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100 Jahre Heinz Herkenrath: Naturschützer, Ornithologe und eine Legende
Rückblick
Heinz Herkenrath war ein Urgestein in Sachen Naturschutz in Holzwickede. Am 22. April wäre er 100 Jahre alt geworden. Zeit für einen Blick auf die Spuren, die er hinterlassen hat.
Niemand hat den Naturschutz in Holzwickede wie auch im ganzen Kreis Unna so geprägt wie Heinz Herkenrath. Der leidenschaftliche Naturschützer hat sich einen Namen gemacht, indem er genau hinschaute und bei Missständen auch gerne mal einen entsprechenden Brief ans Rathaus schickte.
Auch im hohen Alter war Herkenrath noch ein geschätzter Ratgeber, Mitglied in zahlreichen Organisationen und verfügte über ein breites, historisches Wissen. Er war von 1991 bis 2002 Ortsheimatpfleger, 1987 verlieh ihm die Gemeinde den ersten Umweltpreis und 2004 wurde er mit der Bundesverdienstmedaille am Bande geehrt. Am 22. April wäre Herkenrath 100 Jahre alt geworden. Zeit, um einen Blick auf die Spuren zu werfen, die er im Laufe seines Lebens hinterlassen hat.
Liebe entfachte schon früh
Seine Leidenschaft galt Natur und Tieren, und das bereits seit jüngster Kindheit, erzählt seine Tochter Christa Hennenkämper, die sich an die Geschichten ihres Vaters erinnern kann. „Als er fünf Jahre alt war, war sein Vater Pfarrer in Wuppertal. Als die Familie im Pfarrheim essen wollte, fand aber niemand den Sohn. Er war draußen und hat mit dem Fernglas Vögel beobachtet.“ Sie lacht. „Da fing das schon an. Das Essen war ihm nicht so wichtig.“

Vögel waren seine große Leidenschaft. Herkenrath konnte viele Stimmen nachahmen und begann bereits früh, die gefiederten Tiere zu beobachten. © Archiv
Vor allem seine gefiederten Freunde hatten es Herkenrath angetan. So arbeitete er mitunter am Brutvogelatlas und am Tieralphabet des Kreises mit und war ein Meister darin, Vogelstimmen nachzuahmen. 1992 erschien mitunter der Beitrag „Was fliegt denn da?“ im Naturreport. Mehr als 100 Artikel erschienen allein bis zu seinem 80. Geburtstag – unter anderem auch über das tierische Leben in Holzwickede.
„Er hat überall mitgemischt.“ Sie grinst. Auch für den Erhalt des Beversees in Bergkamen hat sich Herkenrath gemeinsam mit anderen eingesetzt – heute ist der Beversee ein Naturschutzgebiet. „Vögel, Wildtiere und Naturschutzgebiete – das war seine Welt.“
Sein kleines Paradies war sein eigener Garten. Da konnte er in der Nacht sogar Eulen und Fasane beobachten. In seinen eigenen vier Wänden konnte er täglich auf eine präparierte Ringeltaube, einen Bussard, einen Uhu und einen Fischadler blicken – gerettet aus dem Müll einer Schule.
Sein Weg in die Gemeinde
Obwohl in Wuppertal geboren, holte ihn 1952 seine Tante nach Holzwickede in die Rausinger Straße 45. Die Emscherquellgemeinde war ihm aber schon vertraut: In seinen Ferien hatte er hier bereits des Öfteren die Tierwelt beobachtet. So lag ihm auch das Wohl dieser Tiere am Herzen und nicht nur einmal in den folgenden 60 Jahren mischte er sich in die Kommunalpolitik ein. So wurde er für viele zu einem ersten Ansprechpartner in Sachen Vogelkunde und Naturschutz.

Zu seinem 90. Geburtstag gratulierte auch der evangelische Pfarrer Michael Niggebaum (l.), der Heinz Herkenrath passend zu Ostern eine Kerze überreichte. © Archiv
Die Großbaustelle an der Rausinger Straße zum Beispiel bedeutete für ihn nicht nur die Zerstörung von natürlichem Lebensraum, sondern auch eine erhebliche Belastung für die Anwohner. Das Haus, in dem er so viele Jahre seines Lebens verbrachte, steht heute nicht mehr, erzählt Hennenkämper. „Das ist jetzt leider abgerissen.“
Die eine Geschichte kann man sich über Heinz Herkenrath wohl nicht erzählen. Stattdessen besteht sein Vermächtnis aus vielen Anliegen, für die er gekämpft hat. „Mit der Fledermausstation in Holzwickede hat er auch eng zusammengearbeitet“, erinnert sich Hennenkämper.
Der Gemeinde blieb Heinz Herkenrath lange erhalten. Am 23. Dezember 2011 aber starb er schließlich im stattlichen Alter von 90 Jahren zu Hause friedlich an Altersschwäche.
Jahrgang 1995, aufgewachsen am Rande Mendens mit mehr Feldern als Häusern drumherum. Zum Studieren nach Köln gezogen, 2016 aber aus Sehnsucht ins Sauerland zurückgekehrt. Hat in der Grundschule ihre Liebe ans Schreiben verloren und ist stets auf der Suche nach spannenden Geschichten.
