Letzte Generation blockiert Flughäfen in Düsseldorf und Hamburg Flugbahnen wieder frei

Mitglieder der Letzten Generation blockieren Düsseldorfer Flughafen: Störungen im Flugverkehr
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Mehrere Klimaaktivisten der Gruppe Letzte Generation haben auf dem Flughafen Düsseldorf und dem Airport Hamburg das Rollfeld blockiert. In Düsseldorf seien es nach Angaben eines Düsseldorfer Polizeisprechers sieben Aktivisten gewesen, die sich bereits gegen sechs Uhr morgens auf der Rollbahn festgeklebt hatten.

Um auf das Vorfeld des Flugplatzes in Düsseldorf zu gelangen, durchtrennten die Klimaaktivistinnen und -aktivisten nach eigenen Angaben einen Zaun. Damit wurde die Fahrt der Flugzeuge zur Startbahn blockiert, heißt es von der Gruppe. Die Letzte Generation protestierte damit „gegen die Planlosigkeit und den Gesetzesbruch der Regierung in der Klimakrise“, wie sie auf Twitter mitteilten.

Der Flugbetrieb am Flughafen Düsseldorf wurde „zeitweise eingestellt“. Laut Webseite des Airports wurden mehrere Ankunftsflüge zum Flughafen Köln/Bonn umgeleitet, Abflüge verspäteten sich. Gegen 7.30 Uhr sei die Nordbahn dort wieder freigegeben worden. Im Laufe des Tages könne es allerdings weiterhin zu Verspätungen von Flügen kommen. Wie viele Flüge von der Protestaktion betroffen waren, konnte eine Flughafen-Sprecherin zunächst nicht sagen.

Der Polizei sei es gelungen, alle festgeklebten Aktivistinnen und Aktivisten vom Rollfeld zu lösen, sagte eine Polizeisprecherin am Donnerstag. Wie viele Flüge von der Protestaktion betroffen waren, konnte eine Flughafen-Sprecherin zunächst nicht sagen. Eine große Zahl von Einsatzkräften war nach den Beobachtungen eines dpa-Fotografen vor Ort.

Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) kritisierte die Protestaktionen an den Flughäfen. „Diese Klima-Chaoten sind keine Aktivisten, sondern Kriminelle“, sagte Reul in Düsseldorf. „Flugzeuge, die die Landung abbrechen müssen, Familien, denen man den Start in den Urlaub verderben will - das hat rein gar nichts mit legitimen Protest zu tun. Wer da mitmacht muss wissen: Gefährlicher Eingriff in den Luftverkehr und Nötigung sind Straftaten.“

Polizisten stehen auf dem Flugfeld und versuchen Aktivisten der Gruppe Letzte Generation vom Asphalt zu lösen, nachdem sie sich festgeklebt haben.
Polizisten stehen auf der Landebahn in Düsseldorf und versuchen Aktivisten vom Asphalt zu lösen © picture alliance/dpa

Flughafen Hamburg: Flugbetrieb wieder aufgenommen

Auch am Hamburger Airport musste der Flugbetrieb am Morgen unterbrochen werden. Starts und Landungen waren nicht möglich. In Hamburg wurde der Flugbetrieb gegen 9.50 Uhr und damit knapp vier Stunden nach Beginn der Blockade wieder aufgenommen. Die zentrale Sicherheitskontrolle sowie die Check-in-Schalter in den Terminals sind wieder geöffnet. Nach aktuellem Stand wurden 17 Ankünfte und 19 Abflüge gestrichen. Zehn ankommende Flugzeuge wurden zu anderen Flughäfen umgeleitet.

Der Flughafen Hamburg schreibt auf Twitter: „Update 10:00 Uhr: Flugbetrieb am Hamburg Airport wieder aufgenommen. Ganztätig kann es zu weiteren Flugstreichungen und Verzögerungen kommen – Fluggäste und Abholer informieren sich bitte über ihren Flugstatus und kontaktieren bei Bedarf ihre Fluggesellschaft.“

Die Polizei war auch dort im Einsatz, um die Aktivisten von der Rollbahn zu lösen. Ein Sprecher des Lagezentrums der Polizei Hamburg bestätigte den Einsatz. Laut der Gruppe Letzte Generation verschafften sich die Aktivisten über den Sicherheitszaun Zugang zum Flughafengelände.

Klimaprotest am Flughafen: Was können betroffene Passagiere tun?

Passagiere, die von den Verspätungen und Ausfällen betroffen sind, haben bestimmte Rechte. Bei Flugstreichungen gilt: Die Passagiere können weiterhin darauf pochen, befördert zu werden - und sei es zu einem viel späteren Zeitpunkt. Alternativ können sie das Geld für das Ticket zurückverlangen. Sie haben hier also die Wahl.

Womit es bei den Störungen durch die Aktivisten der Letzten Generation eher schlecht aussieht, sind indes die Aussichten auf zusätzliche Entschädigungszahlungen. Aller Wahrscheinlichkeit nach handle es sich bei den Protesten um einen außergewöhnlichen Umstand, weil die Fluggesellschaften daraus entstehende Flugausfälle nicht selbst verschuldet haben, so Claudia Brosche vom Fluggastrechte-Portal Flightright.

Der Flughafenverband ADV kritisiert die Protestaktion. „Es ist nicht hinnehmbar, wenn die Sicherheit des Luftverkehrs gefährdet wird“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbands ADV, Ralph Beisel. „Schwerere Eingriffe in den Luftverkehr werden zurecht strafrechtlich verfolgt.“

Habeck, Wissing und Buschmann kritisieren Klimaproteste

Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck hat die Klima-Protestaktion der Letzten Generation an den Flughäfen Hamburg und Düsseldorf verurteilt. Der Grünen-Politiker sagte am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur: „Die Aktivisten, die jetzt lauter Menschen die Reise in den Urlaub verbauen, schaden dem Anliegen Klimaschutz massiv.“ Diese Form des Protests sei nicht richtig. Wer sich wirklich für Klimaschutz einsetzen will, der müsse die gesellschaftliche Akzeptanz mit im Blick haben. Klimaschutz gehöre laut Habeck in die Mitte der Gesellschaft. „Und so sollten wir auch an Klimaschutz rangehen.“

Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat die jüngsten Klima-Protestaktionen der Letzten Generation an den Flughäfen Hamburg und Düsseldorf scharf kritisiert. „Diese gefährlichen Eingriffe in den Verkehr müssen ein Ende haben. Was die „Letzte Generation“ betreibt, ist kein Klimaschutz sondern Kriminalität“, sagte der FDP-Politiker dem Nachrichtenportal „t-online“ am Donnerstag.

Dem Klimaschutz selbst erwiesen die Demonstranten einen Bärendienst. „Wer anderen den verdienten und lange ersehnten Jahresurlaub vermiest, trägt zur Spaltung unserer Gesellschaft bei“, so Wissing weiter. Der Rechtsstaat müsse hier hart durchgreifen.

Ähnlich äußerte sich auch Wissings Parteikollege Justizminister Marco Buschmann. „Viele Menschen freuen sich auf ihren verdienten Urlaub. Wenn @AufstandLastGen ihnen diese Freude nimmt, untergräbt sie die Akzeptanz für mehr Klimaschutz“, schrieb Buschmann bei Twitter.

Die „Blockierer“ müssten mit strafrechtlichen Folgen sowie gegebenenfalls auch „mit millionenschweren Schadenersatzforderungen“ rechnen.

Flüge: Klimaschädlicher geht es kaum beim Reisen

Fliegen ist die mit Abstand klimaschädlichste Art des Reisens. Die Nachfrage nach Flugreisen hierzulande hat nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft zum Start der Sommersaison noch einmal gegenüber dem Vorjahr kräftig zugelegt. Damit wird in diesem Sommer ein Niveau von rund 85 Prozent von 2019 erreicht - dem Jahr vor Beginn der Corona-Krise.

bani/mit dpa