1850 Ukraine-Flüchtlinge: Unterkünfte im Kreis Recklinghausen werden knapp

© Jörg Gutzeit

1850 Ukraine-Flüchtlinge: Unterkünfte im Kreis Recklinghausen werden knapp

rnHerausforderung für Städte

Mindestens 1850 Ukraine-Flüchtlinge sind inzwischen im Kreis Recklinghausen angekommen, die Unterbringungs-Kapazitäten der Städte sind fast ausgeschöpft. Der Kreis bietet jetzt zusätzlich eine sogenannte Puffer-Unterkunft an.

Kreis Recklinghausen

, 23.03.2022, 17:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Unsere Flüchtlingsunterkünfte sind voll“, sagt Christoph Tesche. Der Recklinghäuser Bürgermeister weiß mit Blick auf den Zustrom von Menschen, die derzeit aus der Ukraine kommen, dass noch mehr Wohnraum geschaffen werden muss. Und Tesche fügt hinzu: „Da stehen die Städte alle vor der gleichen Herausforderung.“ Dominik Schad bestätigt die schwierige Situation für den gesamten Kreis Recklinghausen: „Wir haben derzeit in den Kommunen 2860 Plätze für Flüchtlinge, von denen 2417 belegt sind“, nennt der Leiter des kreisweiten Ukraine-Krisenstabs den aktuellen Stand vom 23. März. „Aktuell befinden sich offiziell 1850 Flüchtlinge aus der Ukraine im Kreis Recklinghausen. Dazu kommt noch eine Dunkelziffer - von Menschen, die noch nicht in den Städten gemeldet sind. Und es ist völlig unklar, wie viele Flüchtlinge noch in den Kreis kommen.“

Puffer-Unterkunft des Kreises soll die Städte zeitweise entlasten

Um die Städte zu unterstützen, bietet der Kreis Recklinghausen jetzt eine zusätzliche Unterbringungsmöglichkeit an. Die Sporthalle des Kuniberg-Berufskollegs in Recklinghausen - bereits 2015 als Wohnraum für Flüchtlinge genutzt - wird derzeit umgebaut und soll ab dem kommenden Montag für Flüchtlinge zur Verfügung stehen. „Dabei handelt es sich um eine Puffer-Unterkunft: Wenn die Städte Kapazitätsprobleme haben, springen wir ein, entlasten die Städte auf diese Art temporär“, erklärt Bodo Klimpel. „Sobald die Kapazitäten in den Städten wieder ausreichen, werden die Flüchtlinge dort untergebracht.“ „Durch diese Hilfe haben wir mehr Zeit, um mehr Kapazitäten zu schaffen“, begrüßt Christoph Tesche die Kreis-Initiative. Bis zu 120 Plätze soll die Kuniberg-Sporthalle für Flüchtlinge aus der Ukraine bieten. Außerdem plant der Kreis, zum 1. April eine eigene Unterkunft für coronainfizierte Flüchtlinge zu schaffen.

Victoria Uchirava, Tatjana Rizhova, Alona Habib und Katerina Marynyeh (v.l.) gehören zu den offiziell 1850 Flüchtlingen aus der Ukraine, die zurzeit im Kreis Recklinghausen leben. Die vier Frauen wohnen in der Unterkunft an der Josef-Wulff-Straße in Recklinghausen.

Victoria Uchirava, Tatjana Rizhova, Alona Habib und Katerina Marynyeh (v.l.) gehören zu den offiziell 1850 Flüchtlingen aus der Ukraine, die zurzeit im Kreis Recklinghausen leben. Die vier Frauen wohnen in der Unterkunft an der Josef-Wulff-Straße in Recklinghausen. © Jörg Gutzeit

Unterdessen bauen die Städte mit Hochdruck zusätzliche Unterbringungs-Kapazitäten auf: „Vor fünf Tagen gab es kreisweit noch 200 Plätze weniger - wir haben hier aktuell eine große Dynamik“, stellt Dominik Schad fest. Zugleich herrscht bei den Verantwortlichen von Kreis und Städten aber Unsicherheit und auch Unzufriedenheit. „Wir haben bis heute keine vernünftig geregelte Verteilung von Flüchtlingen. Da gibt es regional große Unterschiede“, kritisiert Christoph Tesche. Sein Castrop-Rauxeler Amtskollege Rajko Kravanja bestätigt, dass es keine verlässlichen Zahlen von Land und Bund gibt. Er bringt das Dilemma der Kommunen auf den Punkt: „Wir haben keine Zahlen, die Dynamik ist nur schwer abzuschätzen - aber wir müssen vorbereitet sein, Unterkünfte schaffen.“ Mit Blick auf die derzeitige ungleiche Flüchtlings-Verteilung fordert Rajko Kravanja: „Wir brauchen ein Steuerungsinstrument.“

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Auch wenn die Unterbringung der Flüchtlinge zunächst das zentrale Problem ist, gibt es eine Reihe weiterer Aufgaben, die die Ankunft der Menschen aus der Ukraine begleiten - von Impfangeboten für die Geflüchteten und ihre mitgebrachten Tiere über sprachliche Unterstützung und den Schulbesuch der Kinder bis zur Schaffung einer Arbeitsperspektive. Hier sind Kreis, Städte und Hilfsorganisationen gefordert. „Und es wird auch Einschnitte für die Bevölkerung geben“, sagt Rajko Kravanja - so wie jetzt zum Beispiel für die Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs Kuniberg, deren Sporthalle wegfällt. Hier findet nun ein Teil des praktischen Sport-Unterrichts nicht statt, „ein wichtiges Ventil für unsere Schüler“, wie Leiterin Manuela Korte sagt - auch mit Blick auf die bereits jahrelang bestehenden Krisensituationen. Dennoch betont sie. „Die Einrichtung der Unterkunft ist alternativlos.“

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