Die alten Bergbauquartiere, „Alte“ und „Neue Kolonie“, in Brambauer sollen nach den Plänen der Stadt Lünen in Klimaquartiere umgewandelt werden. Dafür hat die Stadt beim Wettbewerb „Prima. Klima. Ruhrmetropole.“ des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung teilgenommen – und gewonnen. Das Gesamtprojekt ist für eine Laufzeit von fünf Jahren angesetzt. „Wir werden jetzt in den ersten Monaten die Zeit nutzen, erst mal auch Vertrauen aufzubauen“, erklärt Dennis Sakowski, Geschäftsführer von Plan-Lokal.
Was genau das für die jeweiligen Quartiere bedeutet, steht indes bislang nicht fest – die Stadtplaner wollen die Anwohner in die Planungen einbeziehen. „Das Projekt ist so ausgelegt, dass wir also jetzt nicht irgendwie eine Idee haben, wie es 2029 aussehen soll, sondern wir wollen einzelne Teilprojekte ausprobieren“, so Stadtplaner Thomas Berger.
Urban Gardening in Brambauer?
Eine der beiden Flächen zwischen der Ottostraße und Josefstraße zeichnet sich vor allem durch eine Sache aus: Dort sind mehrere kleine Gärten angelegt. „Wir haben hier relativ viele Gärten, die nicht nur als Zielgärten genutzt, sondern wirklich hier auch zum Anbau genutzt werden“, sagt Sakowski. Dementsprechend sollen mit den Anwohnern auch über Mitmachangebote in diesem Bereich gesprochen werden, beispielsweise „Urban Gardening“, also eine in der Stadt angebaute Lebensmittelproduktion.

Präsenz und Gespräche
Die erste Informationsveranstaltung ist für Anfang Juni geplant. Doch um mit möglichst vielen Anwohnern sprechen und ihre Wünsche und Bedürfnisse mit in die Planung einfließen zu lassen, möchten die Planer bei Veranstaltungen, Stadtfesten und vor Ort Präsenz zeigen. „Hier im Quartier geht es auch darum, für das Thema Nachhaltigkeit zu sensibilisieren. Energieeinsparung, Kosteneinsparung, dass man da Aufklärung leistet. Und das möchten wir, indem wir eben auch Informationen wirklich an die Bewohner bringen“, erklärt Annika Lipke von der Klimaagentur Rhein-Ruhr.
Dabei soll thematisiert werden, welchen Vorteil die Anwohner haben, beispielsweise, wie sie durch bestimmte Maßnahmen Geld einsparen können, so Lipke weiter. Viele der Gespräche werden Melanie Kleefeld und Lea Heer, die laut Berger das Gesicht des Sanierungsmanagements bilden sollen, führen. „Lea Heer ist in den vergangenen Wochen schon unterwegs gewesen, um mit Personen in den Mietergärten Kontakt aufzunehmen und ins Gespräch zu kommen, wie die Flächen heute schon genutzt werden“, so Berger.

Energetische Sanierungen
Inhaltlich sieht Berger verschiedene Schwerpunkte, wie er erklärt: „Es geht nachhaltige Freiraumentwicklungen. Das heißt, wir wollen im Rahmen der Klimafolgenanpassung versuchen, die vorhandenen verschiedenen Freiräume, die es gibt, qualitativ und von den Nutzungsmöglichkeiten zu entwickeln.“ Für beide Quartiere gibt es mehrere Ansätze, die von der Struktur unterschiedlich sind. Außerdem soll das Wohnumfeld verbessert werden. „Da sind dann wir als Stadt gefragt, wenn es darum geht, die Straßenräume und die öffentlichen Flächen zu gestalten“, sagt Berger. Ein zusätzliches Thema sind Klimafolgenanpassungen, etwa Hitzeinseln vermeiden oder Entsiegelungen.
Doch nicht nur die Flächen sollen eine neue Nutzung erfahren, sondern auch die Wohnhäuser sollen energetisch saniert werden. Deswegen werden die LEG und die Vivawest mit in die Planungen einbezogen. Für die Vivawest hat der Standort Lünen und speziell Brambauer eine besondere Bedeutung, wie Born betont: „Insgesamt umfasst unser Bestand ungefähr 14.200 Wohnungen, 7.200 in Lünen und mehr als 2.000 in Brambauer. Wir haben zwar eine gute Gebäudesubstanz. Wir versuchen, unsere Bergarbeitersiedlungen in die Zukunft zu transformieren.“ Das soll dazu beitragen, das Ziel zu erreichen, bis 2045 die Gebäudebestände CO₂-neutral zu machen. „In den nächsten zwei Jahren werden wir über 600 Wohnungen umrüsten“, sagt Born. Zuletzt wurden Wohnungen an den Straßen „Starweg“ und „Hermannstraße“ durch die Vivawest modernisiert.
