Vor mehr als 15 Jahren ist das britische Mädchen Madeleine McCann verschwunden. Trotz jahrelanger Ermittlungen und mehrerer Hinweise auf einen Verdächtigen wurde die vermisste Maddie nie gefunden. Die Suche nach dem Mädchen wurde allerdings seit jeher medienwirksam begleitet. Nun behauptet eine 21-Jährige aus Polen, das verschwundene Mädchen zu sein.
In den sozialen Netzwerken teilt Julia Faustyna etliche Videos und Fotos, die ihre Ähnlichkeit mit Madeleine, sowie deren Eltern Kate und Gerry McCann beweisen sollen. Darauf vergleicht sie etwa ihre Augenform und -farbe, einen charakteristischen Fleck auf der Iris, den auch Maddie haben soll, sowie Details ihres Gesichts, um ihre Follower zu überzeugen. Innerhalb weniger Tage erhielten ihre Posts Tausende „Gefällt mir“-Angaben, mittlerweile folgen über 600.000 Menschen (Stand 20. Februar) dem Instagram-Profil der jungen Frau.
21-jährige Polin fordert DNA-Test
Angeblich wolle die junge Frau über Social Media die Aufmerksamkeit von Kate und Gerry McCann auf sich lenken, da sie von polnischen und britischen Behörden ignoriert werde. „Helfen Sie mir“, heißt es in ihrem Profil. Laut eigener Angaben versuche die 21-Jährige verzweifelt, einen DNA-Test zu veranlassen. Ihrer Profilbeschreibung zufolge hätten die Eltern von Maddie diesem bereits zugestimmt. Verifizieren lässt sich diese Behauptung jedoch nicht, die McCanns haben sich bisher nicht offiziell zu dem Fall geäußert.
Auffällig ist, dass der erste Post von Julia Faustyna bei Instagram erst vor wenigen Tagen erschien. Darauf ist die 21-Jährige auf zwei Fotos zu sehen. Auf dem ersten ist sie gemeinsam mit einem älteren Mann abgebildet, dessen Gesicht unkenntlich gemacht wurde.
Auf dem zweiten ist die junge Frau mit übergeschlagenen Beinen auf einer Straße sitzend zu erkennen, den Blick in die Kamera gerichtet. Unter dem Post stehen zahlreiche Hashtags, die scheinbar Aufmerksamkeit generieren sollen, neben #madeleine #mccann etwa auch #blonde, #polishgirl, #ootd (steht für „outfit of the day“, dt. Outfit des Tages) oder #fyp („for you page“, dt. Für dich-Seite) als Verweis auf die personalisierte Seite bei Tiktok.
Auch dort ist die 21-Jährige aktiv. Ihr meistgeklicktes Tiktok-Video wurde bereits über 2,8 Millionen Mal aufgerufen. Darin sind mehrere Fotos von ihr im Vergleich zu Maddie, Kate und Gerry McCann zu sehen. Unterlegt ist das Video mit einem Popsong und ähnlichen Hashtags.
Ihren eigenen Angaben zufolge soll die 21-Jährige als Kind von einem deutschen Pädophilen vergewaltigt worden sein. Der mutmaßliche Täter habe Ähnlichkeit mit einem Phantombild, welches auf der offiziellen Website „findmadeleine.com“ im Jahr 2013 von der Metropolitan Police veröffentlicht wurde.
Keine offizielle Bestätigung
Bislang lassen sich die Aussagen der Polin nicht bestätigen, die Behörden scheinen an ihrer Glaubhaftigkeit zu zweifeln. Auch der Psychologe Dr. Dirk Baumeier äußert gegenüber RTL.de: „Es handelt sich um freie Assoziationen, in denen sie aber weitläufige Verbindungen zu sehen bereit ist.“
Die Polizei in Wroclaw, dem angeblichen Wohnort der 21-Jährigen, habe bisher keine Kenntnis von der Frau, teilte eine Sprecherin auf RTL-Anfrage mit. In den Medien war die Polin auch als Julia W. bezeichnet worden.
Entgegen der Hoffnung von Maddies Eltern, gehen die Ermittlerinnen und Ermittler des Falls nicht davon aus, dass das vermisste Mädchen heute noch lebt. Sollte dies doch der Fall sein, müsste Madeline mittlerweile 19 und nicht 21 Jahre alt sein. „Man hat mir immer gesagt, dass ich jünger aussehe“, behauptet die junge Frau daher auf ihren Instagram-Kanal. Sie glaubt, von der Familie, bei der sie aufgewachsen ist, adoptiert worden zu sein.
Der Fall Maddie erhielt 2020 neue Medienpräsenz, als die Braunschweiger Staatsanwaltschaft gegen den Verdächtigen Christian B. ermittelte. Der 45-Jährige wurde wegen Vergewaltigung und Kindesmissbrauch angeklagt, auch Maddie McCann soll unter seinen Opfern gewesen sein. Derzeit sitzt er eine siebenjährige Haftstrafe unter anderem wegen der Vergewaltigung einer US-Touristin in Portugal ab.
RND
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