Schiedsrichterin Shani Altshtat überzeugt „Als Frau hat man es im Fußballgeschäft leichter“

„Als Frau hat man es im Fußballgeschäft leichter“
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Sonntag für Sonntag hat sie das Kommando auf dem Sportplatz, gibt 22 Männern Anweisungen und trifft wichtige Entscheidungen. Shani Altshtat vom Kamener SC ist eine der wenigen Schiedsrichterinnen um Fußballkreis Unna-Hamm, die regelkundig und voller Empathie Partien im Amateurfußball leitet. Dabei fliegt ihr jedes Mal eine gehörige Portion Respekt entgegen. Darauf kann die 30-jährige Mutter auch stolz sein.

Beim Kamener SC Schiedsrichterin geworden

„Ich habe es zunächst selbst mit dem Frauenfußball beim Kamener SC versucht“, erklärt die Kamenerin den Beginn ihrer doch außergewöhnlichen Karriere. „Dann aber musste ich feststellen, dass ich nicht unbedingt die beste Spielerin bin“, gesteht sie ein. Schiedsrichter Helmut „Hammo“ Kampmann habe sie dann zum Schiedsrichterwesen überredet. „Und so habe ich dann den Lehrgang besucht und bin bei den Unparteiischen gelandet.“

Immerhin: Neun Jahre ist das nun schon her und Shani Altshtat ist immer noch mit großer Begeisterung dabei. „Es macht echt Spaß. Spieler und Trainer treten mir jedes Mal mit Respekt gegenüber. Ich glaube, dass ich gern gesehen bin, es gibt keine Probleme“, sagt sie. „Tatsächlich gibt es nur positive Erlebnisse.“

Auch ihre Vermutung liegt nahe, dass es mit dem weiblichen Geschlecht zusammenhängen könne. „Alle gehen mit einer Frau respektvoller um, als mit einem Mann. Als Frau hast Du es einfacher im Fußballgeschäft“, meint Altshtat. „Ich werde bei jedem Verein fast mit Kusshand begrüßt, jeder kümmert sich um mich.“

Kreisschiedsrichter-Obmann Torsten Perschke (l.) zeichnete auf dem jüngsten Ehrenamtsfest in Kamen-Kaiserau Shani Altshtat (r.)n und Thorsten Milde aus.
Kreisschiedsrichter-Obmann Torsten Perschke (l.) zeichnete auf dem jüngsten Ehrenamtsfest in Kamen-Kaiserau Shani Altshtat (r.)n und Thorsten Milde aus. © Teimann

Lediglich einmal musste Schiedsrichterin Shani Altshtat auch vor dem Sportgericht aussagen. „Das war ausgerechnet nach meinem erst dritten Spiel, in dem ich aber eine Rote Karte gezeigt hatte“, erinnert sie sich. „Der Spieler hat sich anschließend mir gegenüber frauenfeindlich geäußert. Das hat auch mir gereicht. Es war das erste und einzige Mal. Da gab es dann einen Sonderbericht. Hätte er sich im Zaum gehabt, hätte ich über einiges hinweggesehen.“

Das gewisse Fingerspitzengefühl zeichnet die heimische Schiedsrichterin zweifelsohne aus. Aber warum dann immer nur Kreisliga und nicht mehr? „Ich pfeife gerne Spiele um die Ecke, hier kenne ich viele und der Zeitaufwand hält sich im Rahmen“, sagt die Mutter eines zweijährigen Sohnes, den sie zusammen mit ihrem Partner Phillip Schäfer vom TuS Niederaden großzieht. „Außerdem bin ich ein wenig lauffaul“, schmunzelt sie.

Schiedsrichterin Shani Altshtat mit exotischem Wunsch

Für den heimischen Fußball an sich hat sie zwei Wünsche: „Ich möchte eigentlich, dass noch mehr junge Schiedsrichter zu uns kommen und dem tollen Hobby nachgehen. Es ist echt eine Bereicherung für die Lebenserfahrung“, sagt die Kamenerin, die auch für die Schiedsrichteransetzungen im Juniorenbereich zuständig ist.

Und schließlich wird es etwas exotisch: „Ich fänd es auch toll, wenn irgendwann einmal Frauen bei den Männern mitspielen können“, so Altshtat. Mitspielen würde sie dann wohl eher nicht, aber die Begegnung ganz sicher pfeifen.