
© Jörg Gutzeit
307 Kinder aus Oer-Erkenschwick in Quarantäne: erste Schulschließung im Kreis RE
Albert-Schweitzer-Grundschule
Das Kreis-Gesundheitsamt zieht die Reißleine: Alle Kinder der Albert-Schweitzer-Schule wurden in 14-tägige Corona-Quarantäne geschickt. Das Infektionsgeschehen dort sei „außergewöhnlich“.
Das Kreis-Gesundheitsamt ist besorgt, die Eltern sowieso: Das Infektionsgeschehen an der Albert-Schweitzer-Grundschule ist „ungewöhnlich hoch“, wie es Kreis-Sprecherin Lena Heimers bezeichnet. Das Gespenst „Omikron“ schwebt als Sorge über allem. Die Ereignisse überschlugen sich, und die Oer-Erkenschwicker Grundschule nimmt eine traurige Sonderrolle ein.
Albert-Schweitzer-Schule in Oer-Erkenschwick geschlossen
Nachdem am Montag (13.12.) bekannt wurde und - vom Kreis bestätigt - zunächst sechs komplette Klassen in Quarantäne geschickt wurden, spitzte sich die Lage im Laufe des Nachmittags immer weiter zu. 29 Kinder galten bis zu diesem Zeitpunkt als eindeutig positiv auf Corona getestet. Dann musste die Zahl der in Quarantäne geschickten Klassen weiter erhöht werden, bis das Kreis-Gesundheitsamt schließlich die Entscheidung traf: Die Albert-Schweitzer-Grundschule wird vorerst geschlossen, alle Kinder müssen in Quarantäne. Es ist damit in der vierten Corona-Welle die erste von einer kompletten Schließung betroffene Schule im Kreis Recklinghausen.
„Es sind alle 307 Schülerinnen und Schüler der Schule vom Gesundheitsamt in Quarantäne geschickt worden“, bestätigt auch die kommissarische Schulleiterin Katharina Ludwig. Für sie alle steht nun das Lernen auf Distanz auf dem Stundenplan. Am Dienstagnachmittag (14.12.) dann der neue Sachstand: Alle Schüler wurden durchgetestet, in drei Pools gab es positive Testergebnisse. Wie viele Schüler akut infiziert sind, steht da aber noch nicht fest.
Gerüchte um Omikron an der Schule
Weiterhin hält sich das Gerücht hartnäckig, dass es einen bestätigten Omikron-Fall an der Schule gibt. Kreissprecherin Lena Heimers dementiert: „Es gibt bis jetzt keinen Omikron-Fall an der Schule.“ Wie besorgte Eltern gegenüber unserer Redaktion berichten, hatte es am Sonntag eine E-Mail vonseiten der Schulleitung gegeben, in der aber genau dies geschildert wurde. „Dabei muss es sich um ein Missverständnis in der Kommunikation zwischen Schulleitung und Kreis-Gesundheitsamt gehandelt haben“, sagt Heimers. Tatsächlich wurde nur die Untersuchung auf Virusvarianten wie Omikron angeordnet. Denn: „In der Albert-Schweitzer-Schule liegt ein ungewöhnliches Verbreitungsmuster vor“, wie Heimers erläutert. Nun müsse der Grund dafür herausgefunden werden. Es scheint auch Ansteckungen zwischen den Klassen gegeben zu haben.
Was allerdings bei Eltern für Besorgnis und Unverständnis sorgte, war die Anordnung des Kreis-Gesundheitsamtes, dass sich auch Kinder, bei denen kein positives Testergebnis vorliegt, in eine zehntägige Quarantäne begeben müssen. Das betrifft sogar ganze Klassen, in denen noch kein Coronafall bestätigt wurde. „Wie kann das denn sein?“, fragt eine Mutter gegenüber unserer Redaktion.
Quarantäneanordnung verärgert viele Eltern
Denn eigentlich hatte die Wiedereinführung der Maskenpflicht in Unterrichtsräumen folgende Auswirkung auf die Anordnung von Quarantänen: „Wird ein PCR-bestätigter positiver Fall im Klassenverband (...) festgestellt, so wird in der Regel nur für die mit dem Corona-Virus infizierte Person Quarantäne angeordnet“, heißt es dazu auf der Internetseite des Kreises. Aber das Kreis-Gesundheitsamt kann davon abweichen, wenn es die Situation nötig macht: Da eben gleich bei 29 Jungen und Mädchen mit Tests eine Virusinfektion nachgewiesen wurde, sah sich der Kreis gezwungen, weitreichendere Maßnahmen zum Schutz der Kinder anzuordnen. Und dazu gehört dann eben auch die Quarantäne. Das Kreis-Gesundheitsamt hat alle Kinder als direkte Kontaktpersonen eingestuft, als vorsorglichen Infektionsschutz, aufgrund des „undurchschaubaren Infektionsgeschehens“.
Lena Heimers erklärt: „Zehn Tage sind die gängige, auch vom RKI empfohlene, Quarantänezeit. Denn innerhalb dieser Tage kann die Infektion noch ausbrechen.“
Und dann folgt am Dienstag-Nachmittag die nächste weitreichende Entscheidung des Kreis-Gesundheitsamtes: Es verhängt über die 307 Schülerinnen und Schüler die Höchstdauer an Quarantänezeit: 14 Tage - gerechnet vom letzten Tag des Schulbesuchs. Das Amt reagiert damit auf das besorgniserregende und ungewöhnliche Verbreitungsausmaß der Coronainfektionen. Nach zehn Tagen bestünde theoretisch die Möglichkeit, die Quarantäne durch einen negativen Test zu verkürzen. Vorausgesetzt, es taucht nicht doch noch die Omikron-Variante bei den Testungen auf. Sollte dieser Fall noch eintreten, müssen alle die vollen 14 Tage in Quarantäne bleiben.
Ärger auch in den Kindergärten
Und während sich bei den positiv getesteten Kindern auch die Geschwister in Quarantäne begeben musste, gilt dies nicht für Geschwister bislang negativ Getesteter. Und das sorgte dann für einen Nebenschauplatz dieser vetrackten Situation: Einen Kindergarten durfte ein Geschwisterkind eines bis dato negativ getesteten Schulkindes der Albert-Schweitzer-Schule nur nach vorherigem Corona-Test betreten, wie ein betroffener Vater berichtet. Eine Anweisung vom Kreis für diese Maßnahme liegt zwar nicht vor, trotzdem dürfen auch Kindergartenleitungen solche Maßnahmen einführen. Über allem schwebt weiter der noch nicht geklärte Verdacht, die Omikron-Variante des Virus sei verantwortlich für die Infektionen: Generell gilt in den Kindergärten keine Testpflicht, „aber in Anbetracht der Lage ist uns das Risiko einfach zu groß“, erklärt Andreas Krebs, Verbundleiter dreier DRK-Kindergärten. Und auch andere Kindergärten haben ähnliche Maßnahmen getroffen. Man wolle keinesfalls Kinder diskriminieren oder drangsalieren, aber man dürfe nicht vergessen, dass sich auch die Erzieher große Sorgen machen. „Und da sind diese 15 Minuten für den Test am Morgen doch wohl nicht zu viel verlangt.“ Viele Eltern hätten darauf auch positiv reagiert. Und am Rande: Die nicht genutzten, in den Einrichtungen aber vorgehaltenen Tests stapeln sich in den Kartons...
Ein Kind des Ruhrgebiets, stets interessiert an der Geschichte und den Geschichten ihrer Heimatregion. Das Schönste im Alltag im Lokalen? Die vielen Begegnungen mit interessanten Menschen - mal überraschend, mal berührend. Wenn nicht im Dienst, dann gerne in ein Buch vertieft oder in Natur und Museen unterwegs.