Nach einer coronabedingten Zwangspause trafen sich Mittwochabend (19. April) vornehmlich CDU-Mitglieder zur mittlerweile fünften Vortrags- und Diskussionsrunde im Rahmen der „CDU-Zukunftswerkstadt Lünen 2035“. Thema des Abends im Herz-Jesu-Pfarrgemeindesaal in der Lüner City war die „Soziale Stadt Lünen“. Hauptredner der Zukunftswerkstatt sollte ursprünglich Nordrhein-Westfalens Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales Karl-Josef Laumann (CDU) sein, der jedoch kurzfristig aus Termingründen absagen musste. Für Laumann ergriff stellvertretend Staatssekretär Matthias Heidmeyer das Wort.
Wie geplant nutzte Laumanns Vertreter die Gelegenheit, um die Anstrengungen der schwarz-grünen Landesregierung im Kampf gegen die landesweite Armut zu erklären und die Notwendigkeit anhand einiger Zahlen zu veranschaulichen.
Laut dem Staatssekretär lebt im bevölkerungsreichsten Bundesland jedes fünfte Kind in einer Bedarfsgemeinschaft, in Lünen sei jedes vierte von Armut betroffen.
Corona, der Ukraine-Krieg und steigende Lebenshaltungskosten hätten die Situation in jüngster Zeit noch verschärft, sagte Matthias Heidmeyer. Es dürfe auch nicht sein, dass landesweit 44.000 Jugendliche ohne Abschluss und Ausbildung dastünden. An diesem Punkte setze die Landesregierung in Zusammenarbeit mit den Kommunen an. Ziel sei es, sagte der Staatssekretär, den jungen Menschen eine Perspektive zu bieten. Heidmeyer machte keinen Hehl daraus, dass dies eine Herkulesaufgabe sei, da man vielen Jugendlichen erst einmal wieder vermitteln müsste, wie es ist, früh aufzustehen. Besonders wichtig seien Praktika, um Jungen und Mädchen für eine Ausbildung zu interessieren.

Mehr Obdachlose
Weitere Redner des Abends waren Alexander Lenz, Leiter der Diakonie-Beratungsstelle für Wohnungslose in Lünen und Angelika Wegener von der Geschäftsführung der „Deutsche Rentenversicherung“.
Wie Alexander Lenz sagte, habe die Wohnungslosigkeit in Lünen im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2012 spürbar zugenommen. Nach wie vor seien von Obdachlosigkeit mehr Männer als Frauen betroffen. Wobei die Gründe unterschiedlich seien. „Obdachlose Männer haben meistens eine Suchtproblematik, bei Frauen spielen in der Regel Trennungen oder häusliche Gewalt eine entscheidende Rolle.“
Dem in jüngster Zeit viel diskutierten aus Finnland stammenden Thema „Housing-First“ erteilte Lenz mehr oder weniger eine Absage. Grund dafür sei der ohnehin schon knappe Wohnraum in Lünen. Beim Housing-First-Konzept steht die Vermittlung einer Wohnung mit eigenem Mietvertrag am Anfang der Hilfe und ist nicht an Bedingungen der Annahme weiterer Unterstützungsangebote geknüpft.
Rentenexpertin Angelika Wegener gab den Zuhörern mit auf den Weg, dass die Rentenkasse trotz aller Krisen zurzeit gut gefüllt sei. Gleichwohl stellte sie klar, dass zur langfristigen Sicherung des umlagefinanzierten Systems wegen der demographischen Entwicklung Reformen zwingend nötig seien.