Wechselvolle Geschichte der Zeche Victoria Blick zurück auf das Bergbau-Unternehmen in Lünen

Wechselvolle Geschichte der Zeche Victoria: Blick zurück auf das Bergbau-Unternehmen in Lünen
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Die Zeche Victoria in Lünen blickt auf eine lange Geschichte zurück. Diese beginnt 1870 mit der Suche nach Steinkohle und Erz durch die Gesellschaft Schlägel & Eisen im Raum Lünen-Wethmar auf der grünen Wiese. Im Laufe der folgenden knapp zehn Jahre wurden mehr als zehn Grubenfelder verliehen und unter dem Namen Victoria konsolidiert. 1908 beginnen die Teufarbeiten für die Schächte 1 und 2, die bei 518 Metern die Sohle 1 und bei 608 Metern die Sohle 2 erreichen. 1910 wird dann die Förderung aufgenommen, 1911 kommt eine Kokerei dazu, die später mit dem anfallenden Kokerei-Gas den Gasometer der Lüner Stadtwerke füllt. Ab 1912 tritt als alleiniger Kuxen-Inhaber die Harpener Bergbau AG als Betriebsführer auf.

1940 übernimmt Victoria die Zeche Preußen I in Gahmen samt Grubenfeld Preußen-Nord. 1956 erfolgt die Umbenennung in Gahmen auf den Namen Victoria 3/4. Man ist mit dem Abbau auf der dritten und vierten Sohle bei einer Tiefe von 749 und 839 Metern angekommen. 1960 wird in Gahmen die Förderung eingestellt, Schacht 4 erhält ein neues Fördergerüst. Am Standort Victoria 1/2 endet der Betrieb der Kokerei. In Gahmen wird 1961 die Seilfahrt wieder aufgenommen, auf der 5. Sohle wird ein Verbindungsquerschlag zur Zeche Gneisenau geschaffen. Diese übernimmt 1963 das Westfeld. Weil die Kohlevorräte oberhalb der 4. Sohle abgebaut waren, wird Victoria 1/2 1964 stillgelegt.

Gneisenau, die das Restfeld von Victoria übernommen hatte, nutzt deren Schächte zur Bewetterung. 1974 kommt neues Leben in den Standort am Wüstenknapp. Schacht 1 war bis auf die 10. Sohle von Gneisenau tiefer geteuft worden und es stand ein neues Fördergerüst über dem Schacht. Das Baufeld war zwar von der Zeche Haus Aden in Bergkamen übernommen worden, aber auf Victoria ist man offen für Seilfahrt und Bewetterung. 17 Jahre geht das noch so weiter, dann erfolgt am 28. Juni 1991 die letzte Seilfahrt auf dieser Lüner Zeche. Doch im Baufeld Victoria geht der Kohleabbau noch über die Zeche Haus Aden weiter, die auch viele Kumpel aus Lünen übernommen hatte. Bis 1998 wird hier die Kohle von Victoria gehoben. Aber am 27. Februar 1998 ist damit auch endgültig Schluss.

Die letzte Lore, mit Steinkohle gefüllt, wurde feierlich zutage gefördert. Auf dem Betriebsgelände in Lünen blieben die zentralen Werkstätten des großen Verbundbergwerks Haus Aden/ Monopol noch eine Zeit in Betrieb, dann begann der Abbruch der Bauwerke samt Fördergerüst. Auf den verbliebenen Betriebsteilen des Verbundwerkes in der östlichen Nachbarschaft von Lünen erreichte man bis zum dortigen Ende Abbautiefen von 1365 bzw. 1635 Metern. Am Standort Gahmen waren die beiden Schächte bereits 1983 verfüllt worden. Für einen Teil der Betriebsgebäude fand man eine Umnutzung, die durch die Förderung des Grundstücksfonds Ruhr realisiert wurde. Für den ehemaligen Hauptstandort von Victoria am Wüstenknapp gab es auch bald Pläne, wie das große Gelände, das nun praktisch mitten in der Stadt lag und eine interessante Fläche darstellte, zu nutzen sei.