Inflation und gestiegene Zinsen machen die Finanzierung von Immobilien schwieriger. Wer seine Raten nicht mehr zahlen kann, dem droht im schlimmsten Fall die Zwangsversteigerung seines Eigenheims. Laut Angaben des Fachverlags Argetra gab es 2023 deutschlandweit rund 12.300 Zwangsversteigerungen. Erstmals seit vielen Jahren ist die Tendenz damit wieder steigend. In gut zwei Dritteln der Fälle handelte es sich um Wohnimmobilien. Der überwiegende Teil davon waren Ein- und Zweifamilienhäuser.
Wir haben nachgefragt, ob sich dieser Trend auch am Amtsgericht Lünen zeigt. Hier werden nicht nur Immobilien aus Lünen, sondern auch aus Selm und Werne versteigert. Für das Jahr 2024 stehen bereits vier Termine im Kalender. Der jüngste fand am Montag (19. Februar) statt. Weitere sind für den 22. April sowie für den 10. und 6. Juni angesetzt.
Beim Blick auf die Statistik des Amtsgerichts wird schnell klar: Schon in den vergangenen fünf Jahren waren die Zahlen keineswegs stabil. Ganz im Gegenteil. Sie schwanken erheblich. Das hängt allerdings auch damit zusammen, dass die Verfahren differenziert nach unterschiedlichen Status erfasst werden.
Anträge für Zwangsversteigerungen in Lünen werden teils zurückgezogen
Einerseits wird die Zahl der eingegangenen Anträge auf Zwangsversteigerungen erfasst. Nicht alle davon werden jedoch noch im selben Jahr abgeschlossen. Dementsprechend gelten sie noch nicht als „erledigt“. Erst sobald eine Immobilie bei einem Termin tatsächlich von jemandem ersteigert wird, gilt das Verfahren als „durchgeführt“.
Bisweilen sind mehrere Termine erforderlich, bis das der Fall ist. Hinzu kommt: Anträge auf Zwangsversteigerungen werden nicht selten kurzfristig zurückgezogen. Teils geschieht dies sogar erst beim anberaumten Termin. Ein Grund kann sein, dass sich kurzfristig noch eine andere Möglichkeit der Finanzierung für den Schuldner ergeben hat.
Und mit Blick auf die Verfahren am Amtsgericht Lünen fällt auf: Tatsächlich ist die Zahl der Eingänge 2023 gegenüber den Vorjahren deutlich gestiegen. Waren es im Jahr 2021 noch 14 Eingänge, so lag die Zahl im vergangenen Jahr bei 27. Aber: Das sind deutlich weniger als noch vor der Corona-Pandemie. Im Jahr 2019 gingen beispielsweise 46 Anträge ein. Bei 35 anberaumten Terminen wurden damals 18 Immobilien versteigert. Noch mehr Termine gab es mit Blick auf die vergangenen fünf Jahre nur 2021 (39 Termine). Seinerzeit wurden 11 Immobilien versteigert. 2023 waren es lediglich 6, im Jahr 2020 sogar nur 3.
Wie viele es 2024 wohl sein werden, lässt sich schwer abschätzen. Deutschlandweit dürften die Zahlen laut Einschätzung der Experten allerdings weiter steigen. Gut möglich, dass sich das dann auch in Lünen, Selm und Werne zeigt.
