Es war ein historischer Tag in Lünen-Brambauer. Auch das Fernsehen war am 30. Juni 1992 in die Lippestadt gekommen. Vor der historischen Hauptverwaltung der Zeche Minister Achenbach versammelten sich die letzten noch beschäftigten Bergleute und ihre Angehörigen. Sie waren zusammengekommen, um der Abschiedsrede ihres Direktors Dr. Zeppenfeld zuzuhören. Er verkündete in seiner Rede das Ende der größten und traditionsreichsten Schachtanlage in Lünen.
Schon in den Tagen zuvor machte sich Abschiedsstimmung breit. Die meisten Kumpel hatten bereits ihre persönlichen Sachen aus den Kauen mitgenommen. Nach mehr als 90 Jahren war nun endgültig Schluss. An einem Ort, an denen zu Hochzeiten mehr als 5000 Beschäftigte in Lohn und Brot standen. In den letzten Wochen vor der Schließung kamen auch noch etliche Besucherinnen und Besucher, um eine letzte Grubenfahrt zu erleben. Eine Ära war zu Ende, mit vielen wechselvollen sowohl guten als auch schlechten Ereignissen. Zu den schlechten gehörten auch die erheblichen Beschädigungen, die im Zweiten Weltkrieg durch Bomben angerichtet wurden. Viele Frauen mussten da mit Hand anlegen, um über das Schlimmste hinwegzukommen.
Der Pütt hatte über Jahrzehnte einen Stadtteil wachsen und aufblühen lassen. Vorbei die gemeinsamen Erlebnisse unter und über Tage – das erste Bierchen nach der staubigen Schicht vor Kohle an dem wohl bekanntesten Kiosk hinter dem Zechentor. Das Ende von Minister Achenbach traf nicht nur die dort Beschäftigten, sondern es betraf auch die gesamte Anlage. Sie sollte relativ schnell verschwinden, um einem Gewerbegebiet Platz zu machen. Mit öffentlichen Geldern gefördert begann 1993 der Rückbau aller Bauwerke und Gebäude.
Was die schweren Bagger nicht allein schaffen konnten, wurde mit vielen Sprengladungen zu Fall gebracht. Und wieder war das Fernsehen zugegen, um die Momente festzuhalten, in denen die mit Kohlenstaub gesättigten Anlagen in die Luft flogen. So entstand im Schatten der imposanten Bergehalde nach und nach eine große Freifläche, auf der sich nun neues Gewerbe ansiedeln konnte. Aber nicht alle Betriebsteile der Zeche Minister Achenbach, die einmal sieben Schächte betrieben hatte, sollten dem Abbruchhammer zum Opfer fallen. Für die Anlage Achenbach 3/4 an der Heinrichstraße, die auch den Namen von Carl Haarmann trug, hatte man andere Pläne. Hier sollten so viele Bauwerke wie möglich erhalten bleiben und eine ganz besondere Umnutzung erfahren. An etlichen stillgelegten Zechenstandorten im Revier waren an solchen Orten Technologiezentren entstanden, die nach dem Ende des Bergbaus in eine moderne Zukunft führen sollten.
