am Sonntag zunächst vor allem, ob der Verdächtige von den Einsatzkräften erschossen wurde, oder ob er sich selbst umgebracht hat, wie Polizeisprecherin Kerstin Schröder am Sonntag in Brandenburg an der Havel sagte.
Die Staatsanwaltschaft Potsdam habe deshalb ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet, hieß es. Die Leiche des Verdächtigen soll am Sonntag obduziert werden. Ein Ergebnis werde für die kommenden Tage erwartet.
Mit einem Großaufgebot war die Polizei bereits am Freitagnachmittag zu dem Haus im Ortsteil Vieritz ausgerückt. Es ging um die mögliche Gefährdung eines Kindes. Die Beamten sollten Amtshilfe für das Jugendamt leisten und einen entsprechenden Beschluss des Amtsgerichts durchsetzen. Ob es um einen Sorgerechtsstreit oder die Inobhutnahme des Kindes ging, war eine von vielen Fragen, die am Sonntag weiter unbeantwortet blieb.
Immer wieder Schusswechsel
Der Mann hatte sich mit dem Kind, der Mutter und einem weiteren Mann in dem Gebäude verschanzt. Immer wieder kam es zu Schusswechseln zwischen dem Verdächtigen und den Beamten, sagte Sprecherin Schröder. „Der Mann hat Schüsse auf Polizeibeamte eingesetzt und entsprechend gab es die Reaktion der handelnden Kolleginnen und Kollegen vor Ort“, betonte sie. „Die Schusswechsel würde ich nicht zeitlich eingrenzen, sondern würde sie über den gesamten Verlauf des Einsatzes terminieren.“
Am Freitagabend gelang es den Einsatzkräften schließlich, den zweiten, ebenfalls bewaffneten Mann zu überwältigen, als dieser vor die Tür trat. Er wurde verhaftet und sitzt seither in der JVA Wriezen. In der Nacht zu Samstag konnten auch Mutter und Kind das Haus verlassen. Das Kind wurde dem Jugendamt übergeben. Alter und Geschlecht sind bislang ebenfalls nicht bekannt. Auch zu den jeweiligen Verwandtschafts- oder Bekanntschaftsverhältnissen machte die Polizei am Sonntag keine Angaben.
Spurensicherung im Einsatz
Im Haus verblieb bis zum Schluss der nun tote Verdächtige, der sich dort bis tief in die Nacht verschanzte. Am Samstagabend gelang es den Einsatzkräften, ins Gebäude vorzurücken. Gegen 0.30 Uhr konnten sie zu dem Mann vordringen, den sie leblos im Dachgeschoss des Hauses fanden. Ein Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen.
Am Sonntag war die Spurensicherung vor Ort im Einsatz. Auf dem Gelände sowie im Gebäude fanden die Kräfte den Polizeiangaben zufolge „eine Vielzahl an Waffen“, darunter auch eine Handgranate. Es seien mehr Waffen gefunden worden „als erwartet“, sagte die Polizeisprecherin am Sonntag, ohne zu präzisieren, was genau erwartet wurde. Auch zu der Art der weiteren Waffen gab es keine Angaben.
dpa
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