Gerade einmal eine Woche ist es her, dass Christian Klicki am 27. Oktober 2022 zum Beigeordneten der Stadt Lünen gewählt worden ist. Der CDU-Mann aus Wermelskirchen übernimmt die neue vierte Beigeordnetenstelle. Sie einzurichten, war höchst umstritten im Rat. Doch auch der 30-Jährige selbst ist nicht unumstritten.
Das zeigen die 15 Gegenstimmen bei seiner Wahl im Lüner Ratssaal: das schlechteste Ergebnis bei der Abstimmung über die drei neuen Mitglieder des Verwaltungsvorstandes. Doch mit Gegenwind kennt sich der 30-Jährige aus, wie ein Blick drei Jahre zurück zeigt. Der Schauplatz: die 22.000-Einwohner-Stadt Radevormwald.
Erster Anlauf klappte nicht
In dieser Stadt im Bergischen Land war der promovierte Jurist Christan Klicki im Dezember 2019 zum Ersten Beigeordneten gewählt worden – mit gerade einmal 27 Jahren. Das war für die SPD vor Ort Grund genug, um an seiner Eignung zu zweifeln. Auch die Grünen im Radevormwalder Rat sorgten sich, ob er dem Amt gewachsen sei. Daraufhin gab der dortige Bürgermeister Johannes Mans ein juristisches Gutachten bei einer Fachkanzlei für Kommunalverwaltung in Auftrag.
Das Ergebnis: Christian Klicki verfüge nicht über ausreichend Berufs- und Führungserfahrung, um das Amt des Ersten Beigeordneten und Kämmerers auszufüllen. So trat der Jurist nach seiner Wahl im Dezember 2019 bereits am 17. Januar 2020 wieder zurück und kam damit einer Beanstandung der Wahl zuvor – auch weil ihn die Heftigkeit der Angriffe gegen seine Person erschreckt hätten, wie er damals der Rheinischen Post sagte.
Im Zuge des Rücktritts wurde auch Kritik an der Verwaltung vom Radevormwald geäußert. Die habe während des Bewerbungsprozesses nicht ausreichend geprüft, ob Klicki ein geeigneter Kandidat für die Stelle sei. Bürgermeister Johannes Mans widersprach dem aber. Die Verwaltung habe beschlossen, dass für die Tätigkeit das erste juristische Staatsexamen ausreichend sei. Das konnte der damals 27-Jährige vorweisen.

Gutachten in Lünen unwichtig
Zurück nach Lünen: Im Bewerbungsprozess für die vierte Beigeordnetenstelle stellten sich sieben Männer und eine Frau vor. Gegen all die Bewerber konnte sich Christian Klicki, der aktuell Persönlicher Refernt des Bürgermeisters und Leiter der Stabsstelle Wirtschaft und Marketing ist, letztlich durchsetzen. Das inzwischen drei Jahre zurückliegende Gutachten aus Radevormwald habe dabei keine Rolle gespielt, sagte der Pressesprecher Daniel Claeßen. Es liege der Stadt auch nicht vor.
Ob das Alter Klickis Thema war oder sich die Stadt bewusst für einen jungen Beigeordneten entschieden hat, diese Frage ließ der Stadtsprecher unbeantwortet. Zu personenbezogenen Inhalten der Bewerbungen gebe er keine Auskunft.
Mit der Erfahrung aus Radevormwald geht Christian Klicki offen um. „Was meine Wahl in Radevormwald angeht, habe ich mich aus heutiger Sicht zu früh beworben“ erklärt er gegenüber der Redaktion. Dennoch sei sein Berufsziel immer das Amt eines Beigeordneten gewesen. Als das in Radevormwald doch nicht klappte, sei es ein logischer Schritt gewesen, erst weiter als Rechtsanwalt und später als Persönlicher Referent des Bürgermeisters zu arbeiten, wie er sagt.
Klicki bald Chef von 150 Mitarbeitenden
Nach seiner Wahl durch den Lüner Rat wird Klicki als vierter Beigeordneter künftig ein Dezernat mit 150 Mitarbeitenden leiten. Diese kümmern sich unter anderem um die Bereiche Stadtentwicklung, Klimaschutz und Mobilität. Zuvor lag die Zuständigkeit beim Technischen Beigeordneten Arnold Reeker.
Um Arnold Reeker, aber auch Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns zu entlasten und die Abläufe zu beschleunigen, hatten SPD und CDU die Aufgaben der Dezernate neu zugeschnitten und die vierte Stelle geschaffen. Begeistert war der Technische Beigeordnete Reeker von diesen Plänen nicht, er war einer der lauten Kritiker.
Trotzdem hofft Christian Klicki auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit dem Technischen Beigeordneten. „Ich bin überzeugt, dass das klappen wird. Ich kenne Herrn Reeker nun auch schon das eine oder andere Jährchen und ich glaube, wir wuppen das zusammen“, so der Jurist.
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