„Phädra, in Flammen“ Lesbische Liebe zerstört eine Familie

Lesbische Liebe zerstört eine Familie
Lesezeit

Sich betrinkend und in einem knallfarbenen Kleid mit riesigen Puffärmeln hält Constanze Becker als Phädra einen eindrucksvollen Eingangsmonolog, in dem sie sich ihren Frust von der Seele redet.

Sie beklagt ihr Schicksal als Königin, als Trostpreis für ihren heldenhaften Mann, der mittlerweile Erektionshilfsmittel braucht. Sie will ihre Freiheit zurück, ein eigenes Leben - und davon erzählt sie mal überheblich, mal von Hass erfüllt.

Sechs tolle Mimen

Die Überschreibung des antiken Phädra-Mythos - „Phädra, in Flammen“ - von Nino Haratischwili feierte am Donnerstag umjubelte Uraufführung bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen.

Die Koproduktion mit dem Berliner Ensemble hat Nanouk Leopold inszeniert und sie setzt ganz auf die tollen sechs Schauspieler.

Berliner Esemble
Berliner Esemble in „Phädra, in Flammen“ bei den Ruhrfestspielen © JR

Protagonisten in der Therme

Gespielt wird im Bühnenbild von Elsje de Bruijn, das das Korsett, in dem Phädra im Palast gefangen ist, mit drei den Raum einengenden Wänden widerspiegelt. Auf diesen laufen meist blass-verschwommene Videos (Daan Emmen), die mal Kacheln zeigen, wenn sich die Protagonisten in der Therme aufhalten, mal Landschaften, die aber keinen Mehrwert haben.

Mit dem Auftauchen von Demophons Braut, Lili Epply gibt eine unbedarft-kesse Persea ab, eskaliert die Situation. Denn in dieser Fassung mit ihrer zum Teil vulgären Sprache verlieben sich Phädra und Persea.

Liebesspiel

Im Halbdunkeln sind die beiden beim Liebesspiel zu sehen. Auch Mama-Söhnchen Acamas freundet sich mit Persea an und versteht nicht, dass sie nicht mehr mit ihm kiffen will, später wird er die Affäre seiner Mama verraten. So wandelt sich Paul Zichner vom netten Bubi zum verzweifelt Wahnsinnigen.

Der Hohepriester (Paul Herwig) nutzt den Eklat, um wieder Menschenopfer einzuführen - und kommentiert die Hetzjagd auf Persea wie ein Sportmoderator, die Beschreibung ist allerdings etwas lang ausgefallen.

„Phädra, in Flammen“
„Phädra, in Flammen“ © JR

Stehende Ovationen

Zurück bleibt eine zerstörte Familie. Phädra verstummt, Maximilian Diehle wendet sich als Thronnachfolger von seinem Vater (Oliver Kraushaar) ab, und der testosteron-gesteuerte König versteht die Welt nicht mehr. Stehende Ovationen für 160 intensive Theaterminuten.

Isabella Rossellini im Gorilla-Kostüm: Sie hat ein Herz für Tiere

Hauschka musiziert jenseits aller Schablonen: Musikalisches Multitasking der besonderen Art

Der Krieg ist ein düsterer Dämon der Verrohung: „Der Wij“ von Kirill Serebrennikov