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19 Fragen und Antworten zu den geplanten Corona-Impfungen in NRW
Coronavirus
Bis Mitte Dezember soll der heiß ersehnte Impfstoff gegen das Coronavirus verfügbar sein. Damit stellen sich viele Fragen. Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengefasst.
In einer atemberaubenden Geschwindigkeit haben weltweit Pharmaunternehmen Impfstoffe gegen das Coronavirus entwickelt. Sofern nicht in allerletzter Minute noch etwas dazwischen kommt, wird in Deutschland der erste Impfstoff Mitte Dezember zur Verfügung stehen. Das hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn angekündigt und zugleich versichert, es werde keine lange Verzögerung geben. Sobald der Impfstoff da sei, werde mit dem Impfen begonnen.
Jetzt stellen sich viele Fragen rund ums Impfen. Wir haben die 19 wichtigsten in einem Frage- und Antwort-Stück zusammengetragen und erläutern, was bereits bekannt ist und wo es noch Unklarheiten gibt.
1. Wann ist damit zu rechnen, dass in Nordrhein-Westfalen mit den Impfungen begonnen wird?
Das Düsseldorfer Gesundheitsministerium ist zuversichtlich, dass die Impfstruktur bis Mitte Dezember steht. Sobald der Impfstoff tatsächlich auch da ist, werde man mit dem Impfen beginnen.
2. Warum werden eigene Impfzentren aufgebaut, statt etwa in den Hausarztpraxen zu impfen?
Dafür gibt es verschiedene Gründe. Zum einen muss zumindest einer der voraussichtlich verfügbaren Impfstoffe bei hohen Minusgraden transportiert und gelagert werden. Die sind nicht in jeder Praxis gewährleistet. Zweitens wird nicht gleich genügend Impfstoff für alle Menschen vorhanden sein. Deshalb werden zunächst die besonders gefährdeten Gruppen von Menschen geimpft werden (u.a. Senioren, Pflegebedürftige, Menschen mit schweren Vorerkrankungen). Das ist logistisch einfacher abzuwickeln als über Hausarztpraxen. Und drittens will man die ohnehin in der Wintersaison stark beanspruchten Hausarztpraxen nicht überfordern.
3. Wie viele Impfzentren wird es in NRW geben?
Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat in dieser Woche gesagt, dass man in jeder kreisfreien Stadt und in jedem Landkreis ein Impfzentrum aufbauen werde. Das werden demnach 53 sein. In besonders großen Städten wie etwa Köln, Dortmund oder Essen könne es darüber hinaus weitere „Filialen“ des örtlichen Impfzentrums geben. Zudem würden von dort mobile Teams eingesetzt, die etwa in Pflegeheime fahren.
4. Rein praktisch gefragt: Wie kommt der Impfstoff nach NRW und von dort in die Impfzentren?
Hier gibt es eine klare Aufgabenverteilung: Die Bundesregierung ist für die Beschaffung und Auslieferung des Impfstoffes an die Bundesländer verantwortlich. Das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium hat die Aufgabe, den Impfstoff in Empfang zu nehmen und dann dafür zu sorgen, dass er sicher und ohne Qualitätsverlust zu den Impfzentren gefahren und dort korrekt gelagert wird. Nach Auskunft des Ministeriums laufen darüber gerade Verhandlungen mit einem privaten Logistikunternehmen.
5. Wer bezahlt den Impfstoff, wie hoch sind die Kosten pro Dosis?
Die Bundesregierung ist für die Beschaffung des Impfstoffes verantwortlich. Sie übernimmt auch die Kosten. Wie hoch diese genau pro Dosis ausfallen werden, ist derzeit noch unklar.
6. Es wird voraussichtlich verschiedene Impfstoffe im Angebot geben. Wer entscheidet, welches Impfzentrum mit welchem Impfstoff ausgestattet wird?
Das ist derzeit noch offen. Die Antwort auf diese Frage hängt davon ab, wann welche Impfstoffe zur Verfügung stehen und dann vom Bund an die Länder geliefert werden.
7. Wer ist für den Aufbau der Impfzentren sowie möglicher „Filialen“ dieser Zentren sowie die mobilen Impfeinheiten zuständig?
Hier gibt es eine Aufgabenteilung, die Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann mit den Landräten und Oberbürgermeistern so abgesprochen hat. Dabei ist klar: Das Land trägt die Verantwortung für den Gesamtprozess. Das Land muss auch das Zubehör - beispielsweise die Spritzen - zur Verfügung stellen.
8. Was ist dann die Aufgabe der kreisfreien Städte und Landkreise?
Sie sind für die Organisation geeigneter Standorte und Räumlichkeiten für die Impfzentren, die Ausstattung (z.B. Mobiliar und Gebäudemanagement) verantwortlich. Außerdem müssen sie nicht-medizinisches Personal besorgen, das beispielsweise für die Abwicklung der Anmeldung sowie die Dokumentation zuständig ist. Darüberhinaus müssen sie sich um einen Sicherheitsdienst und entsprechendes Personal an und in den Impfzentren kümmern.
9. Wer akquiriert das benötigte medizinische Fachpersonal?
Diese Aufgabe übernehmen in NRW die beiden Kassenärztlichen Vereinigungen Westfalen-Lippe und Nordrhein. Etwa 34.500 Ärztinnen und Ärzte sind Mitglieder in diesen beiden Vereinigungen.
10. Wird es auch Zwangsverpflichtungen zur Mitarbeit in den Impfzentren geben?
Nein, das ist bisher nicht vorgesehen. Stattdessen setzt das Gesundheitsministerium auf Freiwilligkeit. Die beiden Kassenärztlichen Vereinigungen haben dazu im Internet ein Freiwilligenregister (www.freiwilligenregister-nrw.de) eingerichtet. Dort können sich Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte sowie Fachkräfte aus anderen medizinischen Berufen eintragen. Karl-Josef Laumann hat hier besonders Rentner, Teilzeitkräfte, Erziehungsurlauber, Studierende der Medizin und Menschen im Sabbatjahr angesprochen. Zu Beginn der Woche hatten sich in diesem Register beispielsweise bereits mehr als 550 Ärztinnen und Ärzte eingetragen.
11. Heißt „freiwillig“ auch „ehrenamtlich“?
Nein. Es sollen Tariflöhne gezahlt werden, hat Minister Laumann zugesagt.
12. Wie hoch ist der Personalbedarf pro Impfzentrum und pro mobiler Einheit – an Ärzten, Pflegekräften, Verwaltungsmitarbeitern?
Das lässt sich pauschal nicht beantworten, sondern hängt von der Größe des jeweiligen Impfzentrums ab.
13. Wie viele Impfungen werden pro Tag in einem Impfzentrum erfolgen können? Wie viele Impfungen wird ein mobiles Impfteam am Tag verabreichen können?
Auch hier ist eine pauschale Antwort nicht möglich. Das hängt nämlich zum einen von der jeweiligen Größe des Impfzentrums ab, zum anderen davon, welcher Impfstoff in welchen Chargen wann an das Land Nordrhein-Westfalen geliefert wird.
14. Wer trägt die Sach- und Personalkosten? Auch für die Miete und Ausstattung der Räumlichkeiten, die Ordnungskräfte etc. ?
Bund und Land werden – jeweils zur Hälfte – die anfallenden Kosten der zu schaffenden Impfstrukturen übernehmen.
15. Wer legt genau fest, wann beispielsweise die Bewohner und Mitarbeiter des Pflegeheims XY geimpft werden? Wer erstellt wie die Prioritätenliste?
Die Ständige Impfkommission, die Leopoldina und der Deutsche Ethikrat erarbeiten aktuell eine abschließende Empfehlung, welche Personengruppen in der Anfangsphase prioritär geimpft werden sollen. Das Land Nordrhein-Westfalen wird sich an diese Empfehlung halten.
16. Wie erfahre ich als Patient, wann ich mich wo impfen lassen kann? Gibt es eine Anmeldeplattform im Internet pro Impfzentrum, muss mich der Hausarzt kontaktieren oder werde ich gar angerufen?
Auf diese Fragen gibt es bisher vom Land noch keine konkreten Antworten. Hier arbeite man noch an dem genauen Prozedere. Aus dem Ministerium hieß es dazu lediglich: „Das Land hat bereits mit Hochdruck wichtige Eckpfeiler und Parameter für eine Impfstrategie entwickelt, die nun sukzessive – auch im engen Dialog mit den Kassenärztlichen Vereinigungen und Kommunen / Kreisen – verfeinert und weiterentwickelt werden.“
17. Die bisherigen Impfstoffe sehen im Abstand von vier Wochen eine zweite Impfung vor. Wird es direkt bei der ersten Impfung einen neuen Termin geben? Und: Wird auch an den Wochenenden und Feiertagen geimpft werden?
Diese Punkte gehören nach Angaben des Gesundheitsministeriums zu den Detailfragen, die derzeit noch geklärt werden.
18. Wie lange werden die Impfzentren benötigt werden?
Minister Laumann hat wiederholt öffentlich gesagt, dass das Jahr 2021 das Jahr des Impfens sein werde. Wie lange die Impfzentren exakt benötigt werden, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht verlässlich sagen.
19. Wird es eine zentrale Hotline zur Beantwortung aller Impffragen geben?
Diese Frage ist noch nicht abschließend geklärt. Aber, so teilte das Ministerium mit, die Landesregierung werde „selbstverständlich“ die Bevölkerung ausführlich informieren. Wie genau, das ist noch offen.
Ulrich Breulmann, Jahrgang 1962, ist Diplom-Theologe. Nach seinem Volontariat arbeitete er zunächst sechseinhalb Jahre in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten, bevor er als Redaktionsleiter in verschiedenen Städten des Münsterlandes und in Dortmund eingesetzt war. Seit Dezember 2019 ist er als Investigativ-Reporter im Einsatz.
